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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst
Autoren: Jutta Ahrens
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sich warten. Sie wollte noch eine Freundin mitbringen. Wahrscheinlich saß die stundenlang vor dem Spiegel, um auf diesen Midian Eindruck zu machen.
An Fiona kann diese Verspätung nicht liegen
, überlegte Justin. Jedenfalls war sie zu ihren Interviews immer pünktlich erschienen, dezent geschminkt und professionell distanziert.
    »He! Woran denkst du?«
    Justin schreckte auf. »An Fiona. Nun muss sie aber wirklich bald kommen.«
    Er blinzelte in den sonnenhellen Platz, aber zwischen den Touristenschwärmen konnte er niemand erkennen. Nervös griff er nach einer Zigarette und hielt Midian das Etui hin. »Rauchst du?«
    »Das Zeug nicht.« Midian zog aus seiner Gesäßtasche einige unverkennbare Utensilien.
    Justin sah mit Entsetzen, dass er sich einen fetten Joint rollte.
    »Schwarzer Afghane, das Beste, was es auf dem Markt gibt. Willst du?«
    Justin schüttelte den Kopf. »Das macht mich müde.«.
    »Verstehe. Wie ist es mit einer Line Koks?«
    »Du hast Koks mit?« Justin schaute sich vorsichtig um und entdeckte in einiger Entfernung die Carabinieri.
    Midian zuckte die Achseln und zündete sich den Joint an. »Ich habe stets einen Vorrat dabei. Reine Nervennahrung.«
    »Dealst du etwa mit dem Zeug?«
    Midian tat einen tiefen Zug. »Bin ich ein Krämer? Ich habe eigene Plantagen in Burma.«
    Aufschneider!,
dachte Justin und zog an seiner Gauloise.
    Da bog ein verstaubter Opel-Kadett um die Ecke. Die Farbe war nicht mehr zu erkennen. Er umrundete einige Male den Platz und verschwand wieder.
    »Das war Fiona!«, rief Justin. »Ich kenne ihren Wagen.«
    Midian bestellte einen weiteren Wodka Lemon.
Weiber!,
dachte er und musterte Justin von der Seite.
Ob der schon mal mit Männern …? Na, geht mich nichts an. Er ist mir schließlich nicht als Lustknabe empfohlen worden.
    Midians Gedanken schweiften ab. Was für ein glücklicher Zufall, dass diese Fiona ausgerechnet zu einem Reiseführer im Sudan Kontakt hatte! Kamele, Jeeps, Touristen, und der Junge war da unten eingeführt. Eine bessere Tarnung gab es nicht. Niemand würde darauf kommen, dass Midians Ware ausgerechnet den Weg über Khartum nahm. In der Wüste gab es genug Verstecke, und der Süden Sudans brauchte Waffen. Midian lächelte versonnen. Wer brauchte die nicht? Es lebe die freie Marktwirtschaft!
    Aus einer Seitengasse näherte sich eine schlanke, junge Frau. Zielstrebig steuerte sie das ›Il Destino‹ an. Die hohen Absätze ihrer roten Sandaletten klackten energisch auf dem Pflaster. Trotz der Hitze trug sie eine enge Lederhose, natürlich in Schwarz, dazu eine ärmellose, schwarze Bluse, die bis zur Grenze des Erlaubten offenstand. Das rote Haar war lose aufgesteckt, an ihren Ohrläppchen baumelte die Kreation eines florentinischen Juweliers mit hervorragender Adresse: Ponte Vecchio, Palazzo Pitti.
    »Hallo, Justin.« Die Rothaarige hauchte Justin einen Kuss auf die Wange. Dabei unterzog sie Midian aus den Augenwinkeln einer genauen Prüfung.
    »Ihr kennt euch ja schon.« Justin legte einen Arm um die Taille der Rothaarigen und wies mit dem anderen auf Midian. Der nickte und lächelte sanft wie Gandhi.
    Justin gab ihm unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein. Gehorsam erhob sich Midian und streckte Fiona die Hand entgegen. »Hallo!«
    »Hallo …« Fionas Journalistenkälte schmolz bei diesem Händedruck wie Eis in der Sonne, aber sie war ein Profi. Äußerlich kühl und gelassen hängte sie ihre Handtasche an die Stuhllehne und nahm graziös Platz. »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Es war einfach kein Parkplatz zu kriegen. Hier auf der Piazza …« Sie stockte und sah den Jeep und das Cabrio einträchtig unter dem Halteverbotsschild parken. Sie räusperte sich. »Habt ihr schon bestellt? Ist Barbara noch nicht da?«
    Midian schnippte mit den Fingern. »Die Speisekarte, aber avanti!«
    Der rundliche Ober eilte erneut herbei. »Speisen werden erst ab zwanzig Uhr serviert«, lispelte er.
    »Drei Speisekarten, mein Freund«, sagte Midian liebenswürdig. »Oder soll die ehrenwerte Gesellschaft dieses Etablissement besuchen?«
    Der Ober verschwand wie ein weißer Wirbelwind. Justin und Fiona schauten sich verdutzt an. Midian hob entschuldigend die Hände. »Ich habe natürlich nur geblufft.« Dann wandte er sich Fiona zu: »Heißes Leder auf heißer Haut, wie?«
    »Ich vertrage eine Menge Hitze«, erwiderte Fiona schnippisch. Selbstverständlich saß das Leder wie angeklebt auf ihrer Haut, aber einem Mann wie Midian würde sie sich
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