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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst
Autoren: Jutta Ahrens
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in einem kleinen Geblümten nicht gewachsen fühlen. Arrogant wandte sie den Kopf zur Seite. Leider hatte sie vergessen, dass sie ihre Haare aufgesteckt hatte, und ihre weibliche Geste verpuffte.
    Der Ober brachte die Speisekarten. Justin drehte ihm den Kopf zu. Dabei gelang ihm unbeabsichtigt, was Fiona verwehrt geblieben war, nämlich eine höchst erotische Bewegung, der sein silbernes Haar mit sanftem Schwung folgte. Fiona war hingerissen. Auch Midian ließ das nicht kalt, doch er beobachtete Fiona.
    Sie will ihn
, erkannte er.
Am liebsten würde sie es gleich hier auf der Piazza mit ihm treiben … eine interessante Vorstellung.
Er leckte sich über die Lippen.
    Justin hatte sich in die Speisekarte vertieft. Über deren Rand musterte er Midian und dachte:
Er zieht Fiona bereits mit den Blicken aus. Natürlich! Ein Mann wie er kann jede Frau haben. Ein Mann wie er? Ich vielleicht nicht?
    Justin lächelte vor sich hin. Als Experte für Wüstenreisen hatte er so manch heißes Abenteuer überstanden, denn sein Lawrence-von-Arabien-Image wurde von Touristinnen und Touristen gleichermaßen geschätzt. Aber weil seine Kunden ihre Gelüste immer auf die gleiche Weise befriedigen wollten, war Justin bald übersättigt gewesen und hatte seinen Zweitjob als Schlafsackmaskottchen wieder aufgegeben. Heute zog er während seiner Touren die Askese dem sexuellen Fast Food vor.
    »Lächerlich«, knurrte Midian plötzlich. »Das soll das beste Restaurant am Platze sein? Das ist doch Kost für Magenkranke.«
    »Ich mag es nicht so scharf«, erklärte Fiona.
    »Das glaube ich nicht«, grinste Midian und sah ihr schamlos in die Bluse.
    Justin klappte die Speisekarte zu. »Sollten wir mit dem Bestellen nicht auf deine Freundin warten?«, fragte er Fiona.
    »Nicht nötig, die isst alles.«
    Midian lehnte sich zurück und winkte dem Ober. »Cameriere! Pronto! Dreimal Saltimbocca, aber mit Pfeffersoße.«
    Der Ober säuselte: »Jawohl, dreimal Saltimbocca.«
    Als er sich umdrehen wollte, packte ihn Midian an der Jacke. »He! Dreimal für mich! Die anderen haben noch nicht bestellt.«
    Justin und Fiona überlegten noch. Deshalb sahen sie nicht, was Midian sah. Fast fiel ihm die Speisekarte aus der Hand. Eine pummelige Frau schob ein leicht verrostetes Fahrrad über den Platz und lehnte es gegen das Halteverbotsschild, wobei der Rahmen die Silber-Metallic-Speziallackierung seines Cabrios streifte.
    Wie von der Tarantel gestochen fuhr Midian hoch, der runde Tisch wackelte, Fiona konnte ihren Cappuccino gerade noch retten, aber Justins Tasse kippte um, und der Rest Pfefferminztee ergoss sich auf seine Armani-Kreation. Mechanisch wischte er die klebrigen Spuren von dem schwarzen Leinen.
Da wird ein Fleck bleiben!,
dachte er.
Ärgerlich.
    »Nur ein einziger Kratzer, und ich …« Midian zischte wie eine Kobra vor dem tödlichen Biss.
    »Bleib sitzen. Das ist doch meine Freundin Barbara!«, beruhigte ihn Fiona.
    Midian fiel fassungslos in seinen Stuhl zurück. »Die?«
    Über den Platz stampfte eine kleine, dralle Enddreißigerin in einer ungebügelten Hose, Turnschuhen aus dem Sommerschlussverkauf und einer Plastiktüte in der Hand. Ihre braunen Haare klebten verschwitzt an der Stirn. Midian griff abwesend nach seinem Glas, doch das war Justins Tasse gefolgt und unter den Tisch gerollt. Die unbeschreibbare Person trottete auf die Drei zu.
    »Hallo, Fiona!«
    »Hallo.«
    Fiona war äußerst verstimmt über Barbaras Aufzug. Dabei hatte sie der Freundin mehrfach eingebläut, wie wichtig dieses Treffen war. Na gut, abnehmen konnte Barbara in so kurzer Zeit nicht mehr, aber wenigstens hätte sie Lippenstift auftragen können und etwas Wimperntusche. Und dieser zerknautschte Hosenanzug … Flecken hatte er auch noch! Warum hatte Barbara nicht das nette Sommerkleid angezogen, das sie gestern gemeinsam gekauft hatten? Zugegeben, es spannte etwas um die Hüften und der mittlere Knopf ging auch nicht zu. Aber für Männer wie Justin und Midian konnte Barbara ja wohl einmal ein paar Stunden lang den Bauch einziehen!
    Die Plastiktüte landete klatschend auf dem Tisch. Barbara bückte sich. »Hier ist was runtergefallen«, meinte sie und stellte das Wodkaglas auf die Tischplatte.
    Fiona war alles sichtlich peinlich. Mit verkniffener Miene sagte sie: »Barbara, darf ich dir Justin Forsythe vorstellen?«
    Justin reichte Barbara wohlerzogen die Hand. »Guten Tag. Fiona hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«
    Barbara wurde rot.
    Fiona seufzte. »Und
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