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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst
Autoren: Jutta Ahrens
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das?« Der Papst lachte schallend. »Kleiner Scherz. Wissen Sie nicht, dass ich ein Gefangener der Konzilbeschlüsse vergangener Jahrhunderte bin?«
    Midian lächelte wie ein Panther vor der Fütterung. »Es sei denn, Sie wären mein Gefangener.«
    »Ihr was?«
    »Papstentführung. Nie davon gehört? Das Oberhaupt der Katholiken in der Hand eines gewissenlosen Heiden. Folter droht und Ermordung.« Midian hob die Hand, als er das erschrockene Gesicht des Papstes sah. »Doch nicht bei mir, verehrter Janusz. Sie säßen in Acapulco und könnten tun und lassen, was Sie wollten.«
    »Acapulco?« Der Papst ließ das Wort auf der Zunge zergehen wie göttliches Manna. »Sie meinen, Sie könnten mich nach Acapulco entführen? Sonne, Palmen, Meer, nette Leute, keine Frühgebete, kein Rosenkranz und kein Weihrauch?« Er seufzte tief. »Zu schön, um wahr zu sein.«
    »Für mich eine Kleinigkeit.« Midian hob die leere Flasche hoch. »Liegt noch so ein Jahrgang in Ihrem Keller?«
    »Luigi!« Ein Pater näherte sich. Der Papst bestellte eine weitere Flasche. »Und wie wäre Ihrem Freund durch eine solche Transaktion geholfen, Midian?«
    »Durch Geiselaustausch. Justin gegen Sie, Janusz. Also, was halten Sie von meinem Vorschlag?«
    Der Papst faltete seine Hände im Schoß und dachte eine Weile nach. »Was haben Sie eigentlich dem Brausepulver in Santiago beigemischt?«, fragte er plötzlich.
    »Ein Geheimrezept. Nicht einmal ich kenne die genaue Zusammensetzung.« Midian beugte sich nach vorn und flüsterte verheißungsvoll: »Wenn es Ihnen gefallen hat, kann ich gern mehr davon besorgen. Mit so einem coolen Stöffchen steht man die Urbi-et-Orbi-Veranstaltungen viel besser durch.«
    »Vermutlich haben Sie recht. Also Acapulco, Speed und …« Der Papst zögerte. »… und meinen Sie, Ihr junger Freund würde mir nach seiner Freilassung hin und wieder zu einem Plauderstündchen zur Verfügung stehen?«
    Midian legte die Stirn in Falten. Plaudern nannte der Papst das also … so, so. Doch Midian beherrschte die Kirchensprache. »Das kann nur Signore Forsythe selbst entscheiden«, entgegnete er diplomatisch »Aber in Acapulco gibt es eine Menge hübscher Knaben, die sehr gerne und sehr kenntnisreich zu plaudern verstehen.«
    »Aha.« Der Papst errötete leicht. »Ja, was soll ich dazu sagen? Ich muss mir Bedenkzeit erbitten.«
    »Wie Sie meinen, Janusz. Aber bedenken Sie sich nicht zu lange.«
    ***
    Seit einer Woche saß der Papst nun in Acapulco und genoss das süße Leben. Der Vatikan war derweil in heller Aufregung. Soeben war ein Schreiben der gewissenlosen Entführer eingetroffen: Der Heilige Vater sollte gegen den blonden Engländer ausgetauscht werden, der die Infamie besessen hatte, ein Tonband zu verstecken und alle Worte des Heiligen Vaters aufzuzeichnen, gerade, als seine Heiligkeit nicht ganz bei Sinnen war.
    Trotzdem, man musste dem Austausch zustimmen. Nicht auszudenken, was dem Papst in Acapulco alles einfallen könnte! Womöglich eine kleine Aufmunterung zum Thema Sex vor der Ehe oder gar sein Coming-out im Satellitenfernsehen. Frauen als Priester und Priester als Frauen, Aufhebung des Zölibats und Ächtung von Kriegen und Tierversuchen. Es gab ja heutzutage viele Talkshows, die sich um so einen himmlischen Gast reißen würden. Ratzinger schlug ein Kreuz. Da sei Gott vor!
    Aber als in Acapulco die Antwort eintraf, dass der Austausch so schnell wie möglich durchgeführt werden sollte, wollte der Papst nicht mehr.
    »Ach nein«, wehrte er ab, naschte an seinem Brausepulver, rekelte sich in der Sonne und schaute wohlgefällig auf den braun gebrannten Knaben an seiner Seite, der ihm aus der Bibel vorlas. »Ich will noch nicht ausgetauscht werden.«
    Midian saß am Rande des Swimmingpools. Er trug eine knappe, aber nicht unzüchtige Badehose, baumelte mit den langen Beinen und warf seinem Gast düstere Blicke zu. Was sollte er bloß mit diesem Mann machen? Midian seufzte. Ohne Gewalt würde es nicht gehen. Also winkte er Pedro vom Kartell heran.
    »Ein Orangen-Flip für den Heiligen Vater«, flüsterte er, »aber mit einer Mischung, die ihn vor Rom nicht aufwachen lässt.«
    »Null problemo, muchacho«, grinste Pedro.
    Wenig später war Midians Privatflugzeug mit dem Papst an Bord unterwegs in Richtung Italien. Als sie in Rom aus dem Flugzeug stiegen, war Janusz wieder klar im Kopf, aber ziemlich schlecht gelaunt. Da unten standen schon die lila Röcke und roten Kappen mit ihren feisten Gesichtern und erwarteten ihn
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