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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst
Autoren: Jutta Ahrens
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Regierungsmitglieder und hohe Kirchenfürsten, jede Menge Bodyguards, aus allen Teilen der Welt eingeflogene Nonnen und Kirchenchöre, nicht zu vergessen die winkenden Massen.
    Fiona und Barbara standen in der ersten Reihe bei den Presseleuten. Midian hatte für Fiona zwar kein Exklusivinterview mit dem Papst erwirken können, aber sie konnte gute Nahaufnahmen machen und stets hautnah am Geschehen sein. Barbara hatte keine Funktion, sie machte Publikum.
    Die Maschine war gelandet. Die Treppe wurde herangeschoben, der rote Teppich ausgerollt. Der Papst trat aus der offenen Tür, hob beide Arme und segnete die Menge, ein zwei Jahrtausende altes Lächeln in den Mundwinkeln. Dann schritt er langsam die Stufen hinab und betrat den roten Teppich.
    Barbara biss sich vor Aufregung auf die Lippen. Er würde doch nicht etwa den Teppich küssen? Nein, seine Heiligkeit trat zur Seite, verzog kurz das Gesicht, nur die nächsten Begleiter konnten es sehen, dann schlug er innerlich ein Kreuz und fiel auf die Knie. Er küsste den Boden. Er küsste ihn einmal, er küsste ihn zweimal. Eigentlich müsste er sich nun wieder erheben, aber er hörte gar nicht auf zu küssen.
    Und was war das? Was machte er denn jetzt? Jetzt schien er sogar zu schlecken! Tatsächlich, der Papst küsste und schleckte und schleckte und küsste und fand gar kein Ende. Selbst das laute Räuspern des Kardinals an seiner Seite überhörte er. Während seine Begleiter starr vor Entsetzen waren, jubelte das Volk, das ihn aus der Ferne sah. So sehr liebte der Papst ihr Land!
    Da rauschten violette Röcke mit fuchtelnden Armen an den Presseleuten vorbei. Prompt flammte ein Meer von Blitzlichtern auf.
    »Keine Fotos, um Gottes willen, keine Fotos!«
    Die Leibwächter drängten die Reporter brutal zurück.
    »Wir fordern Pressefreiheit!«, schrien die erbost.
    Fiona hatte ihre Bilder im Kasten, ihr Kassettenrekorder surrte und nahm alles auf. Sie war sehr zufrieden mit sich. Barbara erstickte in einem Lachanfall. Beide liebten Midian.
    Endlich erhob sich der Papst wieder. Seine Miene war verklärt, als habe er das Angesicht Gottes geschaut. Den Bischof von Santiago, der ihm beflissen entgegeneilte, schob er achtlos beiseite und schritt beschwingt aus, die kopflose Delegation hinter ihm her. Das wohldurchdachte Zeremoniell war zum Teufel … Hatte hier jemand Teufel gesagt?
    Bei den Luxusschlitten am Ende der Rollbahn blieb der Papst stehen. »So schöne Wagen!«, staunte er. »Damit sollen sicher die vielen Waisenkinder einen Ausflug in die Berge machen?«
    Der Bürgermeister von Santiago warf dem Bischof einen irren Blick zu. Der Bischof rang verzweifelt die Hände, denn die gesamte Weltöffentlichkeit blickte in diesem Moment auf ihn. Er musste etwas sagen, und das schnell. Also nickte er.
    »Ja, Heiliger Vater, alles für die Waisenkinder.« Er drehte sich um und zischte seinem Adlatus zu: »Waisenkinder heranschaffen, aber schnell! Das Fernsehen zeichnet alles auf.«
    »Worauf warten wir?«, fragte der Papst da. »Gehen wir!«
    »Zu Fuß?«
    »Wozu sonst hat Gott uns Füße gegeben?« Der Papst marschierte rüstig voran, die Kirchenfürsten und Minister hinterdrein.
    Vor dem Flughafengebäude parkte mit laufendem Motor ein großer Landrover, am Steuer saß ein silberblonder, junger Mann. Als er den Papst kommen sah, stieg er aus. Sofort wurde er von Bodyguards zurückgedrängt, aber der Papst hob beschwichtigend eine Hand. »Was für ein freundliches Gesicht. Lasset die Knäblein zu mir kommen … oder heißt es die Kindlein?«
    Justin, denn niemand anderes war dieser nette Bursche, gab dem Papst höflich die Hand. »Guten Tag, Heiliger Vater. Ich fühle mich hochgeehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen. Darf ich Sie zu einer kleinen Stadtrundfahrt einladen? Ich kenne mich hier bestens aus und zeige Ihnen die schönsten Plätze von Santiago.«
    »Aber gern.«
    Ehe die verdutzte Leibgarde es verhindern konnte, kletterte der Papst auf den Beifahrersitz des Rovers. Das war doch mal was anderes als diese schwarzen Staatskarossen. Auf den hinteren Rängen quetschten sich der Bürgermeister, der Bischof und zwei Kardinäle. Die anderen mussten zurückbleiben.
    Justin hatte im Handschuhfach einen Kassettenrekorder für Fiona versteckt. Dieser Exklusivbericht würde ihrer Karriere den nötigen Auftrieb geben. Justin hatte die Route gut geplant. Zuerst fuhr er seine Gäste durch die Elendsviertel. Wohlgefällig nickend sah der Papst aus dem Fenster.
    »In diesen Hütten
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