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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst
Autoren: Jutta Ahrens
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Steckbrief?«
    Fiona riss ihm das Blatt aus der Hand. »Gib her! Du willst dir bloß die Million verdienen!«
    »Ich verrate doch für eine Million keinen Freund!«
    »Nein, das machst du schon für einen Tausender!«
    Bevor die beiden sich ernsthaft in die Haare geraten konnten, mischte Barbara sich ein.
    »Die kriegen Justin nie«, sagte sie zuversichtlich. »Der ist längst wieder in Tunesien, nicht wahr, Midian?«
    Midian musste kurz nachdenken. Ihm war so, als hätte er da etwas verdrängt. Wie war das doch gleich gewesen? Gegen seinen Willen fiel es ihm wieder ein. Unvorstellbar, aber wahr. Justin hatte einen anderen Mann bevorzugt. Statt mit ihm, Midian, einen Segeltörn durch die Südsee zu machen, war Justin nach Italien gereist. Für Midian eine nie wieder gutzumachende Beleidigung.
    »Justin ist nicht mehr in Tunesien.« Missmutig zog er an einem seiner Ohrstecker. »Er ist zu einem Kongress der Vogelfreunde gefahren.«
    »Was ist er?« Fiona und Barbara sahen sich verständnislos an.
    »Ein alter Freund von ihm leitet diesen Kongress«, erklärte Midian ungnädig. Wirklich demütigend, dass nun auch Barbara und Fiona von seiner Niederlage erfuhren. »Diesem St. Jones zuliebe will Justin sogar eine Rede über das Paarungsverhalten des grünfiedrigen Regenpfeifers halten.«
    »Was weiß Justin denn darüber?«, wunderte sich Barbara. »Er weiß doch nicht mal, wie Regenpfeifer aussehen.«
    Fiona schüttelte ungehalten den Kopf. »Justin war schon immer vielseitig interessiert. Aber viel wichtiger ist, wo dieser Kongress stattfindet?«
    Midian schlenderte hinüber zum Fotokopierer. »In Rom.«
    »Was? In der Höhle des Löwen?« Fiona fiel vor Schreck die Kaffeetasse aus der Hand. »Und da stehst du immer noch hier herum?«
    Midian hob die Abdeckplatte des Fotokopierers hoch. »Kopiert der tatsächlich alles? Ich meine, auch ganz empfindliche Sachen wie meine …«
    »Midian! Mach sofort deinen Reißverschluss zu und den Deckel auch!«
    »Bist du aber prüde geworden, Fiona.«
    »Hier gibt es schließlich Praktikanten, junge, arglose, unberührte Männer! Wenn die plötzlich hereinkämen …«
    »Jung und unberührt? Das sagst du mir erst jetzt? In welcher Abteilung arbeiten die?«
    »Die haben längst Feierabend! Kümmere dich gefälligst um Justin, oder hast du vergessen, was du uns in Hammamet versprochen hast?«
    Missmutig zog Midian den Reißverschluss wieder hoch. »Ich habe euch noch nicht alles gesagt. Der Kongress der Vogelfreunde tagt schon morgen Nachmittag auf dem Petersplatz. Ich fürchte, wir kommen zu spät.«
    »O Gott!« Barbara wurde kreidebleich und musste sich am Kopierer festhalten. »Was werden sie mit Justin machen, wenn sie ihn in die Finger kriegen, Midian?«
    Der zuckte scheinbar gleichgültig die Achseln. »Weiß ich nicht. Die herrlichen Zeiten der Inquisition sind ja leider vorbei … ich wollte sagen, ich glaube nicht, dass sie es mit Elektroschocks versuchen, allerdings … bei Ratzinger weiß man nie.«
    »Ich weiß nichts über einen Ratzinger!«, stieß Fiona wütend hervor. »Aber eines weiß ich genau! Ich fliege noch heute nach Rom! Wenn du Justin im Schlamassel sitzen lassen willst, bitte sehr! Aber komm nachher nicht wieder angeschlichen und heuchele Freundschaft!«
    Midian zog Fiona an sich. »Nun reg dich nicht so auf. Bleib hier, du kannst in Rom sowieso nichts ausrichten. Vertraue einem alten Freund. Ich werde die Sache in die Hand nehmen.«
    Mit einer Hand tätschelte Midian tröstend Fionas Schulter, bis sie zu schniefen aufhörte, mit der anderen schaltete er den Computer ein. Dann sagte er zu Barbara: »Setz dich und schreib ein Telefax an folgende Adresse:«
    TELEFAX
Maurice Castellane,
Anwalt, Paris

Mein lieber Maurice,
Sie haben sicher von den Vorfällen in Santiago de Chile und dem daraus resultierenden Skandal gehört. Unglücklicherweise ist mein Freund – Sie kennen ja Mr. Forsythe – in diese Sache verwickelt worden. Ich wäre Ihnen deshalb verbunden, wenn Sie mir eine Privataudienz beim Papst verschafften, damit ich die Angelegenheit persönlich aus der Welt schaffen kann.
Ihre Aktivitäten und hervorragenden Verbindungen im Zusammenhang mit der Bankenaffäre des Vatikans sind mir noch in guter Erinnerung. Selbstverständlich gilt Ihr übliches Anwaltshonorar. Sie erreichen mich bis Ende dieser Woche in der Redaktion von RAT & TAT, Berlin.
Immer der Ihre,
Midian

PS. Als ich Ihrer reizenden Frau zuletzt begegnete, richtete sie mir Grüße an
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