Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
und >Bitte, es ist angerichtet!< gesagt, und wir haben im voraus überhaupt nichts verabredet!«
    »Pfeif drauf«, sagte ich. »Ich werde eben einen Blick ins Haushaltsbuch werfen, und dann darfst du so viel zahlen, daß ich keinen Verlust habe. Einverstanden?«
    »Prima!« sagte Bernadette.
    Von Vati kamen schnelle, kurze, kleine Grüße. »Die Arbeit ist ungeheuer interessant, ich schufte zwölf Stunden am Tag. Wahrscheinlich werde ich ein paar Wochen mehr brauchen, als ich dachte, aber das ist ja kein Unglück, solange du deine geliebte Tante Edda da hast. Diesmal weiß ich, daß sie gekommen ist und daß du mir nicht denselben Streich spielst wie damals in Paris mit Ellen, du Ruppsack!«
    Ja, damals hatte ich Vati nicht erzählt, daß ich allein war. Er war in Südfrankreich, und Cousine Ellen sollte mich besuchen. Doch die Ärmste bekam Diphtherie und mußte ins Krankenhaus statt in den Pariser Zug. Alles ging gut, und Vati konnte ungestört seine Kirche in Südfrankreich restaurieren. Als er später den Zusammenhang erfuhr, wußte er nicht, ob er wütend oder dankbar sein sollte. Gottlob entschied er sich für das letztere, und ich bekam eine Riesenumarmung und eine Dankesrede sowie den väterlichen Segen zu meiner Verlobung mit Pierre.
    O ja, mein Paps war froh, weil er wußte, daß ich nicht allein war. Wie wenig allein ich war, das hätte er bloß wissen sollen! Nun ja, ich wollte es ihm im nächsten Brief erzählen oder vielleicht erst in ein paar Wochen. Es ist so eine Sache, hinter dem Rücken des Vaters zu handeln, noch dazu direkt gegen seine Wünsche. Mein einziger Trost war, daß ich entschieden zu alt war, um den Po voll zu kriegen.
    Bernadette war zur Post gegangen. Tante Edda hatte sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, um »eine Idee, die plötzlich vom Himmel runtergeplumpst war, aufs Papier zu kritzeln« - dies sagte die begnadete Dichterin wörtlich. Wahrscheinlich kritzelte sie mit dem Bleistift, denn ich hörte ihre Schreibmaschine nicht. Plötzlich war es ganz still im Haus. Lillepus schlief, ebenso die Katzenfamilie, und zum erstenmal seit mehreren Wochen saß ich ganz allein vor dem Kamin, ganz allein in einem vollkommen ruhigen Wohnzimmer.
    Ich holte Schreibblock und Kugelschreiber und fing einen Brief an Pierre an. Bald war ich ganz vertieft und merkte gar nicht, wie lange ich so saß. Ein Klopfen brachte mich zur Wirklichkeit zurück. Ich legte den Block weg und stand auf. Aber bevor ich noch durch den Flur gekommen war, ging die Haustür auf - hier auf dem Lande nehmen wir es mit dem Abschließen nicht so genau -, und da stand eine wohlbekannte Gestalt.
    »Ellen!« rief ich und streckte beide Hände aus. Und dann hatte ich schon ihre Arme um mich.
    »Britta, Brittachen, armes Mädchen, eben hör ich, daß Onkel Benno im Saarland ist. Liebes Kind, warum hast du mir nicht geschrieben?
    Ich habe auf der Stelle meinen Urlaubstermin umlegen können. Du sollst doch nicht allein sitzen. Ich kann vier Wochen bei dir bleiben.«
    Ich kam nicht zum Antworten. Denn jetzt geschahen drei Dinge genau gleichzeitig.
    Hinter Ellen tauchte Bernadette auf:
    »Du, Britta, der Kaufmann hatte gerade Frischfleisch, ich habe für morgen Gehacktes besorgt.«
    Hinter mir erklang Tante Eddas Stimme:
    »Britta, ich habe das Teewasser aufgesetzt, es ist ja.«
    Und über unseren Köpfen:
    »Maman! Mutti! Ich muß mal!«

4.
    Mein lieber Paps!
    Heut sollst du endlich einen richtigen Brief haben. Ich habe Dich in der letzten Zeit vernachlässigt. Nun werde ich Dir sagen, warum. Wenn Du denkst, daß Tante Edda und ich allein hier rumsitzen und Trübsal blasen, dann irrst Du Dich! Weißt Du, wer plötzlich aufgetaucht ist? Ellen! Sie dachte, ich säße allein, hat ihren Sommerurlaub vorverlegt und stand plötzlich da mit der Nachricht, sie könne mir vier Wochen Gesellschaft leisten.
    Natürlich bin ich begeistert. Tante Edda und Ellen trafen sich doch bei uns im letzten Sommer, weißt Du, und haben sich als alte Freunde begrüßt.
    Dies ist aber nicht alles. Ich konnte Inken, ich meine ihren Eltern, aus einer Klemme helfen. Sie mußten einen Sommergast unterbringen, für den sie kein Zimmer mehr hatten. Ja doch, Paps, ich weiß, Du dachtest, es würde mir zuviel werden, Gäste zu haben, und ich wollte es ja eigentlich auch nicht, aber alles ist ganz anders gekommen. Ich habe so viel Hilfe im Haushalt, daß es eine Wonne ist! Und unser Sommergast - es sind übrigens zwei oder jedenfalls anderthalb - hilft am allerbesten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher