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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
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Menschen verhelfen: den Kopf hochzuhalten! Ich denke mehrmals jeden Tag an Omi, ich entbehre sie schrecklich; aber diese lieben, fröhlichen Menschen bringen so viel Leben und Freude mit sich, daß es unmöglich ist, immer zu trauern. Und ich habe durchaus nicht das Gefühl, daß ich damit Omis Andenken kränke. Und weißt Du, Paps -dies ist etwas, worüber ich nur mit Dir sprechen kann: Wenn ich nun in Omis Bett schlafe, von ihren alten Möbeln und Sachen umgeben, dann ist sie mir irgendwie so nahe, viel näher als bisher. Ich erinnere mich an soviel und denke an so viele Dinge - wie sie mir immer half, wie geduldig sie mit mir war, wieviel sie mich gelehrt hat -weniger durch Worte als durch das gute Beispiel. Und - wie oft hat sie mich vor dem väterlichen Zorn gerettet! Du warst manchmal schrecklich wütend, Paps, das kannst Du nicht leugnen, und alle Kinderpsychologen würden über Deine Erziehungsmethoden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nebenbei gesagt, liebe ich Dich trotzdem sehr, denn im Grunde bist Du ein Prachtkerl und mein bester Freund. Neben Pierre, selbstverständlich. Aber zurück zu Omi: Sie milderte und glättete, sie sprach ruhig und ernst mit mir, wenn ich meine Schandtaten vollbracht hatte - leider gab es viele -, und dann kochte sie Deine Lieblingsgerichte zu Mittag, und wenn Du satt und zufrieden und strahlender Laune warst, dann erzählte sie, wie zufällig und nebenbei: »Ach, Benno, weißt Du, Deine DunhillPfeife ist leider entzwei! Ja, leider, es war unser Brittachen, die das Pech hatte. Sie war selbst ganz untröstlich, die Kleine!« - Dann tat es Dir leid um das liebe kleine Brittachen, das eigentlich übers Knie gehört hätte, weil sie die Dunhill-Pfeife als Friedenspfeife geklaut hatte, zum Indianerspielen! Nein, es ist wohl besser, daß ich aufhöre, bevor ich noch mehr von meinen Jugendsünden beichte! Aber was ich sagen wollte, war also dies: Wenn ich jetzt hier in Omis Zimmer sitze und an sie denke und an Dich, dann steht es so leuchtend klar vor mir, welche wunderbare Kindheit Ihr mir geschenkt habt, obwohl ich das Unglück hatte, Mutti so früh zu verlieren. Du und Omi, Ihr habt mir das Beste gegeben, was ein Mensch haben kann: schöne, glückliche Kindheitserinnerungen, ein Elternhaus in vollkommener Harmonie. Glaubst Du nicht, Paps, daß das einem Menschen Kraft fürs ganze Leben gibt? Ich segne Omis Andenken, und ich bin unsagbar glücklich, weil ich Dich habe, Du mein guter, lieber Paps. Kommst du bald? Mein ganzer Hausstand grüßt!
    Eine herzliche Umarmung von Deiner Britta P. S. Ich saß und las das Geschriebene durch, da kam Lillepus. »Was machst du, Tante Britta?« - »Ich schreibe meinem Vati, daß er bald nach Hause kommen soll.« - »Und was Schönes mitbringen!« sagte Lillepus sehr bestimmt. Ich schließe mich ihren Wünschen an.
    Meine liebe Deern!
    Dank, innigen Dank für Deinen langen Brief. Selbstverständlich müßte ich jetzt wütend sein, erstens weil Du direkt gegen meinen Wunsch Sommergäste aufgenommen hast, und zweitens weil Du damals meine liebste und teuerste Pfeife zerdeppert hast! Das zweite Verbrechen ist aber verjährt, und am ersten ist wahrscheinlich Frau Callies mitschuldig, so habe ich da nicht viel zu sagen. Ich bin also nicht wütend, im Gegenteil. Ich sehne mich schrecklich zurück nach der Insel und nach meinem Mädelchen. Deswegen arbeite ich noch intensiver als bisher, damit ich so bald wie möglich nach Hause fahren kann. Ich hoffe, in etwa acht Tagen fertig zu sein, so daß ich zum nächsten Wochenende zu Euch kann. Ihr könnt Euch also darauf vorbereiten, am Sonnabend, dem 25. den roten Teppich auszurollen, die weißgekleideten, blumenstreuenden Jungfrauen zu mobilisieren, Presse und Fernsehen zu benachrichtigen und das fette Kalb zu schlachten.
    Ich danke Dir für das, was Du über Deine Kindheit und Dein Elternhaus schreibst, mein Kind. Es war das Schönste, das du mir sagen konntest. Erinnere mich daran, daß ich Dir dafür eine Extraumarmung schuldig bin (Und Haue für die Dunhill-Pfeife!) Grüße Deinen Weiberladen. In einem Naschladen habe ich zwei Disney-Figuren aus Marzipan entdeckt. Glaubst Du, daß die kleine Elaine das als »was Schönes« anerkennt?
    Innige, liebe Grüße von Deinem Vati.
    Ein paar Zeilen von Vatis Brief las ich den anderen vor. Plötzlich lächelte Bernadette, ein großes Lächeln. »Kinder, wollen wir das machen?«
    »Was machen?«
    »Den roten Teppich ausrollen und blumenstreuende Jungfrauen
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