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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd
Autoren: Patricia Cornwell
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fragte ich sie mit einer Ungezwungenheit, die unecht war.
    »Erinnere mich bloß nicht daran«, sagte sie.
    »Aber du willst immer noch hin.«
    »Na klar. Es ist eine großartige Chance.«
    »Ja, das ist wahr, und ich freue mich sehr für dich«, sagte ich.
    »Wie geht es Janet? Ich weiß, das muss schwer für sie sein ...«
    »Es ist ja nun nicht so, dass wir in verschiedenen Hemisphären sein werden«, schnitt mir Lucy das Wort ab.
    Ich wusste es besser und sie auch. Janet war FBIBeamtin. Die beiden waren seit Beginn ihrer Ausbildung in Quantico ein Paar.
    Mittlerweile arbeiteten sie für verschiedene Polizeieinheiten und würden nun bald auch in verschiedenen Städten wohnen. Es war durchaus möglich, dass der Verlauf ihrer Karriere ihre Beziehung für alle Zeit beenden würde.
    »Meinst du, wir können uns heute irgendwo eine Minute stehlen, um miteinander zu reden?«, fragte ich nach einer Weile, während wir uns einen Weg zwischen Pfützen suchten.
    »Bestimmt. Wenn wir hier fertig sind, trinken wir zusammen ein Bier, falls wir in dieser Pampa eine offene Kneipe finden«, antwortete sie gegen den stärker werdenden Wind.
    »Mir ist es gleich, wenn's spät wird«, setzte ich hinzu.
    »Da wären wir«, murmelte Lucy mit einem Seufzer, als wir uns dem Zelt näherten. »He, Leute«, rief sie, »wo geht's denn hier zur Party?«
    »Du bist schon mittendrin.«
    »Doc, machen Sie neuerdings auch Hausbesuche?«
    »Iwo, sie ist nur der Babysitter von Lucy.«
    Abgesehen von Marino und mir war das NRT bei diesem Einsatz mit neun Männern und zwei Frauen vertreten, die Einsatzleiterin McGovern inbegriffen. Wir trugen alle die gleichen vertrauten, dunkelblauen Drillichanzüge, die verschlissen und geflickt und so abgetragen wie unsere Stiefel waren. Einige der Beamten waren laut schwatzend um die hintere Ladeklappe des Supertrucks versammelt. Sein Inneres war mit blankem Aluminium verkleidet. Es gab Regale und Klappsitze, die Fächer außen waren mit Rollen von gelbem Absperrband, Kehrschaufeln, Spitzhacken, Scheinwerfern, Reisigbesen, Brechstangen und einer Motorsäge bepackt.
    Abgesehen von Computer, Kopierer und Faxgerät, war unser mobiles Hauptquartier mit hydraulischem Streu- und Spritzgerät, Ramme, Schlagbohrer und Seitenschneider ausgerüstet, kurz, mit allem, was dazu dienen konnte, Hindernisse zu beseitigen oder menschliches Leben zu retten. Tatsächlich fiel mir kaum etwas ein, das der Truck nicht hatte, außer vielleicht einer Kombüse und, wichtiger noch, einer Toilette.
    Ein paar Beamte hatten damit begonnen, Stiefel, Harken und Schaufeln in Plastikwannen mit seifigem Wasser zu reinigen.
    Das war ein nicht enden wollendes Unterfangen, und bei kaltem Wetter wurden Hände und Füße nie trocken oder warm. Damit bei Gerichtsverhandlungen bezüglich der Spuren von Brandbeschleunigern keine falschen Schlüss e gezogen werden konnten, wurden sogar die Auspuffrohre der Lkws gewaschen, um Ölreste zu entfernen. Sämtliche anderen Geräte wurden statt mit Benzin durch Strom oder per Hydraulik angetrieben.
    McGovern saß an einem Tisch im Innern des Zeltes. Sie hatte die Reißverschlüsse ihrer Stiefel geöffnet und hielt eine Schreibunterlage auf den Knien.
    »Also dann«, wandte sie sich an ihr Team. »Das meiste haben wir ja schon auf der Feuerwache besprochen, wo ihr leider ohne anständigen Kaffee und Donuts auskommen musstet«, und sie setzte mit Rücksicht auf die gerade erst Eingetroffenen hinzu:
    »Doch gehen wir das Ganze noch einmal durch. Was wir bis jetzt wissen, ist, dass das Feuer vermutlich vorgestern Abend, am Siebten, um zwanzig Uhr ausgebrochen ist.«
    McGovern war ungefähr in meinem Alter und in der Außenstelle von Philadelphia stationiert. Ich sah sie an, erkannte in ihr Lucys neue Mentorin und spürte, wie ich mich verkrampfte.
    »Jedenfalls ist das die Zeit, als im Haus der Feueralarm losging«, fuhr McGovern fort. »Als die Feuerwehr eintraf, stand das Haus bereits in Flammen. Die Ställe brannten. Die Löschwagen konnten letztlich nicht nah genug heranfahren, um irgendetwas zu unternehmen, sondern sich nur ringsum aufstellen und die Flammen ersäufen. Oder es jedenfalls versuchen. Schätzungsweise befinden sich ungefähr dreißigtausend Gallonen Wasser im Untergeschoss. Das heißt etwa sechs Stunden, um es vollständig herauszupumpen, wenn alle vier Pumpen arbeiten und wir nicht alle naselang eine Verstopfung haben. Und nebenbei gesagt, Strom gibt es keinen, aber die lokale Feuerwehr ist so
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