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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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hatte, reagierte prompt. «Der Tee ist ja gleich fertig. Nur noch zwei, drei Minuten, und er hat genug gezogen.»
    Sie holte sich eine Akte aus dem Schrank und schien gezielt eine Passage zu suchen. Nach ein paar Minuten unterbrach sie ihr Aktenstudium und stellte Steenhoff eine Tasse auf den Schreibtisch.
    «Danke», sagte er. Ein zarter Duft von Minze stieg ihm in die Nase. Unwillig nippte er an dem heißen Getränk. Er wollte Kaffee und keinen Tee. Wer auch immer so unverschämt gewesen war, seinen Kaffee auszutrinken, würde morgen von ihm ein paar Takte zu hören kriegen. Demonstrativ schaute er auf die Uhr. «Sag mal, Navideh, weißt du eigentlich, wie spät es ist?»
    « 20  Uhr. Aber soviel ich sehe, bist du ja auch noch hier.»
    «Ich habe Mordbereitschaft und gehe um 22  Uhr nach Hause», sagte Steenhoff bestimmt.
    «Dann bin ich hier auch weg», kündigte Petersen an. «Aber mir kam zu Hause ein Gedanke zu unseren Raubüberfällen, und Vanessa ist für zwei Tage zu ihren Eltern gefahren. Da bin ich noch mal zurück ins Büro.»
    Interessiert schaute Steenhoff sie an. «Was für ein Gedanke?»
    «Gleich. Lass mich erst die Stelle in der Akte finden. Dann erzähl ich es dir.» Langsam blätterte Petersen das letzte Drittel der Seiten durch.
     
    Seit drei Wochen saßen sie an einer ungewöhnlichen Raubserie. Eigentlich kein Fall für die Mordermittler. Doch die näheren Umstände deuteten darauf hin, dass die Täter für ein paar Euro notfalls auch töten würden. Zwei schwerverletzte Menschen an fünf Tatorten gingen bereits auf ihr Konto. Steenhoff zweifelte nicht daran, dass die Männer zu allem bereit waren.
    Das Duo ging immer nach demselben Schema vor. Sie hatten es auf die Filialen einer großen Drogeriekette abgesehen. Die Bedingungen waren günstig. Nachmittags, wenn die angelieferte Ware schon in die Regale verteilt war, hielt sich oft nur eine Verkäuferin in der Filiale auf. Und obwohl die Drogerien fast alle an Hauptverkehrsstraßen mit viel Laufkundschaft lagen, riskierten es die beiden Räuber, die Geschäfte am helllichten Tag auszurauben. Einer von ihnen ging hinein, spähte den Tatort aus und gab vermutlich per Handy das Signal, wann sein Komplize das Geschäft betreten sollte. Der Maskierte verschenkte keine Sekunde. Mit ein paar Schritten war er bei der Verkäuferin, richtete seinen Revolver auf ihren Kopf und sagte nur drei Worte: «Geld! Los, los!»
    Der bislang letzte Überfall fand im früheren Arbeiterviertel Gröpelingen statt. Die 24 -jährige Verkäuferin konnte sich vor Angst kaum rühren. Während einer der Männer die Scheine in eine Tüte packte, fing sie plötzlich an, hysterisch zu schreien. Der Bewaffnete reagierte sofort. Unter einem massiven Schlag mit dem Revolverknauf sackte die Frau blutüberströmt zusammen. Ohne sich um das Opfer zu kümmern, sammelten die Männer das Kleingeld ein und verließen ruhig und unmaskiert das Geschäft. Am Eingang liefen sie einem sechsjährigen Jungen in die Arme. Das Kind fand das besinnungslose Opfer und rannte weinend zum Gemüsegeschäft seiner Mutter.
    Sieben Minuten später hielt der Notarztwagen vor der Drogerie, kurz darauf auch der Streifenwagen. Da der kleine Junge noch immer unter Schock stand und keine Personenbeschreibung abgeben konnte, blieb die Fahndung nach den Männern erfolglos. Zehn Tage zuvor hatte es eine Filiale im Süden Bremens, in Kattenturm, getroffen. Doch da hatten sich die Täter verrechnet. Die Angestellte war nicht allein. In einem kleinen Raum im hinteren Teil des Ladens ging der zuständige Bezirksleiter stichprobenartig die Umsätze der vergangenen Wochen durch.
    Matthias Schomek hatte einen Verdacht, als er an diesem Montagnachmittag die Ausdrucke mit den Umsätzen des Geschäftes an der Kattenturmer Heerstraße mit denen aus Filialen in der näheren Umgebung verglich. Tatsächlich waren die Umsätze seit rund sechs Wochen stetig rückläufig. Er sah durch die Glastür und beobachtete Ingeborg Clausen, wie sie Spülmittel in die Regale räumte. Eine Kundin sprach die Verkäuferin an und wurde unwirsch abgefertigt. Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, zeigte Ingeborg Clausen nur kurz hinter sich. Matthias Schomek sah, wie die Kundin wütend in die angegebene Richtung ging und konzentriert ein Regal von oben bis unten mit den Augen absuchte. Schließlich zuckte sie hilflos mit den Achseln und rief der Verkäuferin etwas zu. Empört registrierte der Bezirksleiter, dass seine Mitarbeiterin auch jetzt nicht
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