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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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großzügig nach. «Du wirst noch zum Teetrinker», stellte sie befriedigt fest. Steenhoff stieß einen stummen Fluch aus. «Halte dich nicht zurück. Ich koch uns gleich noch eine neue Kanne. Persischer Tee inspiriert», verkündete Petersen, goss den Rest in ihre Tasse und verließ das Büro, um den Wasserkocher wieder aufzufüllen.
    Dankbar stellte Steenhoff fest, dass der Benjamini auch die zweite Tasse Minztee klaglos in sich aufsog.
    «Was außerdem für deine Theorie spricht, ist die Tatsache, dass unsere beiden immer nur drei Worte sprechen», setzte Steenhoff den Dialog fort, als seine Kollegin wieder zur Tür hereinkam. «Egal was passiert oder wie dramatisch sich eine Situation entwickelt – sie bleiben bei ‹Geld! Los, los›. Ansonsten scheinen sie sich blind zu verstehen. Nie gibt es Streit um die Vorgehensweise.»
    «So gehen nur gut eingespielte Serientäter vor», sagte Petersen.
    «Und deswegen werden sie weitermachen», spielte Steenhoff ihr den Ball grimmig zurück. «Aber diesmal werden wir sie erwarten.» Vor Überraschung verschluckte sich Petersen an ihrem frisch aufgebrühten Tee.
    «Sag mal, Frank, weißt du, wie viele Filialen die in Bremen haben?»
    «Ja, 31 », erwiderte Steenhoff trocken.
    «Wie sollen wir die alle überwachen?»
    Statt einer Antwort warf Steenhoff ihr einen Schnellhefter mit einer 20 -seitigen Analyse auf den Schreibtisch.
    «Ich habe unsere Fallanalytiker gebeten, systematisch nach Gemeinsamkeiten der vergangenen fünf Fälle zu suchen und eine Prognose abzugeben, welche Filialen in Zukunft in Frage kommen.»
    Er machte eine kleine Pause. «Die Kollegen gehen von drei bis vier Geschäften aus. Alle liegen gegenüber von Parkplätzen oder unbebauten Grundstücken, sodass sie nicht direkt einzusehen sind. Da die Räuber nie morgens oder mittags kommen, können wir unsere Observation auf wenige Stunden am Tag beschränken.» Steenhoff lehnte sich zurück.
    «Ich werde gleich morgen mit Thorsten Marx vom MEK sprechen. Die sollen uns mal ein paar Tage unter die Arme greifen.» Petersen fasste sich in ihre langen gewellten Haare und drehte sie zu einem Zopf, der aus für Steenhoff unerklärlichen Gründen ohne Haarnadel am Hinterkopf hielt. Ihr Schweigen breitete sich unangenehm in dem kleinen Büro aus. Es war Steenhoff, der als Erster nachgab. «Also, was ist los, Navideh?»
    Petersen räusperte sich. «Nun, ich frage mich, warum wir eigentlich zu zweit an dem Fall arbeiten, wenn du schon alles allein im Griff hast.»
    Bevor Steenhoff etwas erwidern konnte, griff sie sich ihre Lederjacke. An der Tür drehte sie sich noch einmal um.
    «Ach ja. Die Minzeblätter in deinem Benjamini solltest du eingraben. Wer weiß, vielleicht wirkt persischer Tee ja auch auf Topfpflanzen inspirierend.»

4
    Wütend schlug Steenhoff auf seine Schreibtischunterlage. Petersen beherrschte die Kunst, treffsicher verbale Ohrfeigen auszuteilen. Mit einem männlichen Kollegen hätte es einen handfesten Streit gegeben, sachlich und ohne Nachspiel. Aber mit einer Frau war es schwieriger, Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Er schaute aus dem Fenster und sah Petersen auf ihrem Mountainbike davonfahren. ‹Vielleicht habe ich auch einfach weniger Übung darin›, dachte er.
    Tatsächlich gab es seit einigen Jahren immer wieder sogenannte Durchläuferinnen in der Mordkommission. Aber nur wenige Frauen hielten es längere Zeit bei ihnen aus. Steenhoff und seine Kollegen nahmen an, dass der Job für Frauen einfach zu belastend war. Ständig hatten sie es mit Leichen zu tun, mit grausigen Tatorten und Schicksalen, die unter die Haut gingen. Wer beim 1 . Kommissariat arbeitete, brauchte Einfühlungsvermögen. Man musste Zeugen zum Reden bringen, Angehörigen Todesnachrichten übermitteln. Aber um nachts trotzdem ruhig schlafen zu können, durfte man die Arbeit nicht zu nah an sich heranlassen. Steenhoff musste schmunzeln, als er an den Tag dachte, an dem eine junge Kripobeamtin mit dem langjährigen Irrglauben der Männer im 1 . K aufräumte.
    «Frauen fürchten sich nicht vor Tod und Blutlachen, sonst gäbe es ja wohl kaum so viele Ärztinnen und Krankenschwestern», hatte sie eines Morgens nach einer Diskussion angemerkt. «Das Problem bei euch ist, dass man bei einem Kapitaldelikt nicht einfach um 18  Uhr nach Hause gehen kann, um seinen Kindern die Brote zu schmieren und die Gutenachtgeschichte vorzulesen. Die Arbeit im 1 . K ist einfach absolut familienfeindlich.»
    «Aber die meisten Kollegen
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