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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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Spiel?«, erkundigte sich Dad.
    »Das war keine große Sache«, sagte ich. Ich wollte das jetzt wirklich nicht ausdiskutieren.
    »Adam hat einen Ball an den Kopf gekriegt«, erklärte Dante. »Aber gottlob ist sein Kopf ja vollkommen leer, deshalb wurde nichts beschädigt.«
    »Adam, das hast du mir ja gar nicht erzählt«, sagte Dad vorwurfsvoll.
    »Es gab nichts zu erzählen«, entgegnete ich. »Ich habe den Ball geköpft, hätte mich stattdessen aber wohl besser ducken sollen.«
    »Dass sie dich überhaupt für das Spiel aufgestellt haben, überrascht mich sowieso«, meinte Dante. »Da hatten sie wohl null Wahl.«
    »Hör mal Dante, warum scherst du dich nicht zum …?« Ich war kurz davor, ihm gründlich die Meinung zu geigen.
    »Dante, das ist wirklich nicht gerade hilfreich«, sagte Dad.
    »Dann sag ich eben gar nichts mehr«, schmollte mein Bruder und konzentrierte sich wieder auf seine Schüssel mit Haferflocken.
    »Dad, ich muss nicht zum Arzt. Es sind doch bloß Kopfschmerzen.« Die wegen Dante und Dad nur schlimmer wurden. Ich brauchte nichts weiter als einen dunklen, ruhigen Ort.
    Dad schüttelte den Kopf. »Adam, warum hast du nur so eine Abneigung gegen alles Medizinische?«
    »Nicht gegen alles. Gegen ein Heftpflaster habe ich nicht das Geringste einzuwenden.«
    Dad erhob sich abrupt. »Schluss. Aus. Dieses Mal kommst du mir nicht so davon, Adam. Zieh deine Schuhe an. Ich bringe dich zum Arzt.«
    Nein. Nein . NEIN.
    »Musst du nicht zur Arbeit? Wenn wir jetzt zum Arzt fahren, müssen wir mindestens eine Stunde warten, bevor wir drankommen«, sagte ich. Verzweiflung stahl sich in meine Stimme.
    »Da kann man nichts machen«, entgegnete Dad ungerührt. »Allein kriegst du es nicht auf die Reihe, deshalb muss ich eben mit.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich rufe bei der Arbeit an und gebe Bescheid, dass ich später komme. Du machst dich inzwischen fertig, Adam.«
    Als Dad den Raum verlassen hatte, hob Dante den Kopf und grinste mich an.
    »Dante, du musst mich da rauspauken«, flehte ich.
    »Geht nicht, Kumpel. Dieses Mal nicht. Tut mir leid«, sagte Dante feixend. Es tat ihm überhaupt nicht leid. »Sieh’s doch mal so: Du musst nur zum Arzt, nicht an den gefürchteten Ort mit ›K‹.«
    »Herzlichen Dank auch«, brummelte ich finster.
    »Gern geschehen, Arschgesicht«, sagte mein Bruder. »Jederzeit wieder.«
    Da saß ich nun in unserem Auto, direkt auf dem Weg zum Arzt. Und mir fiel beim besten Willen nichts, aber auch gar nichts ein, wie ich das verhindern konnte.

3 DANTE
    Melanies Worte trafen mich wie eine Kugel zwischen die Augen. Ich starrte sie an, suchte in ihrem Gesicht nach einem Zeichen, irgendeinem Zeichen dafür, dass sie einen Scherz gemacht hatte. Doch Melanie verzog keine Miene. Ich sprang aus dem Lehnsessel auf, um ihr eine Retourkutsche für das zu verpassen, was sie gesagt hatte, aber meine Knie gaben nach und ich sackte wieder in den Sessel. Dabei hielt ich den Blick unverwandt auf Melanies Gesicht gerichtet. Ich sagte nichts. Konnte nichts sagen. Konnte nicht denken, so sehr hämmerte mein Herz.
    Ich saß da und wartete, wollte, wünschte inständig, dass Melanie ihre Worte zurücknehmen würde.
    Ha! Stimmt ja gar nicht.
    War doch nur Spaß.
    April, April!
    Hab dich ganz schön reingelegt.
    Doch sie sagte nichts dergleichen.
    Es war nicht wahr.
    Wie konnte es wahr sein?
    Ich musste würgen, aber es kam nichts hoch. Mein Körper fing an zu zittern, es begann ganz tief im Innern und setzte sich nach außen fort wie das Wellenkräuseln auf einem See. Und nicht nur mein Herz hämmerte. Mein Kopf tat weh.
    Mir fielen Dinge ein, an die ich mich lieber nicht erinnern wollte.
    Die Party bei Rick. Kurz nach Weihnachten, am siebenundzwanzigsten Dezember, fast zwei Jahre war das jetzt her. Neunzehn, nein, zwanzig Monate. Ricks Eltern waren damals in Urlaub gefahren und so hatten Rick und seine ältere Schwester das Haus für sich. Aber Ricks Schwester hatte beschlossen, ein paar Tage bei ihrem Freund zu verbringen. Rick hatte also sturmfreie Bude. Ich hatte an jenem Abend viel zu viel getrunken. Aber Melanie auch. Alle hatten zu viel getrunken.
    Der Abend ist mir als eine Abfolge von Schnappschüssen in Erinnerung geblieben. Und je später es wurde, desto verschwommener wurden die Schnappschüsse. Melanie und ich waren erst seit ein paar Monaten zusammen. Weihnachten war super gewesen. Ich hatte die E-Gitarre bekommen, wegen der ich Dad gelöchert hatte, obwohl ich wusste, dass ihm dafür
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