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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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zusammen, ihre braunen Augen verdunkelten sich zu einem Obsidianschwarz. Ihre Miene versteinerte.
    »Ich schlafe nicht herum, Dante. Außerdem war ich mit keinem anderen Mann außer dir zusammen«, stellte sie eisig fest. »Sag das noch mal, dann knall ich dir eine. Zu deiner Information, ich konnte deinen Namen nicht in der Geburtsurkunde eintragen lassen, weil du nicht dabei warst, als ich Emmas Geburt angezeigt habe. Man hat mir gesagt, ich könnte dich nur als Vater angeben, wenn wir verheiratet wären oder wenn du dabei wärst.«
    Sie starrte mich finster an. Ich erwiderte ihren Blick, wobei mir das Atmen immer schwerer fiel. Schließlich meinte Melanie seufzend: »Schau mal, ich … ich bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten. Das war nicht meine Absicht.«
    »Warum bist du dann hier?«
    Melanie fischte in ihrer Jackentasche nach den Zigaretten. Sie nahm eine heraus und hatte sie schon fast an den Lippen, als sie sich anders besann und die Zigarette unvermittelt durchbrach. Tabak rieselte auf den Teppich. Mel versenkte die beiden Teile in ihrer Tasche, dann fuhr sie sich mit zittrigen Fingern durch die Haare.
    »Dante, ich muss mit dir reden, aber ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich kapier das nicht.«
    Ich verstand so einiges nicht. Melanie war bei mir zu Hause aufgetaucht und hatte eine Bombe platzen lassen, die mein ganzes Leben zerstörte. Eine Bombe, die immer noch friedlich in ihrem Buggy schlief.
    »Warum … warum hast du es nicht abtreiben lassen?«
    Melanie bedachte mich mit einem langen Blick, dann zuckte sie die Achseln. Ein scheinbar beiläufiges Achselzucken, aber zusammen mit ihrem ernsten Gesichtsausdruck wirkte es wie das genaue Gegenteil. »Dante, ich habe darüber nachgedacht. Tage- und wochenlang habe ich über nichts anderes nachgedacht. Ich war sogar bei meinem Arzt und er hat mich für den Eingriff ins Krankenhaus überwiesen. Aber dann bin ich nicht hin.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Emma von dem Augenblick an, in dem ich merkte, dass ich schwanger war, real war. Wie hätte ich es da durchziehen können? Ich habe es einfach nicht fertiggebracht.«
    »Hast du … hast du überlegt, sie nach der Geburt zur Adoption freizugeben?«
    Melanie musterte mich, ihr Gesicht war eine Maske. »Du machst mir Vorwürfe«, sagte sie leise.
    »Nein. Nein, tu ich nicht. Es ist bloß … ich versuche, das alles zu begreifen.« Ich versuchte es. Und es gelang mir nicht.
    »Nachdem ich Emma gesehen hatte, konnte ich auch das nicht mehr. Meine Tante wollte mich unbedingt überreden, sie wegzugeben, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz. Mum hatte mich wegen der Schwangerschaft rausgeworfen, und meine Tante nahm mich nur unter der Bedingung auf, dass ich das Baby nach der Geburt zur Adoption freigeben würde.« Ich konnte sehen, dass Melanie den Tränen nah war. »Aber als ich Emma das erste Mal im Arm hielt, hatte ich das Gefühl, sie sei das Einzige, was mir auf der Welt geblieben war. Wenn ich sie verlieren würde, hätte ich gar nichts mehr …«
    »Deine Mum hat dich rausgeworfen?« Ich wusste nicht, was ich sagen, wie ich darauf reagieren sollte. Wie konnten zehn nicht weiter bemerkenswerte Minuten unser beider Leben so vollkommen auf den Kopf stellen? »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    Die Andeutung eines Lächelns. »Was hättest du dann getan, Dante?«
    »Ich … ich … ich habe keine Ahnung. Aber all das allein durchzustehen …«
    »Dante, du hattest schon ein Problem damit, eine Tüte mit einer schmutzigen Windel anzufassen. Und Emma hast du gehalten, als wäre sie eine tickende Zeitbombe. Also, was hättest du bitte schön tun können?«
    Mein ausdrucksloser Blick war wohl Antwort genug.
    »Genau«, sagte Melanie. »Deswegen habe ich den Typen vom Jugendamt nicht mal deinen Namen gegeben, als sie mich wegen des Unterhalts danach gefragt haben.«
    »Aber deine Tante hat dich nach der Geburt des Babys dann trotzdem weiter bei sich wohnen lassen?«
    »Ja. Allerdings nur vorübergehend«, erklärte Mel. »Aber ich habe jetzt etwas anderes gefunden.«
    »Ziehst du deswegen weg? Wegen deiner Tante?«, fragte ich.
    Melanie nickte. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Dante, könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Könntest du eine Weile auf Emma aufpassen? Ich muss kurz los und Windeln und ein paar andere Sachen besorgen.«
    Himmel, nein! »Warum nimmst du es nicht mit?«
    »Sag doch nicht immer ›es‹ zu ihr. Außerdem mag Emma es nicht, so kurz nach
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