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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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Der ist ein fanatischer Nichtraucher, und sie kommen beide bald nach Hause.«
    »Wie bald?«, fragte Melanie scharf.
    Ich zuckte die Schultern. »In einer halben Stunde oder so.«
    Warum klang ihre Stimme so angespannt? Einen Augenblick lang hatte sie fast … panisch gewirkt.
    »Ach, gut. Na ja, bis dahin hat sich der Geruch verzogen«, meinte Mel und zündete sich ungerührt die Zigarette an.
    Verdammt. Ehrlich gesagt war ich auch nicht gerade scharf auf den Qualm. Melanie zog an der Zigarette, als wollte sie den gesamten Tabak darin einsaugen. Sie schloss ein paar Sekunden lang die Augen, ehe sie durch die Nasenlöcher graue Rauchkringel ausstieß. Potthässlich sah das aus. Und der Geruch breitete sich unaufhaltsam im Raum aus. Ich seufzte innerlich. Adam würde durchdrehen. Schließlich öffnete Melanie die Augen und ließ ihren Blick über mich gleiten, sagte aber kein Wort. Noch einmal inhalierte sie, als wäre die Zigarette eine Sauerstoffflasche und ihre einzige Luftquelle.
    »Ich wusste gar nicht, dass du rauchst«, bemerkte ich.
    »Hab vor etwa einem Jahr angefangen. Eines der wenigen Vergnügen, die mir geblieben sind«, erklärte sie.
    Wir beäugten einander. Ein Schweigen, angespannt wie ein straffes Gummiband, breitete sich zwischen uns aus. Meine Güte. Was sollte ich jetzt bloß sagen?
    »Also … wie geht’s dir? Was hast du so getrieben?« Erbärmliche Fragen, aber mehr fiel mir nicht ein.
    »Ich habe mich um Emma gekümmert«, antwortete Melanie.
    »Ich meine, abgesehen davon?«, hakte ich mit leichter Verzweiflung nach.
    Ein leises Lächeln umspielte einen von Melanies Mundwinkeln. Sie zuckte die Schultern, sagte aber nichts darauf. Stattdessen wandte sie den Kopf ab, um sich weiter im Zimmer umzusehen.
    Schweigen.
    Das Baby fing an zu brabbeln.
    Wenigstens ein Geräusch, das die irritierende Stille durchbrach.
    »Und du?«, fragte Melanie, hob das Baby aus dem Buggy und drückte es mit dem linken Arm an sich, während sie die Zigarette in den rechten Mundwinkel schob. »Was hast du so getrieben?« Sie blickte mich dabei nicht an, sondern ließ ihre Augen auf dem Ding auf ihrem Arm ruhen. Das Ding brabbelte lauter und versuchte sich enger an sie zu kuscheln. »Wie sehen deine Pläne aus, Dante, jetzt nach den Prüfungen?«
    Zum ersten Mal, seit sie hier war, richtete sie offen den Blick auf mich und wandte ihn nicht gleich wieder ab. Und der Ausdruck in ihren Augen war erschreckend. Ihr Gesicht hatte sich gar nicht so sehr verändert, seit ich sie zuletzt gesehen hatte, ihre Augen hingegen schon. Sie wirkten … irgendwie älter. Und trauriger. Ich schüttelte den Kopf. Da ging nur mal wieder die Fantasie mit mir durch. Melanie war nicht mehr oder weniger gealtert als ich.
    »Momentan warte ich auf die Ergebnisse«, entgegnete ich. »Sie sollten eigentlich heute kommen.«
    »Was meinst du, wie du abgeschnitten hast?«
    Ich kreuzte die Finger und hielt sie hoch. »Ich hab mich total reingehängt, aber wenn du das jemandem verrätst, wirst du das bereuen!«
    »Gott bewahre! Dass nur bloß niemand herausfindet, dass du … tatsächlich gelernt hast. Keine Angst, bei mir ist dein Geheimnis sicher«, sagte Melanie lächelnd.
    »Wenn ich bestanden habe, gehe ich zur Uni und studiere Geschichte.«
    »Und danach?«
    »Journalismus. Ich möchte Reporter werden und Artikel schreiben, die jeder lesen will.«
    »Etwa für eines dieser Klatschmagazine?«, hakte Melanie nach.
    »Himmel, nein! Doch kein Promireporter. Wie langweilig wäre das denn, untalentierte Hohlköpfe zu interviewen, die nur deswegen berühmt sind, weil sie ständig in den Medien präsent sind. Nein, danke«, erwiderte ich und lief allmählich für das Thema warm. »Ich will richtige Nachrichten schreiben. Über Kriege und Politik und solches Zeug.«
    »Ah, das klingt schon mehr nach dem Dante, den ich kenne«, sagte Melanie. »Warum?«
    Die Frage überraschte mich. »Wie bitte?«
    »Warum reizt es dich so, über solches Zeug zu berichten?«
    Ich zuckte die Achseln. »Mir ist die Wahrheit wichtig, denke ich. Jemand muss dafür sorgen, dass die Wahrheit berichtet wird.«
    »Und dieser Jemand bist du?«
    Ich hatte wohl ziemlich wichtigtuerisch geklungen. Verlegen lächelte ich. »Wusstest du das denn nicht? Dante Leon Bridgeman ist nur mein Erdenname. Auf meinem Heimatplaneten nennt man mich Dantel-Eon, Kämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit und freie Computerspiele für alle.«
    Melanie schüttelte den Kopf, ihre Lippen zuckten.
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