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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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ein Chirurg vor der Operation. Mels Gelächter im Ohr kehrte ich zurück ins Wohnzimmer. Melanie sah mich amüsiert an und lächelte, dass sich Fältchen um ihre Augen bildeten. Ich kapierte nicht ganz, was so komisch war, aber Mels breites Grinsen rief eine Menge unerwünschter Erinnerungen wach. Erinnerungen an Ereignisse, die ich zwar nicht vergessen, aber irgendwo so tief vergraben hatte, dass ich kaum noch an sie herankam. Ich setzte mich, verwirrter denn je. Was wollte Melanie eigentlich hier? Dass sie gerade in der Nähe gewesen war, klang nicht wirklich plausibel.
    »Mel, warum …«
    »Pscht. Sie ist eingeschlafen«, flüsterte Melanie. Sie legte das Baby so sanft zurück in seinen Buggy, dass es sich nicht rührte. Dann richtete sie sich auf und kaute wieder auf ihrer Unterlippe herum. Ich blieb sitzen. Plötzlich, wie aus einer spontanen Eingebung heraus, griff Melanie in ihre überdimensionale Tasche und zog ein gefaltetes, beige-rosa Blatt Papier heraus.
    »Lies das«, sagte sie und streckte mir das Blatt hin.
    Ich zögerte. »Was ist das?«
    »Lies!«
    Stirnrunzelnd nahm ich ihr das Papier aus der Hand und faltete es auseinander.

    Ich starrte sie an. »Du … du bist die Mutter?«
    Melanie nickte langsam. »Dante, ich … ich weiß nicht, wie ich es dir … na ja, schonend beibringen soll.«
    Sie brauchte gar nichts zu sagen. Die Geburtsurkunde erklärte eine ganze Menge und sagte dennoch zu wenig. Melanie hatte ein Baby. Sie war Mutter. Es machte mir ziemliche Mühe, das zu verdauen. Melanie war in meinem Alter. Und sie hatte ein Kind?
    »Dante, ich muss dir was sagen …«
    Mel war noch nicht mal neunzehn. Wie konnte sie so blöd sein, in unserem Alter schwanger zu werden? Hatte sie noch nie von der Pille gehört? Kinder waren was für Leute Ende dreißig mit Hypotheken und festen Jobs und einem dicken Bankguthaben. Kinder waren was für jene traurigen Figuren, die nichts anderes mit ihrem Leben anzufangen wussten.
    »Dante, hörst du mir zu?«
    »Hä?« Es wollte mir immer noch nicht in den Kopf, dass Mel Mutter war.
    Melanie holte tief Luft, dann gleich darauf noch einmal. »Dante, du bist der Vater. Emma ist unsere Tochter.«

2 ADAM
    Wie ätzend war das denn? Ich war schon mit mörderischen Kopfschmerzen aufgewacht und von da an lief alles nur noch schief. Unten beim Frühstück beging ich den Fehler, mir anmerken zu lassen, wie sehr mir der Schädel dröhnte.
    »Schon wieder Kopfschmerzen, Adam?«, erkundigte sich Dad stirnrunzelnd, als ich mich an den Küchentisch setzte.
    Ich nickte. Eine gigantische Gnuherde trampelte durch meinen Kopf. Wieder einmal.
    »Schlimm dieses Mal?«, fragte Dad.
    »Schon einigermaßen.« Ich rieb mir mit den Fingern die Schläfe. Seit ein paar Wochen hatte ich in unregelmäßigen Abständen wirklich schlimme Kopfschmerzen.
    »Warum springst du nicht mal über deinen Schatten und versuchst es mit Schmerztabletten?«, grummelte mein Bruder Dante.
    »Weil mein Körper ein Tempel ist«, informierte ich ihn. »Du weißt, dass ich nichts davon halte, Pillen einzuwerfen.«
    »Bei Kopfschmerzen ein paar Paracetamol zu nehmen, hat wohl kaum etwas mit Pillen einwerfen zu tun«, argumentierte Dante.
    »Ich nehme grundsätzlich keine Tabletten, okay?«, fuhr ich ihn an.
    »Dann leide eben«, meinte Dante gleichmütig.
    »So geht’s nicht weiter, Adam«, mischte sich Dad ein. »Du musst jetzt wirklich mal zum Arzt.«
    Auf keinen Fall. Definitiv nicht! »So schlimm ist es nicht, Dad«, wehrte ich rasch ab.
    »Adam, du hast in letzter Zeit viel zu oft Kopfschmerzen.«
    »Das kommt von der Hitze«, erklärte ich und schob meine Schüssel Cornflakes beiseite. Schon beim bloßen Anblick hätte ich am liebsten gekotzt. »Ich muss mich nur ein bisschen hinlegen. Es fühlt sich an, als bekäme ich eine Migräne.«
    »Das mit deinen Kopfschmerzen geht jetzt seit dem Spiel gegen die Colliers Green School«, meinte Dante nachdenklich. »Bist du sicher, dass du …?«
    »Fang du nicht auch noch an«, fuhr ich ihn an.
    Dante bedachte mich mit einem frostigen Blick. »Oh, entschuldige, dass mir deine Gesundheit am Herzen liegt.«
    »Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn du dich aufführst wie eine Glucke«, teilte ich meinem Bruder mit. Das war ein bisschen unfair, ich weiß. Aber in meinem Wortschatz gab es nur ein Wort, das schlimmer war als »Arzt«, nämlich »Krankenhaus«. Schon trat mir der Schweiß aus allen Poren – und ich hasse es, zu schwitzen.
    »Was für ein
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