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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)
Autoren: Víctor Conde
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Veränderungen sind …«
    Ihr Vater breitete die Arme aus und lud sie ein fortzufahren. »Deshalb sind wir hier, weil wir versuchen wollen, es zu verstehen. Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Tanya füllte ihre Lungen mit Luft. Also gut. Wenn man eine große Distanz überbrücken wollte, war es bekanntlich am besten, den direkten Weg zu wählen. Deshalb …
    »Ist gut. Papa, Mama. Was würdet ihr sagen, wenn ich euch beichten würde, dass eure Tochter ein Engel ist?«
    Schweigen. Ihre Mutter scherzte: »Das wissen wir bereits. Ich wusste es schon, als du geboren wurdest, mit diesen riiiiiesigen aufgerissenen Augen.«
    »So ist es«, sagte Iljitsch. »Als ich dich zum ersten Mal sah, dachte ich, deine Mutter hätte ein kleines Manga-Püppchen zur Welt gebracht, du weißt schon, so ein japanisches. Das sagt doch alles.«
    Tanya lachte. Herrgott, jetzt fühlte sie sich zu Hause. »Bitte ändert euch nie. Ehrlich. Ihr dürft euch bitte, bitte nie verändern.«
    »Wir tun, was wir können. Versprochen. Wenn alles gut geht, werden wir zwar irgendwann alt und schrumpelig sein, aber immer noch genauso cool wie heute.«
    »Wie würdet ihr reagieren, wenn ich mal eine Zeit lang verreisen müsste, um etwas zu erledigen, das kein anderer Sterblicher jemals tun würde …? Würdet ihr mir vertrauen?«
    Ihre Eltern wechselten einen Blick, der jenem anderen mit den tanzenden Babywindeln ziemlich ähnlich war.
    »Verreisen? Wohin?«
    Tanya breitete ihre großen weißen Flügel aus, wobei sie den Fernseher und ein paar Sachen, die auf dem Wohnzimmertisch lagen, versehentlich zu Boden warf.
    Ihre Eltern sahen sie mit einer Mischung aus Entsetzen und vollkommener Bewunderung an.
    Und sie verstanden. Natürlich verstanden sie.
    Ihnen zu erklären, warum sie sie für längere Zeit verlassen musste, um in einem Krieg zu kämpfen, den sie weder angefangen hatte noch beenden konnte, war da schon deutlich schwieriger.
    Als Drehort diente eine alte Lagerhalle, in der die Kulisse aufgebaut stand. Ursprünglich hatte man Fischkonserven für eine Schifffahrtsgesellschaft dort aufbewahrt. Die Wände und der Boden waren von einem bestialischen Gestank durchtränkt, den die Filmarbeiter spöttisch »diesen alten Seemannsgeruch à la Errol Flynn« nannten.
    Wenn man während der Dreharbeiten mehrere Tage dort eingesperrt war, kam es einem so vor, als würde man den Heringsgeruch überhaupt nie mehr loswerden.
    Ein Lastwagenfahrer nahm Erik bis zum Stadtrand mit. Von dort brachte ihn ein Taxi bis zu den Studios. Als sie sich am Flughafen trennten, hatten sie das Geld, das von ihrem Santorin-Abenteuer noch übrig war, zu gleichen Teilen unter sich aufgeteilt, wobei Séfora zugunsten der Gruppe auf ihren Teil verzichtete. Und selbst nach Abzug der Kosten für die Rückreise fiel für jeden noch ein hübsches Sümmchen ab.
    Die Ersten, die er mit seiner Ankunft überraschte, waren die Sicherheitsbeamten, die sich noch gut an ihn erinnerten. Als sie ihn aus dem Taxi steigen sahen, hoben sie vor Erstaunen die Hände zum Kopf und bekreuzigten sich sogar, als hätten sie soeben eine Erscheinung gehabt. Und man konnte es ihnen nicht verdenken: Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass Erik echt war, aus Fleisch und Blut und kein Phantom, das sich für öffentliche Verkehrsmittel interessierte, erzählten sie ihm, dass sie ihn alle nach den Ereignissen an jenem Drehtag in den Bergen für tot erklärt hatten. Die Polizei hatte vier Leichen registriert, die Fahrer der beiden Streifenwagen, seinen Freund Antonio und ein Mädchen von der Produktion namens Tatiana. Ihn hatten sie, nach tagelanger ergebnisloser Suche für vermisst erklärt.
    Erik war von der Tragweite der Tragödie überrascht. Drei Männer – Selbstmörder unter Drogen, so stand es in der Zeitung – und eine junge Frau, die er persönlich kannte und die er in einem passenden Moment sogar einmal angebaggert hatte … Es war geradezu tragisch. Der Zorn in seiner Brust flammte wieder auf, und seine Rechte schloss sich instinktiv um einen unsichtbaren Knauf. Er atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben. Er würde noch genug Gelegenheit haben, sich zu rächen. Jetzt musste er der Welt erst einmal mitteilen, dass er noch am Leben war, und eine vernünftige Ausrede für sein Verschwinden vorbringen.
    Die gleiche Szene – zum Kopf erhobene Hände und erstaunte Ausrufe – wiederholte sich in jeder Abteilung, von der Kantine bis zum Verwaltungsbüro der Produktionsfirma. Aber als Erik
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