Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer zurückkehrte, bemerkte sie, wie ihr Mann hastig ein Stück Papier in seine Hosentasche stopfte. Sie plazierte den Bratentopf auf den schmiedeeisernen Untersetzer und warf einen gebieterischen Blick auf das Fleischermesser.
    Van Cleynenbreughel rollte mit den Schultern und begann, das Fleisch zu schneiden, während seine Frau routiniert die Kartoffeln und den Rosenkohl auf die Teller verteilte. Zwei gleichgroße Häufchen, auf beiden Tellern identisch angerichtet. Ohne aufzuschauen, klopfte Van Cleynenbreughel mit der Sägeklinge des Messers gegen den Rand der Stielkasserolle, und als er das gleichmäßige Schmatzen seiner Frau hörte, kochte der Hass wieder in ihm hoch. Unaufhaltsam.
    Muriels Bild blitzte vor seinem inneren Auge auf. Ihre sinnlichen Lippen, ihre blonden Haare, die seine Nase streichelten, während sie ihren schlanken Mädchenkörper an seinen Rumpf drängte. Ihre lieben, hungrigen Augen, die die seinen suchten, als sie bebend kam. Er presste die Lippen aufeinander. Dieses Foto in der Zeitung. Muriels enthaupteter Leichnam. Ein dreckiger, klebriger Haufen am Wegesrand. Ihre milchweißen Schenkel – immer noch wunderschön, sogar auf diesem schrecklichen Zeitungsausschnitt.
    Wie lange ist das her? Vierzehn Monate. Nichts. Nichts ist mehr davon übrig. Nur noch verwesendes Fleisch unter einer Lage Erde.
    Das Messer klopfte stakkatoartig gegen den Rand der Kasserolle.
    Erst die Worte »Willst du mich umbringen, oder kriege ich auch ein Stück Fleisch?« holten ihn aus seinem fast katatonischen Zustand. Van Cleynenbreughel schaute verwirrt auf und ließ das Messer auf den Tisch gleiten.
    »Was hast du da eben in deiner Tasche versteckt?«
    Van Cleynenbreughel spießte mit der Fleischgabel eine rosa Bratenscheibe auf und legte diese auf den Teller seiner Frau. »In meiner Tasche?«
    »Ja, in deiner Tasche. Deiner Hosentasche.«
    »Ach, nur mein Taschentuch.«
    »Aus Papier«, murmelte Betty Vernimmen, während sie weiteraß. »Aus grünem Papier.«
    Keine Antwort.
    »Blind. Blind, Jozef. Ich habe dir blind vertraut.«
    Das Geschluchze machte Van Cleynenbreughel rasend vor Wut, aber er beherrschte sich mühsam.
    »Und dieses Vertrauen ist jetzt weg …« Dann folgte eine lange Pause.
    Für immer, Jozef.
    »Für immer, Jozef.«
    Der gequälte Ehemann ließ den Kopf auf den Rand des Esstischs sinken. »Tut mir leid, Betty«, sagte er monoton.
    »Tut mir leid, sagt er«, wiederholte Betty Vernimmen die Worte ihres Mannes, während sie ihren Stuhl ungestüm zurückschob und in die Küche lief.
    »Dreckige Hexe!«, hallte es durch das Wohnzimmer. Und während sein Stuhl zu Boden kippte, stürmte Jozef Van Cleynenbreughel in den Flur hinaus und die Kellertreppe hinunter. Auf der Suche nach Ruhe, nach Seelenfrieden. Und nach Muriels Foto, das er zwischen seinen bebenden Fingern hielt, während er ihre Lippen küsste. Dann ließ er das Foto sinken, wischte es an seinem Schritt sauber und murmelte: »Büßen. Das wirst du büßen, Hedwige. Büßen.«
    Er holte das grüne Blatt Papier, eine Versicherungsbescheinigung, aus seiner Hosentasche. Und als er »Hilde Plaetinck, Vrouwvlietstraat 25 , B- 2800 Mechelen« las, veränderte sich der grimmige Zug um seinen Mund in ein sanftes, fast seliges Lächeln. Dann betrachtete er das Foto auf dem Führerschein. »Schön. Du bist so schön.«
    Nervös fuhr er sich durch die kurzgeschnittenen Haare, schaute rasch über die Schulter und presste die Lippen aufeinander.
     
    Jos Bosmans zog eine bedenkliche Miene, als Deleu die beiden Fotos auf seinen Schreibtisch legte. Sie waren tatsächlich nahezu identisch – Hilde Plaetinck und Muriel Vandergoten hätten Zwillingsschwestern sein können.
    »Wie kommt es, dass ich bei diesem Fall nicht hinzugezogen wurde?«, fragte Deleu vorwurfsvoll.
    Bosmans schaute irritiert auf und spielte mit seiner Brille. »Hoppla. Soll ich mich jetzt etwa auf die Knie werfen oder was?«
    »’tschuldigung, Jos.« Deleu klang nun umgänglicher. Sein Gesicht wirkte bleich und gefasst, aber seine Augen sprühten noch immer Funken.
    Bosmans nahm sein Tatar-Brötchen vom Tisch und biss kräftig hinein. »Brüssel«, sagte er, als er den Mund fast leergekaut hatte. »Die Akte ist nach Brüssel gegangen.«
    »Warum?«
    »Weil das Mädchen in Evere wohnte und ihr Freund in Elsene. Bei Brüssel.
Simple comme de l’eau de pompe, mon ami Le Lion.
« Bosmans grinste selbstzufrieden.
    »Und?«
    »Und
was?
Nichts. Der Fall hat damals Schlagzeilen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher