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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller
Autoren: Frank Habbe
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sah Carlos, dass Antonio noch immer draußen saß und in seine Richtung schaute. Der Griff nach der Pistole erschien ihm zu riskant, also nahm er einen weiteren Schluck von der Cola und hielt die Dose einladend in die Höhe. Antonio nickte zustimmend, und so drehte sich Carlos eilig auf dem Treppenabsatz um. Unten nahm er die Pistole aus dem Holster und steckte sie griffbereit in den hinteren Hosenbund. Dann stellte er sicher, dass die Jacke nicht störend darüberlag. Er griff nach einer weiteren Dose.
     
    Ein leises und sich selbst anfeuerndes „
¡Vamos!“
murmelnd, stieg er die Stufen hinauf, ging ohne zu zögern zur Glastür, schob sie mit dem Ellenbogen auf und trat an Deck. Mit einem Lächeln hielt er Antonio die Dose vor die linke Hand. Die, die auf dem Lauf der Maschinenpistole lag. Antonio hob, begleitet von einem dankenden Brummen, die Hand und griff nach dem Getränk. Auf den Moment hatte Carlos gewartet. Blitzschnell schleuderte er die Dose in Antonios Gesicht. Der schrie überrascht auf und tastete nach der Waffe. Da aber hatten ihn schon zwei Schüsse aus der Remington getroffen. Blutstropfen spritzten ihm auf das Gesicht, einen Wimpernschlag später sank der Mann in die Kissen.
    Carlos hob die Pistole zum finalen Kopfschuss, als er einen lauten Schrei aus dem Cockpit hörte. Erschrocken fuhr er herum und erblickte Manuel, der mit einer Signalpistole auf ihn zielte. Und sofort schoss.
    Carlos warf sich zur Seite und so flammte die grellrote Leuchtkugel haarscharf an ihm vorbei. Funkensprühend prallte sie von Liegefläche ab und schwirrte in einem hohen Bogen ins Meer, wo sie zischend in den dunklen Fluten versank.
    Verwirrt schaute Carlos wieder zum Steuerstand, wo der Skipper erneut anlegte. Doch Carlos kam ihm zuvor. Er schnellte vom Boden in Richtung Tür und feuerte drei Schüsse auf den Skipper ab. Die Wucht der Treffer warf Manuel auf das Steuer, wo er blutüberströmt in sich zusammensackte. Durch den Sturz hatte er das Ruder herumgerissen, was die Yacht einen ruckartigen Schlenker vollführen ließ. Hastig eilte Carlos nach vorne, schob den Getroffenen beiseite und brachte das Ruder zurück in die Ausgangsposition. Er schaute auf den unter ihm liegenden Skipper. Tot. Ein rascher Blick zum Heck folgte. Auch dort keine Bewegung, Antonio saß wie festgetackert in den Kissen.
    Carlos zog einen Zettel aus der Tasche und stellte den Autopiloten auf die Koordinaten ein, die er sich zwei Tage zuvor notiert hatte. Eilig verließ er den Ruderstand und hastete hinunter, holte die Palette mit den Cola-Dosen und schleppte sie in das an der Reling festgezurrte Beiboot. Eher beiläufig blickte er noch einmal auf den leblos in seinem Blut hockenden Kolumbianer.
¡Adios!,
murmelte Carlos spöttisch. Dann verstaute er die Dosen in dem Fach unter der Sitzbank, löste die Befestigungsseile des Dingis und ging wieder zum Steuerstand der
Alina
.
Teil drei wäre erledigt
, ein befreiendes Gefühl. Durchatmend ließ er sich in den weich gepolsterten Ledersessel fallen und schaute in die vor den breiten Scheiben herrschende Dunkelheit.
    Noch knapp eine Stunde. Dann brauchte er nur noch das Beiboot zu Wasser lassen und die Yacht samt Ladung in Richtung Strand zu verlassen. Dort würde Sylvia mit dem Wagen warten. Die Tickets für den Sieben-Uhr-Flug nach Atlanta hatte er dabei. Von dort waren verschiedene internationale Flüge für sie gebucht. Natürlich nicht mehr unter ihren richtigen Namen. Sie hatten mehrere Pässe zur Auswahl.
    Eigentlich könnte er sich jetzt eine letzte Linie gönnen,
zur Feier des Tages
, überlegte Carlos. Da spürte er auf einmal, wie sich ein siedend heißer Strahl in seinen Rücken bohrte. Ihm war, als finge sein Oberkörper Feuer. Dann erst vernahm er den Lärm der Schüsse.
     
    Verzweifelt blickte er an sich herab. Seine Jacke hatte sich an mehreren Stellen dunkelrot verfärbt. Auch klafften da plötzlich Löcher in seinem Bauch, die vorher nicht da gewesen waren. Carlos wollte den Kopf nach hinten drehen, spürte aber, wie ihn jemand fest an der Kehle packte. Dann erklang erschreckend nah die verzerrte Stimme Antonios an sein Ohr: „
Puta madre
…“ Weiter kam der Kolumbianer nicht, da er im gleichen Moment zu Boden ging, wo er zitternd liegen blieb.
     
    Carlos schaute auf seine blutbefleckten Hände und strich sich über die immer stärker brennende Bauchdecke. Er spürte den metallischen Geschmack des eigenen Blutes, das ihm durch die Kehle nach oben stieg. Er wusste nur zu
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