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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel
Autoren: Peadar O'Guilín
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Panzer nicht zu Werkzeugen verarbeiten wollten. Aber sie waren für ihre Furcht vor Feuer bekannt; vielleicht war das gar nicht so erstaunlich.
    Als Stolperzunge schließlich auf die fertigen Waffen blickte, überwältigt von der Schönheit der blattförmigen Klingen, schlief er ein. Alle Gedanken an die Fleischversammlung, all seine Sorgen um seine Mutter versanken mit ihm in der Finsternis.

    Tausende von Holzkohlezeichnungen schwärzten die Häuser am Mittelplatz zwischen den Schädeln und anderen Trophäen. Es gab auch sehr viel Ruß, von den Feuern, an denen die Menschen kochten und sich die Geschichten des Stammes erzählten. Diese zwölf Gebäude, dreistöckig und geräumig, hatten gesehen, wie Speermacher die erste Waffe gehoben hatte. Die Worte der Abschiedsrede des Reisenden waren durch ihre Eingänge gehallt und in die Wände gesickert, für deren Verteidigung andere Helden ihr Leben gelassen hatten. Dieser Ort war das Herz des Stammes, und nun war er zurückgekehrt, um ihn erneut mit Leben zu erfüllen. Kinder sahen von den Dächern zu oder zankten sich um einen Platz am uralten Brunnen, der genau in der Mitte der Freifläche stand.
    Die Frauen von Häuptling Speerauge hatten die Kunde von einer Erwählung verbreitet. Zusätzliche Wachen bemannten die Türme, doch fast der ganze Rest des Stammes – vielleicht an die dreitausend Menschen – war auf dem Platz erschienen. Natürlich verweigerten sich manche und brachten lieber Schande über ihre Familie, indem sie sich versteckten. Auf vielen Stirnen stand Schweiß, und angespannte Mutmaßungen gingen von Mund zu Mund. Die Leute drängelten und hielten sich in der Nähe ihrer Familien. Speerauge stieg auf eine Plattform aus Leder und Knochen, die man vor seinem Haus errichtet hatte. Er warf den zusammengeflickten Mantel zurück und offenbarte eine Brust, die mit Tätowierungen übersät war. Jede einzelne stellte eine großartige Tat in der Geschichte seines Lebens dar. Speerauge war immer noch ein besserer Jäger als alle anderen, aber die Männer tuschelten unter sich, dass sein Arm bereits langsamer wurde. Sie sagten, dass er seinen Sohn Wasserspringer darauf vorbereitete, seine Nachfolge anzutreten. Der Junge, der ein paar hundert Tage vor Stolperzunge geboren war, stand unruhig an der Seite seines Vaters. Er hatte seine erste Beute noch nicht erlegt, war aber fast erwachsen und wurde seinem Vater immer ähnlicher.
    Nicht weit von der Plattform hielten sich tätowierte Jäger bereit. Als sich Stolperzunge nach vorn schob, sah er Wandbrecher unter ihnen, genauso wie den furchterregenden Quetschfaust, von dem man sagte, dass er Erwählungen liebte und sich sehr darauf freute.
    »Mein Volk«, rief Speerauge. Er rezitierte das bedeutungslose Ritual, wie es jeder Häuptling vor ihm getan hatte, und schlagartig trat Stille ein. »Ich brauche zehn von euch, die jetzt vortreten, damit wir anderen eines Tages die Große Heimkehr antreten können. Wer ist bereit, dem Stamm zu dienen?«
    »Ich!« Stolperzunge wusste, wer gesprochen hatte. Alle hatten vermutet, dass Knochenfeuer sich diesmal freiwillig melden würde. Sie hatte keinen Ehemann mehr, und ihr letzter Sohn war vor kurzem von einer Jagd nicht zurückgekehrt. Der Mann ihrer Tochter hatte sie ernährt, aber nachdem das Paar jetzt ein weiteres Baby erwartete… Stellenweise wurde Beifall geklatscht, und die Leute murmelten die überlieferte Formel: »Wie tapfer von ihr. Sie hätte noch tausend Tage vor sich gehabt!«
    Knochenfeuer schritt durch die Menge und stieg auf die Plattform. Sie ließ sich von Speerauge und den anderen küssen, denen sie etwas bedeutete. Zwei weitere Witwen folgten ihrem ehrenhaften Beispiel, genauso wie ein Jäger, dessen gebrochenes Bein nie richtig verheilt war. Seine junge Frau versuchte ihn zurückzuhalten und schrie klagend. Aber der Mann humpelte weiter, während andere die Frau festhielten, bis sie hilflos schluchzend zusammenbrach.
    »Wir brauchen noch sechs, mein Volk!«, rief der Häuptling. Doch es gab keine weiteren Freiwilligen. Er wirkte enttäuscht. Die Menge wurde unruhig. Manche Leute blickten sich um, andere hielten den Kopf gesenkt. Stellenweise wurde gezischt und gestritten. Stolperzunge sah, wie eine gebrechliche Frau von zwei Familiengruppen in verschiedene Richtungen gezerrt wurde, bis das Tauziehen damit endete, dass sie blieb, wo sie war. Schließlich schnippte Speerauge mit den Fingern. Jäger stießen in die Menge vor und griffen sich mehrere Leute. Alle
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