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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag
Autoren: Markus Nummi
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hat auf dem ganzen Weg dieselben Sätze wiederholt. Was hast du ihnen gesagt? Was hast du gesagt? Was? Mir wollte der Kopf platzen,als wir nach Hause kamen. Ich habe es ihr ganz beiläufig erzählt. Was ich denen im Supermarkt gesagt habe.
    Nein, rief sie.
    Bestimmt nicht, rief sie.
    Du hast es selbst in die Tasche gesteckt, schrie sie.
    Ich hatte mein Kind noch nie geschlagen, aber da wischte ich ihr eine. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war.
    Sie war so widerlich gewesen, die Situation in dem Laden. Ich hätte das Weibsstück und den Kerl dort schlagen mögen. Aber die Hand traf Mirja.
    Irgendwie kam die Bewegung so ... schnell. Dass Mirja hinfiel.
    Ich bat sofort um Entschuldigung. Ich half ihr auf, wischte ihr die Tränen ab und bat um Entschuldigung. Ich sagte, es sei aus Versehen passiert. Dass ich sie nur leicht schubsen wollte. Wie im Spiel.
    Sie sagte ...
    Sie sagte: Ich will zu Papa.
    Sag das nicht, sagte ich zuerst. Ich bat sie schön. Flehte sie an.
    Ich will zu Papa, antwortete sie.
    Nein, nein, nein, sag das nicht.
    Aber was gesagt ist, ist gesagt.
    Dann sagte ich ... Nun hör schon auf. Wir sind uns wieder gut. Oder?
    Na gut, sagte sie weinerlich.
    Wir hatten ein gutes, wichtiges Gespräch.
    Ich bat um Entschuldigung, aber ich sagte auch, dass man nicht lügen darf. Dass man das Richtige vom Falschen und das Mögliche vom Unmöglichen unterscheiden muss.
    Wer von uns beiden hatte Geld, den Schokoriegel zu kaufen und wer nicht?, fragte ich.
    Da kauerte sie in meinem Schoß und schmollte.
    Ich weiß noch, wie dumm das Schmollen aussah. Das Auge schwoll an, obwohl ich ihr nur eine gewischt hatte. Es schwoll mehr aus Zorn und Trotz an.
    Da hast du deine Süßigkeit, sagte ich und gab ihr den Schokoriegel. Bezahlt hab ich ...
    Sie warf ihn auf den Boden. Behauptete, ich hätte sie nicht gern.
    Da musste ich lachen. Ich erinnerte sie daran, dass ich ihr jede Woche am Bonbontag einen ganzen Berg Süßigkeiten kaufe.
    Du isst sie aber fast alle selber auf, rief sie.
    Da ...
    Da hörte ich auf zu lachen.
    Aber ich habe nicht die Hand gegen meine Tochter erhoben.
    Da sagte ich nur: okay. Es ist gut. Ganz wie sie wolle.
    Wenn ich mir diese Videobänder anschaue, sehe ich eine Entwicklung. Wachstum. Was zuerst trübe war, ist jetzt klar geworden. Sauber.
    Dafür kriegt Paula die Punkte.
    Seit jenem Tag bin ich resoluter. Irgendwie ... physischer vielleicht. Wer setzt denn die sicheren Grenzen, wenn nicht ich? Die häuslichen Grenzen.
    Das habe ich auch den Sozialtanten gesagt.
    Was hat das Mädchen denn getan? Wie eine Märtyrerin im Hof auf der Schaukel gesessen. Gerade als die Spitzeloma draußen war. Und der schmutzige Junge. ›Was ist denn mit der passiert?‹ Und gleich die Sozialtanten angerufen.
    Zuerst hatte ich Pentti verdächtigt. Dabei hätte ich sofort kapieren müssen, dass er es nicht gewesen sein konnte. Der Initiativgeist des Herrn Papa bewegt sich auf demselben Niveau wie sein Erziehungstalent. Von nichts kommt nichts.
    Zwei Monate vergingen, bis auch dieses Geheimnis gelüftet war. Ist das jetzt zwei Tage her? Auch dafür die volle Punktzahl an Paula.
    Mit Tanten und Omas wird man immer fertig. Das Verhältnis unter Kontrolle bringen, die Lage optimieren.
    Nach Weihnachten war das Kind völlig durcheinander. Manipuliert. Ich war gezwungen, physisch Stellung zu nehmen.
    Jetzt ist sie ausgeglichener. Aber noch immer kommen diese ... Kinderkrankheiten. Das Telefonieren. Welche Nummern man anrufen darf und welche nicht. Das Vertrauen. Dann passiert ein Fehler. Der Fehler hat Konsequenzen. Das Vertrauen muss wiederhergestellt werden.
    Das ist jetzt der zweite ... nein, der dritte Tag. Oder der vierte?
    Sagen wir der dritte.
    Die Ferien kamen wie gerufen. Braucht man niemandem etwas zu erklären. Weil auch die Lehrerin ...
    »Wenn was ist, man kann immer darüber reden.«
    Ich sag nur eins, zwischen meine Tochter und mich lasse ich nichts kommen. Nehmt euch in Acht ...
    Es geht um die Zukunft des Kindes.
    In dieser Situation ist es besser, in der Wohnung zu bleiben. Damit keine unnötige Irritation entsteht.
    Bei den Prinzipien darf man keine Zugeständnisse machen, sonst bricht das Chaos aus. Man muss nur aus dem Fenster schauen. Da drüben gehen die Lichter an. Sie sollten schlafen. So wie das Stehaufmännchen in der Wohnung da drüben, auf der anderen Seite der Grünanlage. Ja, genau. In wahnsinniger Hektik Licht in jedem Zimmer. Was ist das? Das kann nicht sein. Ein Wichtelmännchen aus
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