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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel
Autoren: Gmeiner-Verlag
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für Frauen und Kinder, noch Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß. Viele der Verräter, die er exekutierte, hatten sich nur Kleinigkeiten zuschulden kommen lassen, Befehle missverstanden oder ein Zeitlimit nicht beachtet. Er kannte für jedes Vergehen nur eine Strafe, den Tod, und er verhängte sie ohne Erbarmen.
    Bei einer der letzten Straßenschlachten zwischen Gegnern des African National Congress und Mitgliedern des ›Speers der Nation‹ in Pretoria erschlug er einen jungen Xhosa mit einem Betonbrocken, durchsuchte seine Taschen und fand Papiere, die ihn als Maschinenbaustudenten aus London auswiesen. Er legte seinen Shonanamen ab, nannte sich Paul Dhlomo, und nahm die Identität des Xhosa an. Mit dem Geld, das er auf die Seite gebracht hatte, leistete er sich einen Flug nach Großbritannien und studierte Maschinenbau in der britischen Hauptstadt.
    Dort ging er in den Untergrund und traf den Mann, der jetzt sein Boss war. Seine Beteiligung an den U-Bahn-Anschlägen konnte nie nachgewiesen werden, doch hatte er seit dieser Zeit Kontakte zur Terrorszene und wurde nach seiner Rückkehr nach Südafrika als Gegner der versöhnenden Politik Mandelas ins Netzwerk ›Sub Africa‹, wie sich die gegen die Weißen gerichtete Untergrundbewegung nun nannte, eingeschleust.
    Seine Kenntnisse, was modernste Baumaschinen anbetraf, die er sich als studierter Maschinenbauingenieur angeeignet hatte, und die Kontakte, die ihm das Netzwerk über korrupte Beamte und Politiker knüpfte, ebneten ihm den Weg zu den Großbaustellen der südafrikanischen Metropolen, wo man sich unter großem Zeitdruck auf die Fußballweltmeisterschaft vorbereitete, und ihn als Experten für Hochbaumaschinen einstellte. Durch seinen guten Draht zum stellvertretenden Construction Inspector des Stadionbaus in Durban, einem weißen Südafrikaner namens Gys de Kock, übertrug man ihm die Aufsicht über den dortigen Baumaschinenpark.
    Dhlomo war von Anfang an klar gewesen, dass er nur in diese Position geschleust worden war, um dem Netzwerk bei geplanten Anschlägen auf die WM nützlich zu sein. Er hatte seine Aufgabe gefunden, und das Ziel des Attentats entsprach genau seinen Vorstellungen. Doch er sprach nicht darüber, nicht mit den anderen Verschwörern, denen er nur zum Teil traute, und auch nicht mit dem Boss, den alle nur spöttisch Kalkoen – Truthahn – nannten. Paul Dhlomo zählte selbst im erlauchten Kreis der Aktivisten von ›Sub Africa‹ zu den wenigen Vertrauten, die Kalkoens Schlüsselrolle bei dem Vorhaben kannten. Mit zweien von ihnen traf er sich jetzt in dem Container auf der Großbaustelle.
     
    »Die Wachleute habe ich im Griff und die Ingenieure sind alle über Ostern nach Hause gefahren«, entgegnete der Sicherheitsingenieur uThembani Mthetwa. Als einer der Securitybeauftragten des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 hatte er unkontrolliert Zugang zu allen Stadien und Baustellen, befehligte die Wachmannschaften und sein Büro gab die Sicherheitsausweise für die am Bau beteiligten Männer aus.
    Mthetwa hatte lange gearbeitet und sich politisch auf die richtige Seite geschlagen, um so weit zu kommen. Jetzt war er kurz vor dem Ziel. Er hatte im Vorfeld des geheimen Treffens die Alarmanlagen kontrolliert und in den letzten zwei Stunden sämtliche Monitore des Sicherheitssystems im Auge behalten. Vom exponierten Standpunkt der Schaltzentrale aus, auf der Tribünenseite, wo sich nach Ende der Bauarbeiten die VIP-Lounges befinden würden, hatte er einen Überblick über die ganze, auch während der arbeitsfreien Tage von hellem Flutlicht beleuchtete Baustelle. Außer den beiden Männern, mit denen er verabredet war, hatte er von dort aus keine Personen gesehen, ehe er sich zum Container 43 aufgemacht hatte.
    Es war eine Kleinigkeit für ihn gewesen, die entsprechenden Szenen auf den Videomitschnitten zu löschen und durch neutrale Bilder zu ersetzen. Niemand würde später nachweisen können, dass sie sich heute hier getroffen hatten und dem Chef der Wachleute, die zu unregelmäßigen Zeiten das Gelände inspizierten, hatte er schon vor einigen Tagen von einer Konferenz der Bauleitung erzählt, während der man auf die Rundgänge verzichten würde. Als Weisungsbefugter für die Wachmannschaft hatte er einen etwas schärferen Ton angeschlagen, der keinen Widerspruch zuließ und der Chief Inspector hatte verstanden.
    »Unser deutscher Supermann hat sich für zwei Tage nach Kapstadt abgesetzt, wie ich herausgefunden
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