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Bombengeschäfte

Bombengeschäfte

Titel: Bombengeschäfte
Autoren: H Friederichs
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Sonderkommandos angeschafft. Jordanien gehört seit Langem zu den Kunden von Heckler & Koch. 69
    Die Schießgeräte locken auf der DSEi zahlreiche Fans, Kunden und Interessierte an. Soldaten in Ausgehuniformen und zivile Einkäufer stehen vor dem Stand an, um die Waffen aus der Nähe ansehen zu können. Reporter sind hier nicht willkommen. Wie der Wettkampf auf dem US-Markt läuft, ob auf der DSEi neue Geschäfte geschlossen wurden, welche Waffe besonders gefragt ist – dazu gibt es bei Heckler & Koch keine Auskunft für Journalisten. „Wir haben kein Interesse an der Presse“, sagt ein Mitarbeiter energisch. „Die Presse in Deutschland ist links, eine neutrale Berichterstattung gibt es nicht.“ Er schimpft so laut, dass sich britische Soldaten erschreckt umdrehen, mit den bewunderten Gewehren in den Händen.
    Um mehr Informationen über Heckler&Koch-Waffen zu bekommen, muss man nur wenige Meter weiter gehen. Direkt neben dem deutschen Pavillon hat ein pakistanischer Konzern seinen Stand aufgebaut. Auch dort werden Sturmgewehre und Maschinenpistolen ausgestellt, die in Oberndorf entwickelt wurden. Grün-weiß ist der Stand der Pakistan Ordnance Factory (POF) gehalten, in den Landesfarben Pakistans. Die Firma gehört dem Militär, sie wurde 1951 gegründet, um die Armee auszurüsten. Die POF beschäftigt etwa 26.000 Angestellte, Heckler & Koch momentan rund 700. Die Pakistan Ordnance Factory produziert in der Nähe von Islamabad seit den 1970er-Jahren das Sturmgewehr G3 aus Deutschland. Die POF baut neben dem G3 noch die Maschinenpistole MP5 nach, die ebenfalls von Heckler & Koch entwickelt wurde.
    Der Stand der POF wirkt mindestens dreimal so groß wie der von Heckler & Koch. Drei weiße Säulen erinnern an orientalische Prachtbauten. Das G3 hängt am Stand der POF in einer Glasvitrine neben mehreren Maschinenpistolen. Vor der Vitrine liegt ein roter Teppich. Darauf steht Naeem Ahmed, Verkäufer der POF, in glänzenden Lackschuhen, lavendelfarbenem Hemd und eng geschnittenem Anzug. „Qualität aus Deutschland, hergestellt in Pakistan“, sagt er und meint das G3. Die pakistanische Armee setze das Gewehr im Kampf gegen die Taliban ein, erzählt Naeem Ahmed.
    Über den Export möchte der POF-Mitarbeiter ungern sprechen. Auf seiner Visitenkarte steht zwar „Export Division“. Naeem Ahmed sagt aber, die POF produziere ausschließlich für die pakistanische Armee. „Exporte sind Aufgabe des Verteidigungsministeriums“, sagt er. Eine kleine Broschüre, die am Stand ausliegt, verrät mehr: Die Pakistan Ordnance Factory exportiere ihre Waffen in mehr als 40 Länder: „POF-Produkte sind in der ganzen Welt bekannt für ihre Leistungsfähigkeit und Qualität.“
    Die POF aus Pakistan bietet nicht als einziges Unternehmen Nachbauten von Heckler-&-Koch-Waffen auf der DSEi an. Eine Halle weiter hängen wieder G3-Gewehre an einem Stand. Diesmal bei der Makina Ve Kimya Endüstrisi Kurumu (MKEK) aus der Türkei. Auch die staatliche Rüstungsschmiede MKEK produziert G3 und MP5 in Lizenz. Ein Mitarbeiter sagt, dass er und seine Kollegen mit großem Interesse verfolgen, dass nun Saudi-Arabien das G36 von Heckler & Koch nachbaut. Das sei auch für die MKEK interessant. Er gibt dem Reporter eine CD-Rom mit einem Imagefilm. Die MEK präsentiert sich darin als Hersteller von zahlreichen Waffentypen und Zubehör, von A wie Artillerie bis Z wie Zielfernrohr. Zu sehen sind auch türkische Soldaten, die mit dem G3 aus einem Außenposten heraus schießen. Ob die Aufnahmen auf einem Übungsplatz oder im Kampfgebiet gemacht wurden, auf wen oder was die Männer feuern, ist nicht zu sehen.

    Sturmgewehre, Maschinenpistolen und Granaten: Die türkische Firma MKEK präsentiert auf der DSEi ihre Produkte.
    Generell reden die Mitarbeiter an den meisten Ständen nicht über den Export. Das gilt besonders für die Unternehmen, die vor allem für ihre zivilen Produkte bekannt sind. Mancher Aussteller auf der DSEi möchte außerhalb des Waffenbusiness nicht als Rüstungsunternehmen wahrgenommen werden. Viele bekannte europäische und amerikanische Autobauer sind auf der Messe mit Militärfahrzeugen vertreten, darunter Iveco, Jeep, Mercedes Benz und Renault.
Kriegsspiele fürs Publikum
    Am Ende der Messe, in Halle 11, präsentieren die Hersteller von Drohnen und Robotern einen besonderen Action-Bereich. Sie haben ein Gelände aufgebaut, das an Afghanistan erinnern soll. Häuser aus Kunststoff stehen da, ein Autowrack, Mauern, die Deckung geben.
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