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Bombengeschäfte

Bombengeschäfte

Titel: Bombengeschäfte
Autoren: H Friederichs
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Schauspieler in Uniform oder Talibankostüm – darunter ehemalige Militärs – spielen dort ein Kampfszenario nach. Sie schießen mit Platzpatronen, steuern kleine Drohnen und wuchtige Roboter durch die Kriegslandschaft. Die Guten, also die in den Uniformen, gewinnen. Bomben werden entschärft, kein Zivilist kommt zu Schaden – denn es kommen keine Unbewaffneten in dem Kriegsspiel vor. In den Vorführungen sieht der Krieg so einfach aus. Der Einsatz von Robotern sei die Zukunft des Krieges, da sind sich Militärs und Industrievertreter im Publikum einig.

    Unbemannte Kriegsführung: Der Einsatz von Robotern soll die Verluste von Soldaten reduzieren. Dieses Exemplar hilft beim Entschärfen von Sprengfallen.
    Sie tauschen sich nicht nur auf der DSEi aus. Abends, wenn die Messetore schließen, treffen sich Waffenverkäufer und Kunden in Pubs auf ein Bier oder in den feinen Londoner Clubs zum Champagner-Empfang. Wer das Messegelände verlässt, wird von den Männern der privaten Sicherheitsdienste gebeten, die blauen Bänder, an denen man den Besucherausweis um den Hals trägt, abzunehmen. „Warum?“, fragen einige der Besucher verwundert. „Es dient Ihrer eigenen Sicherheit, Sir“, antwortet einer der Security-Leute. Ein erfahrener Messegast erzählt in der Bahn, wie es zu dieser Sicherheitsmaßnahme kam. In den vergangenen Jahren seien DSEi-Besucher außerhalb des Messegeländes von Friedensaktivisten beschimpft worden. „Spinner“, sagt ein anderer Mann, der sich im Gedränge der Bahn in das Gespräch einmischt. „Nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen“, prustet ein Dicker heraus, die Gruppe lacht. „Bis morgen“, sagen die Männer und steigen aus. Keiner trägt mehr den Besucherausweis der DSEi um den Hals.
    Vier Tage lang dauert die Messe, am letzten Tag gehen viele Mitarbeiter der Rüstungsfirmen feiern. Dann prosten sich die Herren und Damen der Exportabteilungen zu, stoßen auf gute Vertragsabschlüsse an und verabreden sich für den Oktober. Im Herbst trifft sich die Waffenbranche erneut, dann in Paris zur Milipol. Spätestens im Februar sieht man sich in Abu Dhabi wieder, auf der IDEX. In der Woche nach der DSEi verbreitet die Messeleitung Jubelstimmung: In einer Mitteilung an die Presse feiert sie „die erfolgreichste DSEi aller Zeiten“. Fast 20 Prozent mehr Fachbesucher als 2009. Und schon beginnt die Werbung für die DSEi 2013, die erneut eine der größten Rüstungsmessen der Welt werden soll.

Deutsche Hilfe beim Aufbau der Rüstungsindustrie: In Pakistan stellt die POF das G3 in Lizenz her – Heckler & Koch lieferte Teile zu. Foto: Alexander Lurz

Deutsche und amerikanische Militärfahrzeuge werden in Afghanistan einsatzbereit gemacht. Für die „neuen“ Kriege brauchen die Armeen keine schweren Kampfpanzer mehr, sondern geschützte Geländewagen.

Antreten vor der Panzerhaubitze: Im Feldlager Kundus in Nordafghanistan stehen deutsche Soldaten stramm. Mit Schützenpanzern vom Typ Marder kämpft die Bundeswehr gegen Taliban und andere Aufständische (unten).

6 LEOPARDEN FÜR DIE WÜSTE
    Die Leuchttafel im Plenarsaal des Berliner Reichstagsgebäudes zeigt den letzten Tagesordnungspunkt an diesem Mittwoch, dem 6. Juli 2011: Die 119. Sitzung des Deutschen Bundestages endet mit dem Zusatzpunkt 3, Aktuelle Stunde, beantragt von der Opposition. Abgeordnete von SPD, Grüne und Linkspartei attackieren die Regierung vom Rednerpult aus – und mit Zwischenrufen. Politische Schwergewichte wie Sigmar Gabriel, Chef der SPD, Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender der Grünen, und sein Kollege von der Linkspartei, Gregor Gysi, ergreifen das Wort, kritisieren das Kabinett. Vertreter der Union und FDP, überwiegend weniger bekannte Abgeordnete, verteidigen den umstrittensten Rüstungsexport in der Kanzlerschaft von Angela Merkel. Lediglich Rainer Stinner von den Liberalen sagt, dass es die Pflicht der Parlamentarier sei, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und dass auch die Öffentlichkeit ein Recht habe, mehr zu erfahren. Andere Politiker der Regierungsparteien denken ähnlich, schweigen aber aus Gründen der Parteiräson. Viele der blauen Sessel der Regierungsbank bleiben leer. Merkel und ihre Minister bleiben der hitzigen Debatte fern. 161
Panzer nach Riad?
    Eine kleine Meldung im Nachrichtenmagazin
Spiegel
, insgesamt nur 1308 Zeichen lang, hatte große Empörung hervorgerufen. Sie beginnt mit den beiden Sätzen: „Deutschland ist bereit, moderne ‚Leopard‘-Kampfpanzer an
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