Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bold, Emely

Titel: Bold, Emely
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
Vom Netzwerk:
von den Bergen herab und trug die Worte der Alten mit sich davon.
     
    Das rote Licht über mir zeigte an, dass die Gurte wegen der Landung angelegt werden mussten. Ich war noch nicht einmal in diesem, von Aberglauben und alten Geistern erfüllten Land gelandet und schon ging meine Fantasie mit mir durch. Das alles musste an meiner Erschöpfung liegen.
    Eine ganze Weile später, die Dämmerung brach bereits herein, stieg ich in Inverness aus dem Reisebus. Der Busfahrer hievte mir noch meinen grauen Hartschalenkoffer aus der Gepäckluke, um dann sogleich wieder in seinen gut beheizten Bus zurückzukehren. War denn hier in Europa kein Sommer? Es war bewölkt und hatte während der Hälfte der Fahrtzeit geregnet. Anscheinend auch hier, denn auf den Straßen gab es stellenweise noch einige Pfützen. Der Bus fuhr ab und ließ mich in einer Abgaswolke zurück. Meine Baseballkappe aufsetzend, versuchte ich mich zu orientieren. Auf der anderen Straßenseite war das Tourist-Information-Center, in dem ich mich mit meiner Gastfamilie treffen sollte. Ich schnappte mir meinen Koffer und zerrte ihn hinter mir her.
    Wusch!!
    Der Koffer wurde mir aus der Hand gerissen und flog auf die Straße. Meine Kappe landete einen Meter weiter und ich hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was gerade eben passiert war. Das laute Röhren eines Motors, zusammen mit dem Quietschen von Reifen schien etwas damit zu tun zu haben. Schnell rappelte ich mich auf. Die andere Straßenseite war leer. Niemand schien bemerkt zu haben, was passiert war. Etwa hundert Meter weiter hatte der Motorradfahrer seine schwarze Straßenmaschine angehalten und sich zu mir herumgedreht. Das Rücklicht der Maschine blendete mich und durch das dunkle Visier des Helms konnte ich niemanden erkennen. Als sich der Fahrer kurz davon überzeugt hatte, dass ich diesen Beinahezusammenstoß gerade so überlebt hatte, drehte er sich völlig unbeteiligt um und ließ den Motor aufheulen. Ein weiterer Blick zurück zu mir und er fuhr mit Vollgas davon. Ich schaffte es gerade noch, ihm laut hinterher zu fluchen, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass er meine Verwünschungen überhaupt über den Lärm seines Motors hinweg gehört haben konnte. Scheiße! Mein Knie schmerzte höllisch. Bei dem Sturz hatte ich es mir unglücklich verdreht. Meine Lieblingskappe lag im Dreck und mein Koffer noch immer mitten auf der Straße. Gab es hier denn eigentlich keine Menschen? Wieso half mir niemand? Wenn dieser Motorrad-Rowdy mich totgefahren hätte, wie lange hätte es wohl gedauert, bis mich einer gefunden hätte? So langsam hatte ich wirklich schlechte Laune. Gerade als ich meine sieben Sachen wieder eingesammelt hatte, hielt neben mir ein dunkelgrüner Landrover an.
    „Samantha Watts?“
    Ein sympathisch wirkender, rothaariger Mann Ende dreißig steckte seinen Kopf aus dem Fenster des Wagens. Er lächelte mich freundlich an und beäugte kritisch meine nasse Hose. Hilfsbereit sprang er aus dem Wagen und warf meinen Koffer auf die Rückbank. Dann streckte er mir seine große, behaarte Hand entgegen.
    „Ich bin Roy Leary. T’schuldige, ich habe mich verspätet. Wartest du schon lange?“
    „Nein, Sir. Ich, …“ stotterte ich.
    „Aye, dann ist es ja gut. Was ist denn mit der passiert?“, fragte Roy und zeigte dabei auf meine Hose. Dabei bugsierte er mich geschäftig auf den Beifahrersitz.
    So in etwa musste sich eine Entführung anfühlen, denn ich wusste kaum, wie mir geschah, als wir auch schon eine verlassene Straße aus Inverness hinaus fuhren. Ich konnte mich nicht erinnern, überhaupt eine seiner vielen Fragen beantwortet zu haben. Während der vierzigminütigen Fahrt überbrückte Roy die anfängliche Distanz und mein irritiertes Schweigen durch ein lockeres Gespräch. Er zeigte ab und zu durch die nasse Windschutzscheibe nach draußen, wenn wir an etwas Interessantem vorbei fuhren. Langsam taute ich auf und fühlte mich trotz meiner Müdigkeit und meinem schmerzendem Knie erstaunlich wohl.
    „… diese mystische Landschaft der Highlands hat ein sehr abergläubisches Volk aus uns Schotten gemacht, aye?“, erklärte Roy gerade.
    „Sorry, ich war eben in Gedanken. Was haben sie gesagt?“, fragte ich nach, denn die Erinnerung an meinen Traum stand mir noch lebhaft vor Augen.
    „Der geheimnisvolle Nebel, die kargen Felsen und unsere Abstammung, all diese Dinge meine ich. Das alles führt bei den Menschen hier zu dem tiefen Glauben an Übersinnliches. Zwerge, Feen und alle möglichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher