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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Autoren: Bastei Lübbe
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Freundin, als er sagte: »Wo Sie heute Geburtstag haben – die Klasse hat – wir haben uns gedacht – ich bin abgeordnet worden und habe Elke mitgebracht«, sagte er stockend.
    »Eine nette Überraschung!«, antwortete ich. »Sucht euch einen Platz!«
    Gut, dass ich aufgeräumt habe, dachte ich und holte Bier, ohne zu fragen, was die jungen Leute trinken wollten.
    »Bier?«, fragte ich und beide nickten. »Ich habe auch Sprudel«, ergänzte ich.
    »Danke«, sagte Elke, die auf der Couch so saß, als wäre Erika verjüngt zurückgekehrt. Enno trug noch eine hellbraune Sommerfarbe, obwohl draußen der späte Winter Regie führte. Wir tranken Bier und Enno erzählte, wie sie sich nach meinem Unfall um mich gesorgt hätten. Mir tat das tiefe Mitgefühl gut. Es bestätigte meine Arbeit, die ich nicht mit dem Blick auf Uhr und Plan abschuftete, sondern sie nur im Sinne des Weiterkommens meiner Schüler im Auge behielt, wobei die bis zu dreißig heranwachsenden Persönlichkeiten auf alles, was ich unternahm, verschieden reagierten.
    Ich holte Gläser und goss das Bier ein. »Ihr seid ein wahres Geburtstagsgeschenk für mich«, sagte ich und hob mein Glas.
    Wir tranken ein paar Schlucke, dann stand ich auf und suchte nach einer Vase. Mir fiel ein, dass es die ersten Blumen waren, die in meine Eigentumswohnung gelangt waren. Umständlich hantierte ich an dem hauchdünnen Plastikband herum, das den wunderschönen Strauß zusammenhielt, bis Elke aufsprang und fragte: »Herr Oberstudienrat, darf ich das für Sie erledigen?«
    »Gerne«, antwortete ich, zeigte auf die Tür. »Drüben ist die Küche, da finden Sie Wasser.« Ich wandte mich Enno zu. »Ihr solltet doch kein Geld ausgeben«, sagte ich vorwurfsvoll und fragte: »Woher wusstet ihr von dem Termin?«
    Enno lachte. »Herr Beruto, haben Sie vergessen? Im vorigen Jahr waren wir an diesem Termin kegeln! So was merkt man sich.«
    Ich betrachtete seine Freundin, die anmutig die Blumen ordnete und die Vase auf den Tisch stellte. Sie trug wie am Morgen Jeans und Stiefel und unter der lässig umgehängten Lederjacke formte ihr straffer Busen die Wolle ihres Rollkragenpullovers. Wehmütig dachte ich an die Zeit, als Erika sich im Bungalow am Kanal mit Blumen umgab, die ich ihr in Abständen gekauft oder die Freunde zu geselligen Stunden mitgebracht hatten.
    Enno konnte, wenn er weiterhin sein Trainingsprogramm ernst nahm, ein Großer im Zehnkampf werden. Er startete für den TSV Olympia und hielt den Niedersachsenrekord. Deshalb fragte ich ihn: »Wie steht es um deine sportlichen Pläne, Enno?«
    Er lehnte sich zurück, lachte und antwortete schlagfertig: »Wenn mein Sportlehrer mir Bier ausschenkt, schlecht! Nein, das war ein Scherz. Ich will an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen. Die Einladung des Verbandes liegt bereits auf meinem Schreibtisch.«
    »Großartig«, sagte ich und spürte ein freudiges Kribbeln, das in mir hochstieg, denn auch mir verdankte er einen Teil seines Erfolges. Ich schaute in sein scharf geschnittenes Gesicht, das Zeichen seines sportlichen Ehrgeizes erkennen ließ. Er trug sein Haar mittellang, und seine gelassene Haltung verriet, dass er sich auf ein Polster von Energiereserven verlassen konnte.
    Elke hatte sich zu uns gesetzt. Sie stellte das Foto, das Anja und Erika vor der Jolle zeigte, an die Vase. Mir tat ihr kleines Zeichen des Mitgefühls gut und ich fragte sie: »Fräulein Elke, Ihren Freund kenne ich nun schon seit Jahren, von Ihnen hat er mir nie etwas erzählt.« Ich mied den direkten Blick in das hübsche Gesicht, denn Enno sollte nicht spüren, dass seine Freundin mich wegen der verblüffenden Ähnlichkeit mit meiner verstorbenen Frau so sehr faszinierte.
    »Da gibt es nicht viel zu berichten«, lachte sie und setzte sich zu Enno auf die Couch. »Enno und ich haben schon gemeinsam mit Puppen gespielt und im Sandkasten unseres Fehntjer-Hofs Kuchen gebacken«, gab sie bereitwillig Auskunft. Sie strich Enno, der in der unverkrampften Haltung des Sportlers die Beine von sich gestreckt hielt und mich unentwegt grinsend ansah, über das Haar. Doch als Elke fortfuhr: »Enno war früh Waise«, sah ich, wie sich ein Schatten über sein Gesicht legte. Elke redete ungeniert weiter. »Seine Eltern kamen bei Glatteis mit ihrem Auto von der Straße und ertranken im Dase-Tief. Enno war damals sieben Jahre. Wir sind Nachbarn.«
    Ich schrak zusammen wegen der erschütternden Parallelen. Natürlich war mir bekannt, dass Enno bei seinem Großvater
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