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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Autoren: Bastei Lübbe
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Arbeiten ihre Zukunft sahen.
    Das erbarmungslose Schrillen des Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Ich verließ den Balkon und konzentrierte mich auf unsere Reisepläne. Vielleicht waren die von uns gewünschten Hütten vergeben? Ich langte zum Katalog und nahm das Telefon auf.
    Verwundert schluckte ich, denn ich erkannte am Ende des Drahtes die Stimme Ennos. Sein »Hier spricht Enno!« ging mir eiskalt unter die Haut. Was ist los mit ihm?, fragte ich mich. Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug, und fand dafür keine Erklärung. Ich horchte nervös in die Muschel.
    »Herr Beruto, es geht um Leben und Tod! Kommen Sie!«
    Der Telefonkontakt war abgebrochen. Schwer atmend stand ich in der Diele. Mein Lieblingsschüler Enno war in Gefahr! In welcher? Was bedrohte ihn? Er rief mich! Aber wohin?
    Ich blickte auf meine Armbanduhr. Sie zeigte zwei Minuten vor fünf an. Was konnte ich unternehmen?
    Elke! Seine Freundin!, dachte ich. Ihr Hof? Wie hatte sie ihn genannt?
    Während ich angestrengt nachdachte, spürte ich, dass sich meine Poren wie in der Sauna schlagartig öffneten und mir der Schweiß am ganzen Körper ausbrach.
    »Enno! Ich komme!«, flüsterte ich. Aber wohin?
    Schlagartig fiel es mir ein. Elke lebte auf dem Fehntjer-Hof, der in der Nähe von Jever am Moor lag. Der Ort hieß Upplewarf.
    In Sekundenschnelle entschloss ich mich, die Auskunft anzurufen. Die Polizei konnte ich hinterher immer noch einschalten. Vielleicht brachte Elke Licht in das bedrohliche Dunkel.
    Die Zeit ging hin! Die Dame in der Leitung musste suchen und schien meine Hektik zu spüren. Hastig gab sie mir die Vorwahl und die Telefonnummer des Fehntjer-Hofs durch.
    Ein Zufall half mir. Elke meldete sich auf Anhieb.
    Ich gab den Hilferuf an sie weiter, stürzte sie aber gleichzeitig damit in Panik, als sie schluchzte, und nur »Polizei«, sagte und auflegte.
    Keine Hektik!, befahl ich mir, als ich die Nummer der Polizei wählte.
    »Polizeistation Stadtmitte«, hörte ich und schrie mehr, als ich sprach: »Enno, ein Schüler, ein Notruf!«
    »Moment bitte!«, klang es mir entgegen.
    Ich saß hochgradig nervös da, wie ein Läufer in seinem Startloch. Die Finger meiner freien Hand tanzten über den gelben Deckel des Telefonbuches. Es dauerte und dauerte!
    »Hören Sie?«, vernahm ich erlöst und horchte. »Kann es sich um die Festnahme eines Schülers handeln, der sich im Zusammenhang mit einer Einbruchsserie verdächtig gemacht hat?«, fragte die Telefonstimme.
    Ich schwieg, denn so schnell konnte ich Enno nicht in ein kriminelles Geschehen einordnen.
    Die Stimme fuhr fort: »Er befindet sich auf der Polizeistation von Accersum, das liegt bei Upplewarf.«
    »So, so«, antwortete ich.
    »Kennen Sie sich aus?«, fragte die Telefonstimme.
    »Ja«, sagte ich und unterbrach die Verbindung.
    Ich hatte mein neues Auto nur selten benutzt. Gregor hatte einen Golf für mich vom Versicherungsgeld gekauft. Immer noch beschlich mich Unsicherheit, wenn ich mich hinter das Steuer setzte.
    Ich musste am Rathaus vorbei, die Ausgangsstraße nach Bremen nehmen. An den Ampeln der Bundesstraße bog ich nach Jever ab. Um diese Zeit floss der Verkehr träge. Mich trieb die Angst an, zu spät zu kommen. Der Schock meines Unfalls hielt mich davon ab, gewagte Überholmanöver durchzuführen, mit einem Wagen, mit dem ich noch nicht richtig vertraut war. Mehrmals staute sich der Verkehrsfluss.
    In Jever nahm ich die ausgeschilderte Straße nach Upplewarf und fand schweißgebadet im Nachbarort Accersum das kleine, eckige Polizeigebäude. Ich parkte auf dem matschigen Grünstreifen.
    Seitlich hinter einem Wassergraben lag ein Garten vor einem buckligen Bauernhaus. Abgerupfte Grünkohlstauden wirkten wie kahle Minibäume. Mein Blick fiel in die kerzengerade Straße, die an einer klobigen Backsteinkirche endete, deren Turm sich im leichten Winkel abgesetzt hatte. Eine Lichtreklame warf rötliches Licht in die aufkommende Dämmerung.
    Das Polizeigebäude, ein umfunktioniertes Wohnhaus mit rissigen Altklinkern, lag zurückgezogen wie eine vergessene Landgaststätte vor einem mit Pfützen übersäten Parkplatz. Ich sah den seitlich stehenden, knochigen Baumbestand und blickte auf die Sirene, die wie ein Pilz neben dem Schornstein auf dem verwitterten roten Dach stand. Vor der Eingangstreppe parkte ein Polizeibulli und quer hinter ihm ein Passat in der blau-weißen Farbe. Abseits, vor buschigem Strauchwerk, so als hätte ein Fremder seinen Wagen für einen Spaziergang
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