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Böses Blut: Ein Vampir-Thriller (Spider) (German Edition)

Böses Blut: Ein Vampir-Thriller (Spider) (German Edition)

Titel: Böses Blut: Ein Vampir-Thriller (Spider) (German Edition)
Autoren: J.R. Rain , Scott Nicholson , H.T. Night
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mehr. Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen, und selbst als sie in Strömen ihre Wangen hinunterrannen, blickte sie mich unverwandt an.
    » Ja«, sagte sie.
    » Hast du jemanden, der dich nach Hause fährt?« Ich hatte gelernt, dass man Tränen nicht trauen darf.
    » Ich gehe zu Fuß.«
    Ich zeigte auf den Beifahrersitz. »Steig ein. Und lass uns reden.«

 
    2. Kapitel
     
    Seattle bei Nacht ist wunderschön. Und Seattle bei Nacht mit einem hübschen Mädchen ist sogar noch besser.
    Schweigend fuhren wir dahin. Ich hatte einen alten Ford Mustang, keinen Oldtimer, aber alt genug, um mir jede Menge Probleme zu bescheren. Heute Nacht machte er mir keine Probleme. Durch die geöffneten Fenster bahnte sich eine kühle Brise in den Innenraum des Wagens. Einmal schaute ich kurz nach rechts und sah, dass sich die Neue im Sitz zusammengekauert hatte, die Hände auf dem Schoß, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ich spürte ihre Angst, oder zumindest eine innere Unruhe. Eine ziemlich große innere Unruhe. Darin war ich ziemlich gut. Es fiel mir leicht, die Gefühle anderer zu erkennen. Das war einer meiner Überlebensmechanismen, einer von vielen.
    Wahrscheinlich hätte jeder ihre Gefühle lesen können. Jeder hätte gemerkt, dass sie nervös war. Ich weiß nicht, wie das bei anderen Leuten ist, ich weiß nur, wie es bei mir funktioniert.
    Und manchmal bin ich mir nicht einmal dessen ganz sicher.
    Vielleicht hätte ich etwas sagen sollen, damit sie sich entspannt. Etwas Witziges oder Nettes. Aber ich fühlte mich einfach nicht danach. Ich war wütend und verbittert, und ich konnte nicht mehr für sie tun, als nicht an den Straßenrand zu fahren und ihr zu sagen, sie solle sich verpissen, damit ich mit meinen tristen Gedanken allein sein konnte.
    Ich rief mir ins Gedächtnis, dass es weitaus schlimmere Dinge auf der Welt gab, als neben einem hübschen Mädchen zu sitzen.
    Sehr viel schlimmere Dinge, und die meisten von ihnen hatte ich schon erlebt.
    Sie spürte, dass ich sie ansah und kauerte sich noch tiefer zusammen, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. Ich schaute weg und konzentrierte mich aufs Fahren. Es schien, als hätte ich in letzter Zeit die Anstandsregeln vergessen. Oder, und das war viel wahrscheinlicher, die Anstandsregeln gingen mir immer mehr am Arsch vorbei. Mittlerweile fiel es mir schwer, mich überhaupt für etwas zu interessieren.
    Warum hast du dann überhaupt angeboten, ihr zu helfen?
    Gute Frage. Ich dachte über die Antwort nach, während ich durch die Straßen von Downtown Seattle fuhr, vorbei an grell beleuchteten Wolkenkratzern und schicken Restaurants, vorbei an den zahlreichen Obdachlosen und den noch zahlreicheren Touristen. Es war schon spät, aber es war ja auch Freitagabend. In Seattle ging die Post ab.
    Ich wusste, dass ich in den meisten Fällen nicht helfen wollte. Eigentlich wollte ich immer einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und zum größten Teil war ich ja auch allein. Vielleicht zu allein. Zu sagen, dass ich mich gerade in einer seltsamen Lebensphase befand, wäre wahrscheinlich die Untertreibung des Jahres gewesen.
    Die meiste Zeit fühlte ich, wie schwarze Dunkelheit mein Herz erfüllte, mein Innerstes durchströmte, und das jagte mir eine Heidenangst ein. Indem ich anderen half, selbst wenn ich keinen Bock darauf hatte, konnte ich die Dunkelheit unter Kontrolle behalten, oder zumindest ihre Geschwindigkeit drosseln. Und es half dabei, diese schleichende Einsamkeit zu bekämpfen, die ewig währende Bürde, die meine Art zu ertragen hatte.
    »Wo fahren wir hin?«, flüsterte sie leise.
    » Wir besorgen dir etwas zu essen«, antwortete ich.
    » Ich habe keinen Hunger.«
    » Du lügst. Ich weiß, dass du hungrig bist.«
    Sie schaute zu mir herüber und ich spürte, wie sie mich eindringlich musterte. »Wieso glaubst du, ich wäre hungrig?«
    » Wir haben gerade drei Stunden im Unterricht gesessen. Und außerdem«, sagte ich und schaute sie an, »ist es entweder das, oder da ist ein kleiner Alien in deinem Bauch, der versucht, sich zu befreien. Ich kann deinen Magen bis hierher knurren hören.«
    Sie schaute tatsächlich hinunter auf ihren Bauch. Dann runzelte sie die Stirn. Ein kurzer Anflug von Verwirrung spiegelte sich in ihrem Gesicht. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich habe ihn nicht knurren gehört.«
    » Er knurrt jetzt gerade, genau in diesem Moment.«
    Sie legte die Hände auf den Bauch. »Woher weißt du das?«
    » Du bist nicht nur hungrig«, sagte ich und
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