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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: George Wethern
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würden uns rund um die Uhr bewachen. »Betrachten Sie uns einfach als ein paar zusätzliche Ehepartner«, scherzte ein Beamter. »Wir werden hier eine einzige glückliche Familie sein.« Unsere Kinder seien noch bei ihren Pflegeeltern und würden später zu uns stoßen, sagten sie.
    Einige Marshals waren rund um das Haus und im Inneren postiert, andere waren als Reserve in der Nähe untergebracht. Sie arbeiteten in Zwölf-Stunden-Schichten und hielten Gewehre, Flinten und Handfeuerwaffen bereit. Geschützt wurden wir von Wachhunden und verschiedenen Alarmanlagen. Ein unsichtbarerr Videosensor und Laserstrahlen sicherten das Haus. Erschütterungsmelder registrierten Schritte, die sich näherten, und ein ganz normales Einbruchmeldesystem verhinderte, dass jemand durch Türen oder Fenster einstieg. Die Geräte waren so empfindlich, dass Waschbären und Rehe Alarme auslösten. Dann rannten die Marshals mit Nachtsichtgeräten an die Fenster, um nachzusehen, ob der Eindringling ein Mensch war. Unsere Post und die Weihnachtsgeschenke von Verwandten und Freunden wurden auf versteckte Sprengladungen untersucht, bevor man sie uns brachte.
    Die Marshals konnten es sich nicht leisten, das Leben wichtiger Zeugen aufs Spiel zu setzen, aber Van Court – der Sicherheitschef von Barry Goldwater während des Präsidentschaftswahlkampfs 1964 und davor zwanzig Jahre lang bei der Polizei von Los Angeles – sagte, es sei eine seiner gefährlichsten Aufgaben, uns zu schützen. Die Gefahr eines Racheakts sei ernst zu nehmen.
    Wir wussten nicht, ob ein Profikiller auf uns angesetzt worden war, denn solche Aufträge werden selten schriftlich festgehalten oder öffentlich verkündet. Doch nach unserer Verhaftung berichteten Polizeiinformanten von einer Besprechung, bei der ein Killer bestimmt worden sei, und später wurden Angels gesehen, die in der Region Ukiah herumschnüffelten. Übrigens waren Mordaufträge schon wegen viel kleinerer Vergehen erteilt worden – ich war immerhin der Erste, der das Schweigegebot des Clubs offen gebrochen hatte.
    »Ich bin mir sicher, dass ein Killer auf die Wetherns lauert – das ist bei den Angels so üblich«, sagte Jack Nehr, ein Beamter des kalifornischen Justizministeriums. »Jeder, der mit der Polizei zusammenarbeitet, fällt beim Club in Ungnade. Und hier haben wir einen Mann, dem der Club Verantwortung übertragen und Informationen anvertraut hat und der sich gegen den Club wandte.«
    Natürlich stößt auch ein Buch, das die kriminellen Aktivitäten und die innere Struktur des Clubs enthüllt, bei den Hells Angels nicht auf Wohlwollen. Ein gut informierter Polizist in Oakland sagte dazu: »Wenn die Angels herausfinden, dass sich jemand mit dir zusammengesetzt und über das Innenleben des Clubs gesprochen hat, ist das Leben dieses Mannes keinen Pfifferling mehr wert.« Ein anderer erfahrener Ermittler wollte ebenfalls nicht namentlich genannt werden. »Wissen Sie, es gibt immer noch viele verrückte Mitglieder dort draußen, und niemand weiß, was sie tun werden«, erklärte er. »Ich will nicht eines Morgens zum Zeitungholen rausgehen und nicht mehr zurückkommen.«
    Im folgenden Monat normalisierten Helen und ich unsere Beziehung so gut es ging und bereiteten uns auf einen Neustart vor. Wir gründeten einen vorläufigen Hausstand und entwickelten ein gutes Verhältnis zu unseren Beschützern. Wir spielten zusammen Karten, sahen fern und plauderten über alltägliche Dinge wie Sport, Haustiere und Politik. Mit unseren Bodyguards im Schlepptau gingen wir sogar einkaufen – mit dem Geld, das die Regierung uns zur Verfügung stellte (unser Unterhaltszuschuss belief sich zum Schluss auf 750 Dollar im Monat). 58
    Auch über mögliche Jobs sprachen wir mit den Marshals und berücksichtigten dabei meine Fähigkeiten und meine Ausbildung. In der Zwischenzeit suchten andere Marshals nach einem Ort, an dem wir unseren Traum von einem Leben in einer Kleinstadt verwirklichen könnten. Bevor eine Wohnung in Betracht gezogen wurde, suchten die Beamten die Gegend nach Outlaws und Anzeichen auf kriminelle Organisationen ab, obwohl es in der Region nur wenige Gangs gab, abgesehen von den Hells Angels in Omaha.
    Dann legte ich mich unter das Messer eines plastischen Chirurgen, damit ich für ehemalige Bekannte nicht mehr erkennbar war. Ich machte eine Crashdiät und legte meinen Bikerjargon ab. Diese Veränderungen und neue Gepflogenheiten in meiner Körperpflege verwandelten mich in einen unscheinbaren
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