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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht
Autoren: James Bown
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ich dem Teufelskreis je entkommen und uns von der Straße holen?
    Ich strich den Flyer glatt und faltete ihn sorgfältig, bevor ich ihn zurück in meine Tasche steckte.
    »Ich hoffe, das ist die Antwort, Bob«, seufzte ich. »Ich hoffe es wirklich sehr.«



18
Warten auf Bob
    E s war gerade mal neun Uhr morgens, aber ich hatte bereits ein verdammt flaues Gefühl im Magen.
    Ich machte mir Toast mit Butter, aber dann brachte ich keinen Bissen hinunter. Ich hatte Angst, mein Magen würde sich umdrehen. Wenn es mir jetzt schon so schlecht ging, wie würde ich mich da erst in neun Stunden fühlen?
    Die Leute im Verlag hatten diese Signierstunde organisiert, weil sie dachten, es wäre eine gute Gelegenheit, London auf mein Buch aufmerksam zu machen und ein paar Leute zum Kauf eines Exemplars zu bewegen. Ich hatte die Flyer für diese Veranstaltung nicht nur in Covent Garden verteilt, sondern war damit auch ein paar Mal an der U-Bahn-Haltestelle Angel gewesen. Dort hatten wir zum Glück auch noch ein paar Freunde.
    Der Termin sollte in der Waterstone-Filiale in Islington stattfinden. Der Ort war gut gewählt, denn diese Buchhandlung kam mehr als einmal in meinem Buch vor. Nicht nur hatten uns die Mitarbeiter mit offenen Armen aufgenommen, als Garry und ich vor einem Jahr nicht wussten, wo wir uns für die Vorbereitung des Buches treffen sollten; sie waren auch Teil eines der dramatischeren Kapitel in dem Buch.
    Eines Abends hatte ich nämlich völlig panisch in genau dieser Buchhandlung gestanden. Ich war auf der verzweifelten Suche nach Bob, der sich vor einem bösartigen Hund erschreckt hatte und weggelaufen war.
    In den letzten paar Tagen hatte ich mit mehreren Journalisten gesprochen. Die meisten waren von Zeitungen, aber es waren auch Radioreporter und ein Fernsehteam darunter. Der Verlag hatte mich davor noch zu einem Medientrainer in der Londoner Innenstadt geschickt, damit ich mich im Gespräch mit den Presseleuten sicherer fühlte. Anfangs war ich total verkrampft. Man setzte mich in einen schalldichten Raum und filmte mich beim Erzählen meiner Geschichte. Danach analysierte der Medientrainer anhand der Bilder mein Verhalten. Er hatte Geduld mit mir und gab mir viele gute Tipps und Ratschläge. Bei der ersten Aufnahme habe ich beispielsweise beim Reden ganz unbewusst mit einem Kugelschreiber gespielt. Als sie mir das Band zeigten, hörte ich nur das Getrommel des Kulis auf dem Tisch, als wäre ich ein durchgedrehter Drummer. Es störte so sehr, dass man sich nicht mehr auf meine Worte konzentrieren konnte.
    Der Trainer ging mit mir auch alle möglichen Fragen durch, auf die ich mich vorbereiten sollte. Und er hatte recht behalten. Die meisten Journalisten wollten wissen, wie ich auf der Straße gelandet war, wie Bob mein Leben verändert hatte und wie ich mir unsere gemeinsame Zukunft vorstellte. Außerdem sollte ich mich auf die Frage gefasst machen, ob ich inzwischen wirklich clean war. Das konnte ich alles problemlos beantworten, schließlich hatte ich nichts zu verbergen.
    Die Berichte in den Zeitungen und von diversen Bloggern waren fast alle schmeichelhaft. Ein Reporter des London Evening Standard hatte ganz besonders schön über Bob geschrieben: »… er hat London verzaubert wie keine andere Katze seit den Tagen von Dick Whittington.« Gleichzeitig machte er mich ziemlich verlegen, weil er die Löcher in meiner Jeans und meine »schwarzen Zähne und Fingernägel« erwähnte. Außerdem beschrieb er mein Auftreten als die »Bittsteller-Haltung eines Menschen, der es gewohnt ist, ignoriert zu werden«. Zum Glück hatte man mich auf schlechte Presse vorbereitet. Damit musste man immer rechnen, und er hatte ja nicht einmal unrecht. Ich war »beschädigte Ware«, wie es derselbe Schreiberling nannte. Es war nur nicht schön, so etwas in einer großen Tageszeitung zu lesen.

    Die Signierstunde war zwei Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin des Buches, dem 15. März 2012. An diesem Tag war auch mein dreiunddreißigster Geburtstag. Ich hoffte sehr, dass dies kein böses Omen war. Geburtstage waren bei mir seit dem Teenager-Alter kein Anlass mehr zum Feiern gewesen.
    Meinen dreizehnten Geburtstag verbrachte ich im Princess-Margaret-Kinderkrankenhaus in Westaustralien. Darüber war ich damals sehr unglücklich, und diese Erfahrung hat meinen Abstieg sicher beschleunigt. Kurz danach fing ich an, Klebstoff zu schnüffeln und Marihuana auszuprobieren. Damals begann mein Weg in die Drogenszene, mit allen
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