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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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rechte Hand wechseln, Sinclair. Ich weiß, dass du darin mehr Kraft hast. Und wenn du pfählst, dann musst du das Instrument tief, sehr tief in die Brust rammen, damit ich das Brechen der Knochen höre und die Spitze an Mareks Rücken wieder austritt. Ich bin sicher, dass du das schaffst.«
    Sie erhielt keine Antwort von mir. Erstens weil ich es nicht wollte, und zweitens steckte etwas in meiner Kehle, das ich mit einer kleinen Rolle Stacheldraht verglich.
    Ich beugte mich wieder nach vom. Die Lichtquelle stand noch immer an der gleichen Stelle und wurde von Dunja gehütet, die uns ebenfalls nicht aus den Augen ließ. Eine wie sie freute sich bereits auf das frische Blut aus unseren Adern.
    Ich hob den rechten Arm an. Ich schaute wieder in Mareks Gesicht. Den Pfahl hielt ich so, dass er mit der Spitze schräg nach unten wies und dabei auf die Brust des Freundes zeigte.
    Ich fing seinen Blick auf.
    Blicke können sprechen auf irgendeine Art und Weise. Wie oft hatte ich mich mit meinen Freunden allein durch Blicke verständigt, und hier versuchte es Marek auch.
    Etwas irritierte mich.
    Ja, es waren die Augen. Es war der Ausdruck darin, der mich zugleich warnte und anflehte.
    Schaute so ein Vampir?
    Ich hatte im Laufe der Jahre Erfahrungen mit allen möglichen Blutsaugern sammeln können. So verschieden sie auch waren, eines jedoch hatten sie gemeinsam. Es war der Blick, es waren ihre Blicke, in denen sich die Gier nach Blut widerspiegelte.
    Hier nicht...
    Frantisek bewegte seine Lippen. Er wollte sprechen, aber er war zu schwach, um mir etwas zu sagen. Dabei musste seine Nachricht so wahnsinnig wichtig sein, wie ich der Botschaft seiner Augen entnahm.
    »Stoß zu, Sinclair!«, brüllte die Cavallo.
    Ich tat es!
    ***
    Es war nur eine kurze Strecke, die der Pfahl zu überwinden hatte. Die Brust des Pfählers war einfach nicht zu verfehlen, und ich hätte sie auch getroffen, wenn ich die Waffe nicht auf dem Weg nach unten zur rechten Seite hin verrissen hätte. Es war noch Platz zwischen dem schmalen Kopf und der Sargseite.
    Genau in diese Lücke rammte ich die Spitze des Pfahls hinein. Ich selbst schrie, weil ich andere Geräusche, auf die Justine wartete, überdecken wollte.
    Sie hatte das Brechen von Knochen hören wollen, jetzt hörte sie es nicht, aber sie sah mich und schaute auf meinen Rücken, denn ich war weit über den Sarg gefallen und verdeckte durch meine Gestalt auch den Blick in das Innere der Totenkiste.
    Mein Gesicht befand sich in direkter Nähe zu dem meines Freundes Frantisek. Er hätte jetzt die Chance gehabt, mich anzufallen und einfach zuzubeißen.
    Stattdessen hörte ich ihn.
    Wortstücke wühlten sich förmlich aus seiner Kehle hervor und wehten rau über seine Lippen.
    »Kein... Vampir... bin keiner...«
    »Ich weiß.«
    Es war mir egal, woher die Zähne kamen, aber ich war auf den perfiden Plan der Cavallo nicht reingefallen. Ich hätte einen normalen Menschen, der dazu noch zu meinen besten Freunden gehörte, durch das Pfählen vernichten sollen.
    Nein, es war nicht eingetreten. Ich hatte im letzten Augenblick die Kurve bekommen, doch an der gefährlichen Lage hatte sich grundlegend nichts verändert.
    »Willst du auf dem Sarg einschlafen, Sinclair?«, höhnte die blonde Bestie.
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann komm hoch.«
    »Wir packen es, Frantisek, wir packen es!«, hauchte ich dem Pfähler noch ins Ohr. Da befand ich mich schon in der Bewegung nach oben, hielt den Pfahl noch immer in der rechten Hand, aber ich hatte diese Seite von Justine abgewendet.
    Sehr behäbig drehte ich mich nach links. Ich musste jetzt schauspielern. Sie sollte einen gebrochenen Menschen erleben, der etwas Furchtbares getan hatte.
    Ich hielt den Kopf gesenkt, schielte aber in ihre Richtung. Sie stand noch immer nicht weit von der Tür entfernt und hielt den linken Arm gesenkt. Den rechten hatte sie angehoben. Die Mündung dieser Waffe wies auf Bill Conolly’s Kopf.
    Ich nahm mir die Zeit, um meinen Freund anzuschauen. Auch er musste davon ausgehen, dass ich Marek vernichtet hatte. Es war kaum zu beschreiben, welche Qual sich in seinem Gesicht abzeichnete, aber auch Verständnis für mich.
    Bisher hatte ich Justine täuschen können und hoffte, dass es noch anhielt. Sie reckte mir ihr Kinn entgegen, als sie kurz den Kopf drehte, die Beretta aber nicht von Bill’s Kopf wegnahm.
    »Na, wie fühlt man sich, wenn man jemanden gepfählt hat?«
    »Schlecht.«
    Nach dieser Antwort peitschte das Lachen an meine Ohren.
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