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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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aber es stimmte tatsächlich. Die Frau trug keinen Faden Kleidung am Körper. Sie war nackt, und der schwache Schein der Kerze floss über ihre üppigen Kurven hinweg. Die Kerze stand auf einem kleinen Tisch, und ihre Flamme wurde durch einen Glaszylinder vor Wind geschützt.
    Zum ersten Mal sahen wir Dunja. Da ihr Mund offen stand, sahen wir selbst aus dieser Entfernung die beiden aus dem Oberkiefer hervorragenden Zähne wie zwei kleine, gekrümmte Pfeile.
    Es war nicht mal überraschend für uns, sie zu sehen. Es war einfach nur deprimierend, und ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg. Sie war zur Wiedergängerin gemacht worden, und meine Hoffnung, Marek als normalen Menschen vorzufinden, sank immer tiefer.
    Hinter uns kicherte Justine. »Kennt ihr sie?«, fragte sie leise.
    »Ja«, sagte Bill und knurrte dabei. »Das ist Dunja.«
    »Genau. Ihr Blut war köstlich. Jetzt wartet sie darauf, ebenfalls trinken zu dürfen. Ihr glaubt gar nicht, wie scharf sie auf euren Lebenssaft ist.«
    So etwas brauchte sie nicht extra zu betonen, das lag für uns auf der Hand. Dieses Haus war wirklich zu einer kleinen Blutwelt geworden, die von der Cavallo perfekt beherrscht wurde.
    Ich spürte in mir die Wut. Ich zitterte leicht, weil ich wieder an Marek dachte, aber zunächst versperrte uns Dunja den Weg zur Tür jenseits der Kerze.
    Sie baute sich im Gang auf. Umspielt wurde ihr nackter Körper von Licht und Schatten, aber in diesem Fall bot sie alles andere als einen erotischen Anblick. Sie war ein verdammtes Monster, das vom Blut der normalen Menschen lebte.
    In meiner rechten Tasche lag das Kreuz. Ich spürte sogar sein Gewicht. So ganz wehrlos war ich nicht. Noch immer wunderte ich mich darüber, dass man es mir nicht abgenommen hatte, aber die Chance, es hervorzuholen, hatte sich noch nicht ergeben. Bei jeder verdächtigen Bewegung würde die Cavallo sofort schießen.
    »Geht weiter!«, befahl Justine.
    »Sollen wir zu ihr?«
    »Nein, Sinclair, noch nicht. Es ist klar, dass sie auch etwas von euch haben will, aber ich bestimme, wann dies passiert. Ich wollte euch nur beweisen, dass ich nicht allein bin. Es wird alles so enden, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Mein Blut trinkt die nicht!«, wisperte Bill.
    Ich kannte ihn. Er stand wie auf dem Sprung. Irgendwann würde er alles an Sicherheitsdenken über Bord werfen und einfach drauflos stürmen. Deshalb warnte ich ihn.
    »Was immer du denkst und dir vorstellst, Bill, lass es sein! Die Kugeln sind immer schneller.«
    »Ja, verdammt, ich weiß.«
    Nach dieser Antwort gingen wir weiter. Dunja wartete auf uns. Sie konnte nicht ruhig sein. Die Hände fuhren an den Außenseiten der Oberschenkel auf und ab, und aus ihrem offenen Mund drangen gierige Laute, die sich anhörten, als wollte sie nach uns schnappen.
    Der Gang war nicht so breit, als dass drei Personen hätten nebeneinander hergehen können. Um die Tür zu erreichen, hinter der das eigentliche Ziel lag, mussten wir immer an ihr vorbei. Darauf wartete sie nur. Die Gier nach Blut war bei ihr einfach nicht zu übersehen. Auch mit der Ruhe war es vorbei. Sie bewegte sich zwar langsam, jedoch innerhalb dieser Langsamkeit auch hektisch.
    Wir kamen näher an sie heran und rochen sie. Dunja strahlte einen Geruch aus, der mit dem eines Blutsaugers nicht viel zu tun hatte. Sie roch nicht alt oder faulig, auch nicht nach Blut. Sie roch nach Kälte, nach Laub, eben wie jemand, der in der letzten Zeit seine Stunden im Freien verbracht hatte.
    Ihr Gesicht war durch Vampirzähne entstellt worden. Man konnte sie durchaus als attraktive Frau ansehen, und sie hatte bestimmt einen großen Eindruck auf Männer hinterlassen. Jetzt war dieser üppige Körper zweitrangig geworden, es galt nur ihre neue Existenz.
    Dass sich mein Kreuz erwärmt hatte, spürte ich jetzt durch den Stoff der Jacke. Ich ging so, dass ich sie direkt passieren musste, denn Bill hielt sich rechts neben mir auf.
    Dann waren wir bei ihr.
    Wir hörten den Schrei, sahen, wie Dunja den Kopf schüttelte, und dann schossen ihre Hände vor. Und zwar so schnell, dass ich nicht mehr ausweichen konnte und es wegen der Waffen in meinem Rücken auch nicht wollte.
    Die Hände umkrallten meine Schultern. Sie hielten eisern fest. Dunja wollte mich an sich reißen, und ich stemmte mich dagegen. Jetzt wäre die Chance gewesen, das Kreuz hervorzuholen und dem Spuk ein Ende zu bereiten, nur traute ich mich nicht.
    Ich sah ihr Gesicht aus der Nähe. Das weit geöffnete Maul, die
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