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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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kontrollieren, ob er beschlug. Erst dann konnte ich beruhigt wieder ins Bett gehen.
    In meinem Traum erlebte ich die größte Angst, die Eltern haben können – hilflos und nicht in der Lage zu sein, etwas zu tun, wenn ihrem Kind Gefahr droht.
    Ich blickte in den Rückspiegel zu Meyer, der neben meiner Tochter saß. Auf die schwere Automatikpistole, die er locker auf seinem Schoß hielt.
    Ich schluckte schwer. Meine trockene Kehle fühlte sich an, als wäre sie mit Staub verklebt. Mein gesamter Körper war von kaltem Schweiß überzogen. Das Lenkrad war bereits glitschig und rutschte mir fast aus den Händen.
    Plötzlich wurde ich von einem Gedanken wie von einem Stromschlag erfasst: Wenn man lange genug lebt, werden auch die schlimmsten Albträume wahr.
    Wieder schaute ich in den Spiegel und bemerkte den gequälten Blick in Chrissys Augen. Es war derselbe Blick wie damals, als ich ihr zum ersten Mal Der kleine Kuschelhase vorgelesen hatte. Langsam verstand sie den tieferen Hintergrund dieser Fahrt.
    Sie durfte auf keinen Fall anfangen zu weinen, um die menschliche Zeitbombe neben ihr nicht zu verärgern. Auf der FBI-Akademie in Quantico hatte ich gelernt, mich bei einer Entführung so zurückhaltend und kooperativ wie möglich zu verhalten.
    » Chrissy?«, fragte ich, bemüht, nicht ängstlich zu klingen. » Erzähl uns einen Witz, Schatz. Heute habe ich noch keinen von dir gehört.«
    Der traurige Blick in ihren Augen verschwand, und sie räusperte sich theatralisch. Als Kleinste der Familie wusste sie, wie sie aufzutreten hatte.
    » Wie nennt man ein Schaf ohne Beine?«, fragte sie.
    Ich spielte den Dummen. » Ich weiß nicht, Schatz. Wie?«
    » Eine Wolke!«, rief sie und begann zu kichern.
    Ich lachte mit ihr, behielt aber Meyer im Blick, um zu sehen, wie er reagierte.
    Seine Augen blieben ausdruckslos wie die eines Menschen, der eine Zeitung kaufte, im Fahrstuhl fuhr oder auf den Bus wartete.
    Ich blickte gerade noch rechtzeitig wieder nach vorn, um zu sehen, dass vor uns ein Sattelschlepper plötzlich stehen geblieben war. Mein Herz setzte kurz aus, während die blutroten Bremslichter und die glatte Stahlwand auf uns zurasten. Die Reifen quietschten, als ich auf die Bremse trat.
    Dass mein Wagen nur wenige Zentimeter hinter dem Sattelschlepper zum Stehen kam, bevor ich von der Heckklappe geköpft worden wäre, grenzte an ein Wunder. Offenbar hat der liebe Gott auch ein Auge auf hysterische Polizisten, dachte ich und wischte meine Stirn trocken.
    » Immer schön aufpassen, Bennett«, warnte mich Meyer wütend. » Wenn Sie uns in Schwierigkeiten bringen, muss ich mir den Weg freischießen. Damit würde ich genau hier anfangen.«
    Ja klar, mein Fehler, wollte ich zurückschnauzen. Ist ja auch gar nicht schwer, sich zu konzentrieren, wenn einem die Nerven durchgehen.
    » Nehmen Sie die nächste Ausfahrt Richtung Westen«, befahl er. » So, wie Sie fahren, wird es ohnehin Zeit, diese Straße zu verlassen.«
    Wir bogen auf die Route 46, eine heruntergekommene Straße durch ein Industriegebiet. Ich betrachtete die alten Motels und Lagerhäuser, zwischen denen sich verlassenes Sumpfland erstreckte, und überlegte, ob ich die langsamere Geschwindigkeit und den schwachen Verkehr als Vorteil für mich nutzen könnte. Ich könnte auf die Bremse treten und den Wagen schlitternd anhalten. Vielleicht würde Meyer dann lange genug außer Gefecht gesetzt werden, so dass ich mir Chrissy schnappen und abhauen konnte. Mit einer Handfeuerwaffe ist es schwer, ein Ziel anzuvisieren, wenn es sich bewegt.
    Doch dieser Kerl leistete Unglaubliches mit seiner Pistole, dessen war ich mir absolut sicher. Mein Pech.
    Abhauen oder kämpfen – zwei schlechte Möglichkeiten, aber die einzigen, die mir blieben. Hilf mir, lieber Gott, meine Tochter zu retten, betete ich. Aber eine Idee, wie ich das anstellen sollte, hatte ich deswegen noch lange nicht.
    » Daddy, da!«, rief Chrissy. Einen winzigen Moment lang wurde der Wagen von einem kräftigen Dröhnen erfasst. Ich befürchtete schon, diesmal wäre ich wirklich auf etwas aufgefahren. Sogar die Möglichkeit einer Straßenbombe kam mir in den Sinn.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich merkte, dass der Lärm von einem Flugzeug stammte, das tief von hinten über uns hinwegfegte. Es war ein kleiner, schlanker Firmenjet, der auf einem Flugplatz hinter einem Maschendrahtzaun landete. Ein Flugplatz? Hier? Newark lag mehrere Kilometer weiter südlich an der 95. Dann fiel mir ein, dass es sich um
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