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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern
Autoren: Dieter Woelm
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Jedenfalls seitdem ich dich geküsst habe.«
    Sie setzten sich an einen der Holztische vor dem Lokal, bestellten und er erklärte ihr, woher der Hexenplatz seinen Namen hatte. »Im Mittelalter glaubte man, dass sich Hexer und Hexen auf bestimmten Plätzen zum Hexentanz treffen, und dieser Platz galt als solcher. Im 17. Jahrhundert wurden in Miltenberg 69 Hexen und Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt … Habe ich irgendwo gelesen. Man warf den Hexen vor, dass sie Unzucht mit dem Satan getrieben hätten und kleine Kinder töteten, um daraus ihre ›Schmier‹ zu machen, ihre Hexensalbe.«
    Â»Das ist ja scheußlich!«
    Â»Ja, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. In Wirklichkeit haben sie wohl ungetaufte Totgeburten verwendet, um daraus Heilsalben zu fertigen.«
    Das Essen kam und Ilona war irgendwie froh, dass damit dieses Hexenthema endete.
    Â»Lass es dir schmecken«, sagte er und zerlegte seinen Zander, während Ilona sich ihr Kalbsschnitzel auf der Zunge zergehen ließ.
    Nach einem Eisbecher und einem Kaffee zahlte er. Geld schien für ihn keine Rolle zu spielen. Er besaß nicht einmal eine Geldbörse, sondern zog ein dickes Geldscheinbündel aus seiner Hosentasche, gab ein üppiges Trinkgeld und steckte den Rest wieder ein.
    Â»Vielen Dank! Kann ich mich irgendwie beteiligen?«
    Â»Beteiligen?«, lachte er. »Na ja, ich hätte da noch eine Idee.«
    Sie gingen zum Parkplatz zurück.
    Â»Wohin geht’s jetzt?«, fragte sie ihn.
    Â»Lass dich überraschen. Du weißt ja, Fahrt ins Blaue«, antwortete er und verließ die Stadt in Richtung Wertheim.
    Kaum lag Miltenberg hinter ihnen, kam links der Main wieder ziemlich dicht an die Straße heran.
    Â»Wir sollten ein wenig zum Fluss fahren«, sagte er und bog in einen Feldweg ab.
    Entweder kannte er sich sehr gut aus oder es war Zufall, dass sie auf einen romantischen Platz stießen. Sie erreichten über den Feldweg eine Wiese am Mainufer. Er parkte unter einer weit ausladenden Weide, deren Zweige fast den Boden berührten.
    Â»Hier haben wir unsere Ruhe«, freute er sich.
    Aus dem Kofferraum holte er eine Decke, breitete sie ziemlich nah bei der Uferböschung aus und legte sich darauf.
    Â»Komm«, sagte er, »lass uns ein Mittagsschläfchen machen.«
    Ilona zögerte. »Ich weiß nicht. Ich bin eigentlich gar nicht müde.«
    Â»Ach was, nun hab dich nicht so. Du machst dir über alles viel zu viele Gedanken!«
    Auf dem Main schipperte ein Lastkahn vorbei. Ein paar Enten wurden durch die Wellen aufgescheucht, die anschließend ans Ufer schwappten.
    Â»Nun komm schon«, sagte er. »Oder willst du die ganze Zeit neben der Decke stehen?«
    Er wusste genau, was er wollte. Er war ein paar Jahre älter als sie, vielleicht fünf, vielleicht sogar zehn, das konnte Ilona nicht genau sagen. Seine Selbstsicherheit beeindruckte sie, auch wenn sie ihr gleichzeitig unangenehm war. Langsam setzte sie sich zu ihm auf die Decke.
    Â»Na siehst du, ist doch tausendmal bequemer«, sagte er.
    Er zog Schuhe und Strümpfe aus und hielt seine Füße in die Sonne, saubere, gepflegte Füße, die Ilona gefielen.
    Â»Nun leg dich hin, kannst deine Schuhe auch ausziehen, ist viel angenehmer in der warmen Sonne.«
    Ilona öffnete die Riemchen ihrer Sandalen und streifte sie von den Füßen. Dann legte sie sich tatsächlich auf den Rücken und sah nach oben in das grüne Blätterdach. Die gertenschlanken Zweige der Weide mit ihren schmalen Blättchen schwankten leise im Wind. Eine tiefe Ruhe und Geborgenheit ging von diesem Baum aus. Ilona wurde müde. Sie spürte seine Hand auf ihrer Hand, sie hörte das Plätschern des Wassers am Ufer, sie lauschte dem Quaken der Enten, die ab und zu die Stille durchbrachen. Selig schlief sie ein, vergaß alle Alltagsprobleme und träumte vom Glück, das sie endlich gefunden hatte. Irgendwann spürte sie seine Hand auf ihrem Oberschenkel und fuhr erschreckt in die Höhe.
    Â»Nicht, bitte nicht, wir kennen uns erst seit drei Tagen.«
    Â»Entschuldige, ich war noch im Halbschlaf, wusste gar nicht, was ich tat«, stammelte er.
    Er kam auf sie zu und küsste sie. Sie spürte seinen Körper, der sich an sie drängte. Sie wusste, dass er mehr wollte, als sie ihm zu geben bereit war.
    Â»Ich müsste so langsam wieder nach Hause«, versuchte sie ihn
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