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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele
Autoren: Iris Johansen
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Blicke trafen sich. »Ich werde Sie nicht töten, aber ich sorge dafür, dass Sie mich nicht stören. Und glauben Sie nicht, ich würde sie nicht einsetzen.«
    »Oh, das bezweifle ich nicht.« Joe zögerte, dann rannte er zum Fenster und schwang die Beine über das Fensterbrett. »Ich werde Eve suchen. Wenn ich sie in Sicherheit weiß, komme ich wieder. Und ich bin mir nicht sicher, wen ich zuerst ausschalte, Jelak oder Sie.«
     
    Eve sah Calebs Auto sofort, als sie bei St. Francis ankam.
    Es war gegenüber der Kathedrale geparkt.
    Er hatte gesagt, er würde nicht auf sie warten. Vermutlich war er drinnen. Sie zögerte, dann stieg sie schnell die Stufen zur mächtigen Eingangstür hinauf. Wenn die Tür offen war, musste sie versuchen, so leise wie möglich ins Innere zu schlüpfen.
    Sie war offen. War das Jelak gewesen oder Caleb? Gar nicht darüber nachdenken.
    Im Vestibül war niemand.
    Vorsichtig nach allen Seiten blickend, ging sie auf den Altarraum zu und spähte dabei in die Schatten.
    Niemand.
    Das Erste, was Eve im Altarraum sah, war der goldene Kelch.
    Sie holte tief Luft. In der Dunkelheit des riesigen Kirchenschiffs ließen die Kerzen zu beiden Seiten des Altars den Kelch glitzern. Sie durfte nicht stehen bleiben und ihn anstarren.
    Sie schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. Jetzt war keine Zeit, sich all das Böse zu vergegenwärtigen, das der Kelch repräsentierte. Wo war Jelak?
    Sie hielt die Waffe in ihrer Hand fester.
    Und wo war Joe?
    »Sie konnten wohl nicht abwarten, mich zu sehen?« Der Lauf einer Schusswaffe drückte sich gegen ihren Rücken. »Ich habe Sie nicht erwartet. Aber so ist es viel praktischer als am Allatoona-See. Sie müssen mir erzählen, wie Sie mich gefunden haben. Aber geben Sie mir erst diese Pistole.«
    »Warum? Wenn ich sie Ihnen gebe, bringen Sie mich um. Und dann bringen Sie Joe um. Na los, erschießen Sie mich. Dann können Sie Ihr verdammtes letztes Ritual vergessen.«
    »Sie haben recht. Dann werde ich Ihnen lieber in die Hand schießen, damit Sie die Waffe fallen lassen. Aber dann können Sie weder sich noch Quinn verteidigen.«
    Er hatte recht. Besser ohne Waffe als verwundet. Caleb musste irgendwo in der Nähe sein. Sie musste sich auf ihn verlassen. Daher ließ sie die Pistole fallen.
    Er holte sie sich. »Und jetzt gehen wir zu Quinn. Ich muss Sie irgendwo sicher unterbringen, ehe ich nach Caleb suche. Bestimmt hat er sie begleitet. Ich bin überrascht, dass er Sie allein hereinkommen ließ.«
    »Sie sollten nicht überrascht sein.« Caleb stand auf der Schwelle zum Vorraum. »Das war stets eine Sache zwischen uns beiden, Jelak. Und deshalb hatten Sie immer Angst.«
    Jelak erstarrte, den Rücken durchgedrückt wie nach einem Peitschenschlag. »Ich habe keine Angst vor Ihnen, Caleb. Das ist vorüber. Es ist wahr, dass ich mit der Wiedergeburt gerechnet habe, aber ich brauche sie nicht. Ich bin jetzt stark.«
    Eve konnte jedoch sehen, dass er durchaus Angst hatte. Er starrte Caleb trotzig ins Gesicht, aber seine Hand mit der Pistole zitterte.
    Sie konnte ihn verstehen, denn in diesem Augenblick wirkte Caleb wirklich einschüchternd. In den vergangenen Tagen hatte sie sich an ihn gewöhnt und war sich der Macht, die ihr bei der ersten Begegnung aufgefallen war, nicht mehr ständig bewusst gewesen. Aber es war, als hätte er plötzlich einen Umhang abgeworfen, unter dem sich eine einschüchternde, bedrohliche und tödliche Autorität verborgen hatte. Sie erschrak. Die Kraft, die er verströmte, ließ ihn strahlen und schimmern.
    Langsam ging er auf Jelak zu.
    »Bleiben Sie stehen.« Panisch hob Jelak seine Waffe.
    »Warum? Sie sind doch so stark. Das Blut so vieler Opfer haben Sie gebraucht, um so zu werden. Mit Hilfe ihrer Kraft, ihrer Intelligenz, ihres Willens.«
    »Sie sind noch immer wütend wegen Maria Givano.« Jelak verzog verächtlich die Lippen. »Sie hatte keine Bedeutung. Ich dachte, sie würde mir einen kraftvollen Start für die Wiedergeburt geben. Die Gelegenheit war einfach zu günstig. Als ich herausfand, dass sie genug Kraft haben könnte, musste ich es probieren.«
    »Sie haben einen Fehler gemacht.«
    »Ja, sie hatte keine Kraft.«
    »Nein, Ihr Fehler war, sie zu töten. Und dieser Fehler wird Sie jetzt zu Fall bringen.« Caleb machte einen weiteren Schritt nach vorn. »Sie sind noch immer so viel schwächer als ich. Sie zittern. Ihr Blut pulsiert. Sie spüren es, nicht wahr?«
    »Nein.« Jelaks Stimme war heiser. »Ich bin stark. Und ich
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