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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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heute keine Lust auf Observierungen. Bernstein legte heute einen Bürotag
ein. Er hatte gut gefrühstückt, sich die Nachrichten angesehen und den ganzen
Vormittag über Kaffee getrunken und fleißig seine Däumchen umeinander gedreht.
Jetzt hockte er an seinem Computer und tippte einen Bericht für Hussing.
Dauerte immer elendig lang bei ihm, so’n Bericht. Oft wusste er auch gar nicht,
was er alles reinschreiben sollte. Denn gerade diesen Fall wollte er liebend
gerne auf die lange Bank schieben. Und musste nun seitenlang um den heißen Brei
herumreden oder, besser gesagt, um den heißen Brei herum schreiben.
    Dass ihm der letzte Aufenthaltsort von Ulli
bekannt war, sollte der Unternehmer erst später erfahren. Dem hatte er bisher
lediglich von der Bar erzählt, die er nach vorgeblich langwieriger Recherche
ausfindig gemacht hatte. Hussing hatte sich daraufhin lobend geäußert und ihm
einen Extrahunderter versprochen. War sonst bestimmt nicht so freigebig, unser
Bonze, wettete Bernstein. Er kannte ja solche Typen zur Genüge. Er kannte sich
ja aus in der Welt. Solche Typen knauserten sich reich. Oder knauserten, damit
sie reich blieben. Zahlten sich selber die dicke Kohle und ihren Mitarbeitern
sieben Euro fuffzig, wenn’s hochkam. Nee-nee, nicht mit ihm, wenn er so ein Exemplar
an der Angel hatte, wurde der von ihm gemolken, bis die Milch sauer wurde.
Immer an die Zitzen und abgezapft.
    Schiefes Bild, das mit der Angel und dem
Melken, klar, aber war ihm scheißegal.
    Der Privatdetektiv legte die Tageszeitung,
die er vorm Frühstück aus dem Briefkasten gezogen hatte, auf die Tastatur und
blätterte sie mit angefeuchtetem Daumen durch. Überall Konflikte, Krieg,
Überschwemmungen, dazwischen die Werbebeilagen, und der Wetterbericht versprach
auch nichts Gutes.
    Im Regionalteil stieß er auf einen kleinen
Artikel, der ihm interessant vorkam. Er beugte sich vor. Ein gewisser Timo
Wilhelm Hansen wurde seit ca. drei Monaten vermisst. Die Polizei bittet um
Ihre Mithilfe. (Klar, kriegt ja sonst nichts gebacken, dachte Bernstein.) Timo
Wilhelm Hansen wurde zuletzt in der Schein-Bar gesehen. Wer Näheres über den
Verbleib von Timo Wilhelm Hansen weiß oder ihn späterhin gesehen hat, möge sich
bitte bei der Polizeidienststelle Sowieso in Dölinghausen melden, blablabla …
der übliche Scheiß.
    Bernstein schnitt den Artikel sorgfältig mit
einer Schere aus und knabberte danach eine Weile an seinen Fingernägeln.
    Die Schein-Bar, dachte er, vielleicht sollte
ich da heute mal vorbeischauen.
    Warum hatte er die eigentlich nicht gleich in
seine Ermittlungen einbezogen?
    Weil es unnötig war, weil er schließlich den
letzten Aufenthaltsort von Ulli kannte und bloß darauf warten musste, bis …
    Bis was geschah?
    „Kann es sein, dass du ein verdammt mieser
Privatdetektiv bist, Peter Bernstein?“, fragte er sich leise.
    „Fang nicht wieder an laut zu denken,
Bernstein. Könnte ma sein, dass du abgehört wirst, und was soll man davon
halten, wenn du unaufgefordert deine Fälle auf irgendwelche Bänder laberst?“
    Er grapschte nach seinem Telefon, wählte die
Nummer des Dölinghausener Tageblattes und verlangte Theo Kleinbügler zu
sprechen.
    „Ich habe leider Ihren Namen nicht verstanden“,
monierte eine reserviert klingende weibliche Stimme seine nuschelnde Aussprache.
Er stellte sie sich mit sorgfältig gebügelter Bluse und Dutt auf der Birne vor.
    „Bernstein – private Ermittlungen“, sagte er,
„Bernstein wie Diamant.“ Alter Witz von ihm.
    „Ein Bernstein ist kein Diamant“, bekam er
patzig zur Antwort.
    „Wieder so ´ne Schlampe ohne Humor“, dachte
er laut. So schnell war ihm das leider nicht abzugewöhnen mit dem Laut denken.
    „Bitte? Wie haben Sie mich eben genannt?“
    „Sorry, Sie waren nicht gemeint“, entgegnete
er. Er hüstelte. „Hab gerade mit meiner Frau gesprochen.“
    Ohne ein freundliches „Ich verbinde“, dafür
mit einem Grunzlaut, wie man ihn aus Schweineställen kennt, wurde er zu
Kleinbügler durchgestellt.
    „Hör mal, Theo“, sagte der Privatdetektiv,
nachdem Kleinbügler sich gemeldet hatte, „ich les euer Käseblatt ja nicht jeden
Tag. Steht ja ohnehin immer derselbe Quark drin. Aber mal eine Frage unter uns
Schulmädchen … geht um das Geschreibsel über diesen Vermissten, diesen Hansen,
weißt du, der in der Bar …“
    „Was wills’n wissen, Peter?“ Er hörte
Kleinbügler am Telefon gähnen. Die arme Sau arbeitete sich täglich von früh bis
spät und dann noch
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