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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
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mittlerweile haltlos schluchzenden Erich zu den beiden Leichen hinüber. Stephan beugte sich über sie, und als er sich wieder aufrichtete, war das Messer blutig. Schweigend wischte er das Blut an Erichs Hemd ab, packte Van Helsing dann am Handgelenk und bückte sich erneut.
    Die Schreie kamen näher.
    Stephan drückte Erich das Messer in die Hand. Seine Augen glühten rot, und Erich, dessen Miene völlig ausdruckslos geworden war, sackte in sich zusammen. »Wann immer du auch nur daran denkst, jemandem wehzutun, wirst du impotent«, erklärte er. »Wiederhole das.«
    »Wann immer ich auch nur daran denke, jemandem wehzutun, werde ich impotent«, murmelte Erich.
    Stephan griff nach seinen Kleidern und ging zu Ann hinüber. Seine Kraft nahm zu. Im Handumdrehen hatte er sie hochgehoben und drückte sie an seine Brust. Die Dunkelheit stieg um sie auf. Jennings, der keuchend in der Tür erschien, war nur noch durch die sich vertiefende Schwärze wahrzunehmen. Dann ein kurzer, stechender Schmerz, und die Welt um sie herum versank.
    In der Höhle kehrten sie in Zeit und Raum zurück. Einige Kerzen flackerten noch und verbreiteten ein schwaches Licht im Dunkeln. Die Feuchtigkeit und Kälte standen in krassem Gegensatz zu der Hitze in der Krypta. Stephan taumelte ein wenig, als er Ann absetzte.
    »Lass mich das mit dem Messer erklären«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ann unterdrückte ein Lächeln. Stephan dachte, die Richter würden erledigen, woran sie ihn gehindert hatte. Aber sie war sich da nicht so sicher. Erich war gerade dabei gewesen, die Schnur von einer Kiste Wein zu lösen, als Jennings zur Tür hereingekommen war. Und es war anzunehmen, dass der Mann im ersten Moment nur auf die Leichen seiner Freunde geachtet hatte. Wahrscheinlich würde Erich mit der Erklärung durchkommen, er habe sich gerade erst von den Fesseln befreien können, die Stephan ihm angelegt hatte, bevor er Polsham und Mrs. Simpson getötet hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie Erich eines Tages vielleicht wieder begegnen würde. Er würde nicht damit aufhören zu versuchen, mit irgendwelchen Winkelzügen arglose Leute um ihr Geld zu bringen. Vielleicht würde er sein unvollständiges Wissen über Vampire dazu benutzen, Menschen vorzumachen, er könne ihre Albträume mit Kruzifixen und Knoblauch exorzieren. Gegen Bezahlung selbstverständlich.
    Ann konnte ihm nicht verzeihen. Nicht auszudenken, was er ihr beinahe angetan hätte! Zum Glück war er eingeschlafen, bevor er sie mit Gewalt hatte nehmen können.
    Sein Blut an ihren oder Stephans Händen war jedoch eine Schuld, die sie nicht auf sich nehmen wollte, selbst wenn Erich seiner gerechten Strafe möglicherweise nun entgehen würde. Andererseits aber war er durch Stephans Fluch gestraft genug. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Fluch ihn tatsächlich daran hindern würde, sich an anderen Frauen zu vergehen.
    »Tut mir leid, dass wir keine Zeit hatten, mehr Kleidung für dich mitzunehmen«, entschuldigte sich Stephan, während er Strümpfe und Stiefel anzog.
    »Es war nichts dort, was ich noch haben wollte.«
    »Wir werden dir ein paar hinreißende Sachen in Paris besorgen.«
    »Ist Paris weit genug entfernt?«
    Er machte ein nachdenkliches Gesicht, als er etwas mühsam seinen gut geschnittenen Rock über die Schultern zog. »Vermutlich nicht. Der Bow Street Runner und dieser Idiot von einem Richter werden glauben wollen, dass wir mit Van Helsing unter einer Decke gesteckt haben.«
    Ann wurde allmählich klar, dass sie Maitlands nie mehr wiedersehen würde. Doch im Grunde hatte sie das schon seit dem Tag gewusst, an dem sie beschlossen hatte, Erich nicht zu heiraten.
    Ihre Trauer musste ihr anzusehen sein, denn Stephan war mit zwei großen Schritten bei ihr und nahm sie in die Arme. »Das mit Maitlands tut mir leid.«
    Sie blickte zu ihm auf und lächelte, weil seine spontane Geste des Trostes sie erfreute. »Zumindest wird es für etwas gut sein. Bevor ich Erichs reizenden Antrag abgelehnt hatte, hatte ich für Mr. Yancy Dokumente aufgesetzt für den Fall, dass nicht alles wunschgemäß verlief. Oder vielleicht gerade doch. Auf jeden Fall habe ich Mr. Yancy mitgeteilt, dass Maitlands, falls ich für eine Weile fortginge, zu einer Mädchenschule umgestaltet werden soll, in der noch etwas anderes gelehrt wird als Sticken, Aquarellmalerei oder Pianofortespielen. Finanziert wird das Ganze mit den Einkünften aus den Ländereien. Sie müssten schon eine Leiche
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