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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
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Sarg. Stephan schaute sie an, und seine ganze Angst um sie spiegelte sich in seinen glühend roten Augen wider. »Ich kann es nicht mehr aufhalten«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ann lächelte ihn an, ihre ganze Aufmerksamkeit galt nur noch ihm. »Dann versuche es nicht länger. Vertrau mir!«, sagte sie und legte beide Hände an seine Schulter.
    Der Schock der Macht, die sie durchzuckte, war wie der Einschlag eines Blitzes. Jeder Muskel in ihrem Körper krampfte sich zusammen. Der ganze Schmerz, den Stephan während der letzten Stunden empfunden hatte, überflutete und durchströmte sie. Die Krypta wurde in einen roten Dunst getaucht. Ann konnte spüren, wie ihre Haare sich zu einer Gloriole sträubten. Ihr Gefährte sang in ihren Adern, und seine Stimme in ihrem Blut wurde zu einem Chor, dessen Lied sich mit unglaublicher Kraft in die Luft erhob.
    Das Glühen umgab sie mittlerweile beide. Deirdre trat zurück, vor Entsetzen oder auch aus Ehrfurcht. Ann versuchte zu atmen und merkte, dass sie schrie. Aber sie nahm ihre Hände nicht von Stephans Schultern. »Lass los! Lass los, verdammt! Lass los! « Das war es, was sie schrie, oder vielleicht schrie sie es auch nur in Gedanken und gab überhaupt keinen hörbaren Laut von sich.
    Sie sah das Entsetzen in seinen Augen, als er merkte, was er ihr antat. Irgendwie brachte sie ein Lächeln zustande. Stephans Entsetzen verwandelte sich in Verwirrung. Gehetzt sah er sich um. Er versuchte, die Energie zurückzuhalten, um Ann zu beschützen, aber er schrie nicht mehr. Dann kehrte sein Blick zu ihr zurück und wurde ruhiger. Auch ihre Schreie verstummten. Still verharrten sie, im Licht verbunden, für eine Sekunde oder eine Stunde – wer konnte das schon sagen? Irgendwann verblasste das Licht ein wenig und schien durch Anns Füße aus ihr herauszuströmen.
    Und dann sah sie die Akzeptanz in Stephans Augen und erspürte sie mit ihren Händen. Er war überzeugt, dass er sie beide umbringen würde, doch er akzeptierte, dass sie es nicht anders haben wollte. Und deshalb ließ er los.
    Eine schier unglaubliche Macht umbrauste Ann und durchfuhr sie, doch sie brachte keinen Schmerz mit sich. Das Pochen wurde schwächer. Stephan sank auf den Sargdeckel zurück. Anns Füße wurden schwer. Sie sank mit ihm! Schockiert erkannte sie, dass sie, genau wie er, in der Aureole aus gleißend hellem Licht gehangen haben musste. Es war jetzt weit weniger grell, aber ein Schimmern um sie war geblieben. Stephans Augen ließen Verwunderung, Erleichterung und ... Frieden erkennen. Er liebte sie. Ein Moment des Friedens war ihnen gegönnt, bevor das Licht sich in der kühlen, feuchten Luft des Gewölbes verlor. In Stephans Augen sah sie, dass ihm ein Gedanke kam. Natürlich. Sie durften über all dem Deirdre nicht vergessen.
    Langsam drehte Ann sich zu ihr um.
    Ihre Augen waren nicht mehr rot, sondern nur groß vor Schock. Wie zur Salzsäule erstarrt, stand sie da und starrte sie nur an. Ann konnte immer noch die Macht spüren, die sie und Stephan ausstrahlten. Was würde geschehen, wenn sie Deirdre jetzt anfasste?
    Doch das stand ihr nicht zu. Sie blickte sich zu Stephan um. Das Glühen war zu einer dünnen weißen Linie um seine Gestalt verblasst. Auch seine körperliche Erregung flaute ab. Zum ersten Mal sah sie den goldenen Ring um den Ansatz seines Glieds, den sie vorher nicht bemerkt hatte. Und an seinen Brustspitzen waren kleine Metallklemmen befestigt.
    Stephan legte seine linke Hand über ihre, die wie ihre andere Hand noch immer auf seiner Schulter lag, und setzte sich auf. Wortlos löste Ann die Klemmen von seinen Brustwarzen. Dann fiel klirrend das goldene Band zu Boden. Stephan beobachtete sie, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Aber dann spannte sich sein Körper wieder an, er hob den Kopf, und seine Augen sprühten Feuer, als er aufblickte und an ihr vorbeischaute. Offenbar traf er eine Entscheidung über Deirdre. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Ann legte eine Hand auf seinen Arm, weil sie den Kontakt noch nicht verlieren wollte. Dann furchte er die Brauen, blickte von ihr zu Deirdre und wieder zu ihr zurück, und die Härte wich aus seinem Blick. »Sie ist es nicht wert, Ann«, murmelte er. »Sie ist es nicht wert, sich die Hände an ihr zu beschmutzen.«
    In dem Moment war sie stolzer auf ihn, als sie es je zuvor gewesen war.
    »So, so. Du kannst sie also dazu benutzen, das Feuer in dir auszudehnen.« Deirdre hatte sich wieder gefasst. Mit tiefrot
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