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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern
Autoren: Jackson Pearce
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um verwirrt und verängstigt zu erscheinen. Um ihr Blut richtig in Wallung zu bringen, gibt es nichts Besseres, als eine verirrte Teenagerin in einem düsteren Stadtviertel. Die Straßenlaternen lassen das nasse Pflaster glänzen, und ich vermeide ihren Lichtschein, so gut es geht.
    Wenn er die zerfurchte und gezackte Linie sehen würde, wo mein rechtes Auge sein sollte, würde es die ganze Scharade ruinieren. Die Augenklappe verbirgt einen Großteil des Mals, aber die Narbe ist immer noch unübersehbar. Glücklicherweise sind die Wölfe meist zu sehr auf den roten Mantel konzentriert, als dass sie sich um irgendetwas anderes kümmern könnten. Ich biege scharf ab, eile eine Gasse hinab, und mein Verfolger tut es mir gleich. Diese Seite der Stadt riecht nach schalem Bier aus den Restaurants, die sich nach Einbruch der Dunkelheit in Bars verwandeln, aber ich vermute, dass der Mann, der mich verfolgt, mein Parfüm aus dem Alkoholnebel herausriechen kann. Falls man ihn einen Mann nennen kann. Sie verlieren langsam ihre menschliche Seele, wenn sie zum Monster werden. Ich gehe schneller – einer der ersten Tricks, die ich gelernt habe. Lauf vor einem Tier davon, und es wird dir nachsetzen.
    Mit den Fingerspitzen streiche ich über den abgenutzten Griff meines Beils, das, verborgen durch den aufgebauschten roten Mantel, an meiner Hüfte hängt. Der Mantel dient verschiedenen Aufgaben – die Farbe der Leidenschaft, die Farbe von Sex und Wollust ist unwiderstehlich für Wölfe. Außerdem verbirgt der Stoff das Instrument ihres Todes. Vielleicht noch wichtiger: Ihn zu tragen fühlt sich richtig an. Als würde ich eine Uniform überstreifen, die mehr aus mir macht als ein verängstigtes Waisenkind.
    »Miss!«, ruft mein Verfolger, gerade als ich am gegenüberliegenden Ende der Gasse herauskomme.
    Hab ich dich!
    Ich atme scheinbar erschrocken und hörbar ein und drehe mich um, vorsichtig, damit die rote Kapuze mir nicht vom Kopf rutscht.
    »Sie haben mir Angst gemacht«, sage ich und fasse mir dabei ans Herz – dem einzigen Teil meines Körpers, der noch nie von den Fängen eines Fenris berührt wurde. Meine Hände sind vernarbt, genau wie mein Gesicht, aber die Male sind klein, weshalb ich darauf zähle, dass er sie in seiner Gier nach Fleisch übersieht. Es ist ganz einfach, den Blick eines Wolfs auf meine Haare, meine langen Beine und meine Hüfte zu lenken, aber die Narben zu verstecken hat Übung erfordert.
    »Das tut mir leid«, sagt er und verlässt dabei die Gasse.
    Er sieht normal aus. Sogar gut – mahagonifarbenes Haar und ein kräftiges Kinn mit einem Dreitagebart, wie ein Highschool-Football-Star zu seiner besten Zeit. Er trägt ein blassblaues Poloshirt und Jeans. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich leicht glauben können, er wäre gerade erst aus einer der Bars gekommen. Das ist jedoch alles Teil der Täuschung. Natürlich: Es ist schwierig, junge Mädchen in ihr Verderben zu locken, wenn man wie ein Psychopath aussieht. Freundlich, passend gekleidet und gut frisiert hat man es deutlich leichter. Sorge für gepflegte Haare und stilvolle Klamotten – und die meisten Mädchen werden nicht genau genug hinschauen, um zu erkennen, dass deine Zähne eher wie Fänge aussehen und dass es
Hunger
ist, der deine Augen zum Leuchten bringt.
    Er blickt die Straße hinab. Einige Blocks entfernt lungern ein paar zwielichtige Gestalten an den Straßenecken herum, Kleinstadt-Möchtegern-Ganoven, die rauchen und sich anschreien. Nicht gut – er will mich nicht dort töten, wo andere es sehen könnten, und ich will nicht gegen ihn kämpfen, wenn jemand eingreifen könnte. Die Wölfe und ich, wir bevorzugen es, unseren Opfern im Schutz der Dunkelheit aufzulauern – zumindest wenn es irgendwie möglich ist. Ich töte einen Wolf jederzeit lieber am helllichten Tag, als ihn davonkommen zu lassen.
    Er tritt einen Schritt näher. Er kann nicht viel älter sein, als ich es in Wirklichkeit bin – 22, höchstens. Obwohl sie natürlich aufhören zu altern, sobald sie sich verändern, weshalb es schwer ist, das genau zu sagen. Haben sie sich erst einmal verwandelt, sind sie unsterblich – außer natürlich, es tötet sie jemand. Er lächelt, seine weißen Zähne schimmern in der Nacht. Ein normales Mädchen würde sich von ihm angezogen fühlen. Ein normales Mädchen würde daran denken, ihn zu berühren, ihn zu küssen, ihn zu begehren. Ein normales, dummes, unwissendes Mädchen.
    »Ein nettes Mädchen wie du sollte
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