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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien
Autoren: Kathleen Weise
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einen gemeinsamen Freund. Den König. Ich konnte es kaum fassen. »Der König weiß davon?«
    »Nun. Offiziell nicht. Ich fürchte, die Früchte seines Zorns werdet Ihr ernten, Mademoiselle. Dem König sind die Hände gebunden, aber Eure Sicherheit liegt ihm am Herzen. Genau wie mir.«
    »Ihr werdet verstehen, wenn ich Zweifel habe, das zu glauben. Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, war ich gerade dabei, die Früchte Eures Zorns zu ernten.«
    »Das letzte Mal, als wir uns sahen, war ich nicht ganz Herr meiner Sinne. Ihr werdet verstehen, dass ein Mann schon mal die Beherrschung verlieren kann, wenn sich seine Träume zerschlagen.« Er lächelte wieder, beinahe entschuldigend, und ich fragte mich, welchen Preis der König ihm geboten hatte, um seine Laune zu heben. Vielleicht eine neue Braut? Ich wusste nicht, ob wir dem Marquis trauen konnten, aber Condé schob seinen Degen zurück. Womöglich hatte der König auch unter Angoulevents Leuten seine Informanten. Ob der Narr davon wusste?
    Georg winkte uns zu der Kutsche und öffnete die Tür. »Ihr müsst einsteigen.«
    Der Marquis deutete eine Verbeugung an und nahm dann meine Hand, um sie zu küssen. »Verzeiht Ihr mir?«, fragte er mich mit einem Lächeln und ich horchte tief in mich nach dem Groll auf ihn. Aber da war keiner mehr. Mein Herz hatte sich von diesem Schlag schneller erholt, als ich es für möglich gehalten hatte, und möglicherweise war das nur ein Beweis dafür, wie wenig der Marquis mir wirklich bedeutet hatte. Außerdem hatte mich der König um Nachsicht gebeten, und trotz aller Differenzen war de Bassompierre uns zu Hilfe gekommen, selbst wenn seine Motive nicht uneigennützig sein sollten.
    »Ich verzeihe Euch.«
    »Ich bin erleichtert, Mademoiselle. Mein Kutscher wird Euch sicher nach Chantilly bringen. Gute Reise, Charlotte.« De Bassompierre zog die Kapuze wieder nach oben und stieg zurück auf Georgs Karren, während mich Condé zur Kutsche drängte.
    Nachdem wir eingestiegen waren, zog Condé die Vorhänge zu. Dann klopfte er gegen die Wand, hinter der der Kutscher saß, und die Fahrt ging weiter.
    Inzwischen musste jemand unsere Abwesenheit bemerkt haben. Das Fräulein Meckerziege fragte sich sicher, wo ich blieb. Wir hatten wenige Stunden Vorsprung. Wenn die Kutsche schnell fuhr, dann konnten wir möglichen Verfolgern entkommen. Was würde Sophie wohl dazu sagen, wenn die ersten Gerüchte unserer Flucht die Runde machten? Was wurde aus Henri? Ob ich je erfahren würde, wie er zu der ganzen Sache stand?
    Das trübe Morgenlicht drang kaum durch den Stoff zu uns ins Innere und der Halbschatten machte es mir schwer, in Condés Gesicht zu lesen. Er zog mich zu sich, als hätte er erraten, wohin meine Gedanken gewandert waren. Ich spürte sein Herz an meinem Rücken und die Wärme seiner Arme, die er um mich geschlungen hatte, und endlich spürte ich etwas wie Ruhe in mir.
    Der Prinz hob den Kopf und tat etwas, was ich noch nie an ihm gesehen hatte: Er lächelte. Es stand ihm ausgesprochen gut. Er blickte mich an und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass zum ersten Mal keine Vorsicht in seinem Blick lag.
    »Ihr habt mich einmal gefragt, ob ich immer so wäre, wie ich bin, oder nur für Euch eine Ausnahme mache.« Er legte seine Hand an meine Wange. »Ihr seid nicht wie die anderen, Charlotte. Ihr seid die Ausnahme.«
    Als er sich zu mir herabbeugte, um mich zu küssen, verstand ich endlich, was der Narr gemeint hatte, als er sagte, der Weg des Herzens sei manchmal schwer zu erkennen. Dieser Weg hatte mich zu Condé geführt und tat es seit dem ersten Abend, an dem ich den Schatten am Fenster gesehen hatte.
    Und ich war endlich angekommen.

Personenregister
     
    Anne de Montmorency – 1. Herzog von Montmorency, einer der bedeutendsten französischen Feldherren des 16. Jh.
    Henri I. de Montmorency – Sohn von Anne de Montmorency, Charlottes Vater
    Charlotte-Marguerite de Montmorency – Tochter des Herzogs von Montmorency, Verlobte des Marquis de Bassompierre
    Henri II. de Montmorency – Charlottes Bruder
    Jeanne Scépeaux – Gräfin Chemillé, Ehefrau Henris II.
    Hercule de Rohan – Herzog von Montbazon, Protestant
    Sophie de Rohan-Montbazon – Tochter des Herzogs von Montbazon
    Henri IV. – König von Frankreich, früherer König von Navarra, ehemaliger Protestant
    Herzog von Sully – Finanzminister, Protestant
    Herzog von Mayenne – Henri de Lorraine-Guise, Großkämmerer und Siegelbewahrer
    Maria de Medici –
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