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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit
Autoren: P.B. RYAN
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nicht etwa Cecilia?“
    â€žNee, die bestimmt nicht. Die andere, die so lange in Europa war.“
    â€žAh, Emily.“
    â€žGenau, Emily. Ich sagte zu ihr, vielleicht könnte Miss Emily ja bei ihren Eltern ein gutes Wort für sie einlegen, und wenn das auch nichts bringen würde, könnte ich immer noch Mrs. Hewitt um Hilfe bitten, aber Fee wollte nichts davon wissen.“ Er schüttelte den Kopf und sah auf einmal ganz alt und grau und sehr erschöpft aus.
    â€žSo wichtig war es Ihnen, dass sie dort nicht arbeitete?“, hakte Nell nach.
    â€žEs war ja nicht nur wegen der Arbeit, sondern wegen … naja, für wen sie arbeitete.“
    â€žFür eine Schauspielerin.“
    â€žEs gefiel mir gar nicht, dass Fee mit solchen Leuten Umgang hatte. Wissen Sie, ich habe immer gewusst, dass ich doch meiner Schwester gegenüber eine Verpflichtung habe, mich um Fee zu kümmern und aufzupassen, damit sie nicht vom rechten Weg abkommt. Und schauen Sie nur, was jetzt passiert ist …“ Seine Stimme brach. „Sie hat eine Kugel in den …“ Er hielt sich das Taschentuch vor den Mund und war wieder den Tränen nah. „Und jetzt glaubt man auch noch, dass … Man hält sie für eine Diebin und eine Mörderin und wird sich so an sie erinnern. Heilige Muttergottes, wie hat es nur jemals dazu kommen können?“
    Abermals legte Nell ihren Arm um Brady und meinte: „Heute Nachmittag ist eine amtliche Untersuchung angesetzt. Sollte Ihre Nichte unschuldig sein, so …“
    â€žSie ist unschuldig! Ich hab’ Ihnen doch gesagt, dass sie so was nie hätte tun können.“
    â€žJa, ich weiß. Ich habe mich falsch ausgedrückt.“ Sie versuchte, sich ihre Zweifel nicht anmerken zu lassen und zuversichtlich zu klingen. „Die Geschworenen werden sich den Tatbestand ganz genau ansehen, und wenn sie zu dem Schluss kommen, dass es kein versuchter Raub war, werden sie Fee von allen Anschuldigungen freisprechen.“
    â€žIhr Name ist schon längst in den Schmutz gezogen worden – vorn auf der Titelseite, unter einer riesigen Schlagzeile, die selbst ein Blinder noch lesen konnte. Wie will man das denn wiedergutmachen? Und warum sollte das überhaupt jemanden interessieren? Denen da oben ist sie doch egal … nur irgendein irisches Dienstmädchen. Sie wissen ja, was man hier von uns hält. Wir sind für die doch nur Abschaum, fremdes Pack. Denen fällt es im Traum nicht ein, an Fees Schuld zu zweifeln – da können Sie drauf wetten.“
    Darauf wusste Nell leider auch nichts zu erwidern, denn wahrscheinlich hatte Brady recht.
    Das Kinn kämpferisch vorgereckt, schüttelte er dennoch betrübt den Kopf. „Seit mehr als zwanzig Jahren lebe ich jetzt schon in dieser Stadt, und in all der Zeit hat sich für uns nichts geändert. Sieht eher so aus, als würd’ es immer schlimmer, je mehr von uns rüberkommen. Die Stadträte, die Verwaltung, die Polizei sind doch alle nur drauf aus, uns einzuschüchtern und kurz zu halten. Manchmal frag’ ich mich ja schon, was ich hier eigentlich soll und warum ich nicht einfach in der alten Heimat geblieben bin.“
    â€žWeil es dort nichts zu essen gab“, erinnerte sie ihn und gab ihm einen beschwichtigenden Klaps auf den Rücken. „Und so schlimm, wie Sie sagen, ist es gar nicht. In der Stadtverwaltung sitzen durchaus auch einige Iren, und ich kenne sogar einen bei der Polizei.“
    â€žEinen irischen Polizisten? Glaub’ ich nicht.“
    â€žEr heißt Colin Cook“, erwiderte sie. „Man hat ihn für die Wache in Fort Hill angeheuert.“
    â€žAch so … damit er dort die andern Iren in Schach hält, was?“
    â€žGenau. Aber mittlerweile ist er befördert worden und bei der Kriminalpolizei im Rathaus. Er hat es jetzt mit Fällen aus dem gesamten Stadtgebiet zu tun.“
    â€žEin Detective, alle Achtung.“ Als er sich zu ihr umdrehte, blitzten seine Augen, und zum ersten Mal an diesem Morgen erinnerte er sie wieder an den Brady, der ihr vertraut war. „Wie gut kennen Sie den Burschen denn?“
    â€žGut genug, um ihn für einen Freund zu halten.“
    â€žEin Detective ist ja schon was anderes als ein Constable“, sinnierte Brady. „Die klären doch auch Raubüberfälle und Morde und so was auf, oder?“
    â€žJa, aber Cook ist nur einer von acht oder zehn
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