Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit
Autoren: P.B. RYAN
Vom Netzwerk:
Kriminalpolizisten im Rathaus. Ich kann gern mit ihm über den Fall sprechen – darauf wollten Sie doch hinaus, oder? –, aber es kann sein, dass er auch nicht mehr darüber weiß als wir beide. Und wir sollten besser keine allzu großen Hoffnungen darauf setzen, dass er die Unschuld Ihrer Nichte beweisen kann.“
    â€žDie beweise ich schon selbst. Aber dafür müsste ich eben genau wissen, was eigentlich passiert ist. Und irgendwas wird dieser Cook uns doch wohl sagen können, oder?“
    Unter den gegebenen Umständen fiel es ihr zwar recht schwer, doch Brady zuliebe rang Nell sich ein zuversichtliches Lächeln ab. „Ich werde noch heute Abend zum Rathaus gehen und mit ihm sprechen.“
    Er schien enttäuscht. „Warum erst heute Abend?“
    â€žWeil ich mich um Gracie kümmern muss. Außerdem ist Detective Cook tagsüber ohnehin nicht im Büro. Seine Schicht geht von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht.“ Sie tätschelte Bradys Hand. „Auf ein paar Stunden kommt es nicht an. Und versuchen Sie, bis dahin nicht allzu viel darüber nachzugrübeln.“
    Seine Augen wurden wieder ganz feucht, als er ihre Hand drückte. „Sie sah ein bisschen so aus wie Sie. Vielleicht nicht ganz so hübsch, aber schon ziemlich hübsch. Auch so rotbraune Haare. Sie sind wirklich eine wunderbare junge Dame, Miss Sweeney, ein richtiger Engel. Und wenn Sie Fees Unschuld beweisen könnten, tun Sie wirklich ein gutes Werk.“
    Wenn sie Fees Unschuld beweisen könnte. Wie würde Brady es wohl aufnehmen, dachte Nell besorgt, wenn sich herausstellte, dass Fiona Gannon nicht minder schuldig war, als der Daily Advertiser sie dargestellt hatte?

3. KAPITEL
    â€žIch wünschte ja, ich könnte Ihnen helfen, Miss Sweeney. Ehrlich“, sagte Detective Cook, nachdem Nell ihn den Grund ihres Besuchs hatte wissen lassen. „Aber Polizeipräsident Kurtz hat Charlie Skinner den Fall zugeteilt. Ich hab’ nix damit zu tun.“
    Cook lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Füße auf seinem Schreibtisch, und hob hilflos die Hände, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Er hatte riesige Hände, richtige Bärentatzen, die aber in angemessenem Verhältnis zu seinem auch ansonsten massigen Körperbau standen. Sein Haar und seine Augen waren dunkel, und wie so viele Iren war auch er während der großen Hungersnot, die Irland in den Vierzigern heimgesucht hatte, nach Boston gekommen. Colin Cook hatte eine tiefe Stimme, und ein irischer Akzent war bei ihm kaum noch herauszuhören. Ganz anders als bei Brady, was daran liegen mochte, dass der Irland erst als Erwachsener verlassen hatte; Cook konnte damals kaum mehr als ein halbwüchsiger Junge gewesen sein. Und Nell war gerade einmal ein Jahr alt gewesen, als die erste Hungersnot ausbrach. Wenn sie sprach, erinnerte gar nichts mehr an ihre Herkunft, zumal sie sich im Laufe der letzten Jahre die distinguierte Intonation jener Kreise angeeignet hatte, in denen sie nun ihr Zuhause gefunden hatte.
    â€žDann waren Sie bei der Anhörung heute Nachmittag wahrscheinlich auch nicht dabei“, vermutete Nell.
    â€žDas war vor meiner Schicht, und wenn Sie glauben, ich würde für den Lohn, der mir hier gezahlt wird, meine freie Zeit für Fälle opfern, die nicht meine sind …“
    â€žAber Sie haben doch gewiss etwas darüber gehört.“ Nell beugte sich sichtlich gespannt auf ihrem Stuhl vor, und stützte sich mit behandschuhten Händen auf der Kante von Cooks großem, stets im Chaos versinkendem Schreibtisch ab. „Überschneiden die Schichten sich denn nicht? Und das ist ja zudem kein ganz unerheblicher Fall – die ganze Stadt redet von nichts anderem mehr. Irgendetwas werden Sie doch wohl gehört haben!“
    â€žNun, ich habe gehört, dass es sich um einen ganz eindeutigen Fall handelt: Raubmord durch das Dienstmädchen.“ Cook schnaubte, nahm ächzend die Füße vom Tisch und strich sich seinen zerknitterten Rock glatt. „Ich weiß, dass Sie was anderes hören wollten, aber das haben Untersuchung und Anhörung ergeben.“
    Nell versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, und fragte: „Detective Skinner hat nicht zufällig Einzelheiten des Falls mit Ihnen besprochen?“
    Cook schnaubte abermals und griff nach seiner Teetasse. „Wenn Charlie Skinner überhaupt mit mir spricht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher