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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose
Autoren: Margie Orford
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Warnfarben der Natur.
    »Morgen, Mara«, begrüßte Karamata das Mädchen. In ihrem Hoodie und den Jeans sah das hagere, dunkelhäutige Mädchen eher aus wie einer der Jungen, die sie unterrichtete, und nicht wie eine freiwillige Lehrerin.
    »Was war denn los?« Maras akzentuierte Vokale verrieten, dass sie aus dem Ausland kam. England.
    »Kaiser Apollis«, sagte Karamata und legte besänftigend die Hand auf ihren Arm. »Er wurde tot auf dem Spielplatz gefunden.« Er spürte Maras Zittern. Mit ihren neunzehn Jahren war sie selbst noch ein staunendes Kind. »Gehen Sie lieber vorn rum.«

    Froh, ihr Fahrrad als Stütze dabeizuhaben, wanderte Mara um das Gelände herum zum Haupteingang der Schule. Ihre Beine schlotterten.
    »Wohin wollen Sie, Miss Thomson?«
    Mara hatte Sergeant van Wyk gar nicht wahrgenommen, bis er sich von der Wand gelöst und ihr den Weg versperrt hatte.
    »Ich arbeite hier«, sagte sie.
    »Ja, das tun Sie bestimmt. Ihren Ausweis, bitte.«
    Mara zog ihn heraus, obwohl er genau wusste, wer sie war. Van Wyk sah ihren Pass durch. »Ihr Visum läuft in zwei Wochen ab.«
    »Seit wann sind Sie bei der Einwanderungsbehörde?«, schoss sie zurück.
    »Der tote Junge.« Van Wyks Blick blieb kalt. »Er hatte eines von Ihren Fußballtrikots an.« Mara wurde bleich. »Interessanter Zufall«, setzte er hinzu.
    »Ich weiß, was Sie mit ihm gemacht haben, mit Kaiser«, sagte Mara. »Schließlich habe ich Sie damals angezeigt.«
    »Das weiß ich doch.« Van Wyk wirkte desinteressiert. »Aber es hat Ihrem kleinen Freund nicht wirklich genutzt, oder?«
    Mara ging auf den Eingang zu. In diesem Augenblick setzte sich van Wyk in Bewegung und klemmte ihren Körper im Türrahmen fest. Sein Atem war heiß, intim, bedrohlich. »Ich habe gehört, Sie lesen Ihre Liebhaber in den Clubs auf.« Seine harte Faust kam, ohne dass es jemand sehen konnte, auf dem weichen Hügel zwischen ihren Beinen zu ruhen. »Immerhin besser als von der Müllkippe, aber Matrosen sind nicht ungefährlich, meinen Sie nicht auch?«
    »Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe?«, zischte Mara.
    Van Wyks Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Sie haben schließlich angefangen…«
    »Sergeant«, unterbrach ihn Karamata. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. »Die Angestellten warten darauf, befragt zu werden.«

    Van Wyk ließ die Hand sinken, und Mara schob sich mit Tränen in den Augen an ihm vorbei.
    »Ich habe nur Miss Thomson überprüft«, meinte van Wyk zu Karamata, während sie zum Spielplatz zurückgingen.
    Tamar verschloss gerade den letzten Beweissicherungsbeutel und beschriftete jeden mit Uhrzeit und Datum. Karamata überreichte ihr die Liste aller Personen, die sich auf dem Schulgelände aufgehalten hatten, bevor sie eingetroffen waren. »Wen haben Sie, Elias?«, fragte sie.
    »Calvin Goagab natürlich und seine Söhne«, antwortete Karamata.
    »Wenn ich den sehe, geht für mich die Sonne auf.« Tamar schnitt eine Grimasse. »Wen noch?«
    »Erasmus, den Schulleiter. Herman Shipanga, den Hausmeister, der den Leichnam gefunden hat, haben Sie ja auch schon kennengelernt. Darlene Ruyters, Lehrerin der ersten Klasse. Sie war seit halb sieben in der Schule, sagt aber, sie habe nichts gesehen. Ansonsten war nur George Meyer hier. Er setzt seinen Stiefsohn Oscar immer sehr früh ab. Er ist in der Klasse von Darlene Ruyters, sie passt auf ihn auf, bis die Schule beginnt.«
    »Kam Oscars Mutter nicht vor sechs Monaten bei diesem Autounfall ums Leben?«, fragte Tamar.
    »Genau«, sagte Karamata. Er hielt Tamar die Tür auf. Die Angestellten der Schule verstummten, als sie in das stickige Lehrerzimmer trat. Die Vorarbeiten waren bald erledigt: Aussagen, Termine für weitere Vernehmungen, Vereinbarungen über die Schließung der Schule, dann wurden die Angestellten für heute nach Hause geschickt.
    Tamar fuhr zurück aufs Revier und war froh, die Bürotür hinter sich schließen zu können. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken und ließ es zu, dass ein paar Tränen auf die Tischfläche tropften. Es half nichts, sie alle zurückzuhalten. Als sie der Meinung war, dass genug Tränen vergossen waren, brühte sie einen Tee auf, während sie darauf wartete, dass ihre Fotos
auf den Computer geladen wurden. Sie schlang die Hände um den heißen Becher und betrachtete die Bilder von dem toten Kind auf ihrem Bildschirm. Wieder musste sie an Clare Hart denken.
    Sie suchte Riedwaan Faizals Handynummer heraus und wählte sie. »Captain Faizal? Hier ist
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