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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose
Autoren: Margie Orford
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verschwitzt und stinke.«
    »Genau so, wie ich dich mag.« Riedwaan schnitt die Melone in Streifen. Er war kein großer Obstfreund, aber Clare liebte es.

    Sie nahm einen Schnitz und biss hinein. »Perfekt.« Dann öffnete sie das Fenster und legte die Melonenschale für die wartenden Vögel auf dem Fensterbrett aus. »Komm mit und unterhalte mich beim Duschen.« Sie zog sich aus und stopfte ihre Sachen in die Waschmaschine.
    »Sofort«, sagte Riedwaan und sah ihr nach, als sie nackt durch den Flur ging.
    Clare stand unter der Dusche. Sie genoss es, wenn der heiße Wasserstrahl auf ihrem Gesicht den Schweiß von ihrer Haut wusch. Allerdings wusch er damit auch den Abdruck von Riedwaans warmer Haut ab. Sie würde ihn vermissen, wenn sie einen ganzen Monat wegfuhr. Sie massierte Shampoo auf ihre Kopfhaut und verteilte es bis in die Spitzen ihrer blonden Haare, die ihr über die Taille hingen. Verdammt. Eigentlich hatte sie es schneiden lassen wollen, bevor sie wegfuhr.
    »Du irritierst mich, wenn du nichts anhast.« Clare hatte nicht gehört, wie Riedwaan ins Bad gekommen war. »Vor allem, wenn du so schuldbewusst aussiehst. Hast du unanständige Gedanken?«
    »Das werde ich dir nicht verraten.« Clare griff nach der Seife und verteilte sie auf Schultern und Rücken.
    »Lass mich das machen.« Riedwaan beobachtete, wie ihre geschmeidigen Hände ihren Körper einseiften.
    »Du hast das alles schon gesehen.«
    »Aber jetzt werde ich es wochenlang nicht sehen«, bettelte er.
    Clare spülte ihr Haar aus. Es ringelte sich wie eine Schlange über ihrer Schulter und wirkte durch das Wasser fast so dunkel wie das von Riedwaan. Sie drehte den Hahn ab und trat aus der Dusche.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du dich für Vögel interessierst.« Riedwaan wandte nicht eine Sekunde den Blick ab. Nackt und tropfnass wirkte sie genauso unbeschwert wie angezogen.

    »Tue ich. Das habe ich von meinem Vater. Ab und zu knallte er mitten auf der Landstraße den Fuß auf die Bremse, wendete und raste zurück, um irgendeinen winzigen braunen Federball zu identifizieren. Damals kam ich zu dem Schluss, dass ich wenigstens wissen wollte, wofür ich sterbe, wenn ich schon sterben müsste.«
    »Warum hast du mir das nie erzählt?«, fragte Riedwaan.
    Clare bemerkte seine Miene und lachte. »Du hast mich nie danach gefragt.« Sie trug Creme auf und strich ihre geschwungenen Brauen glatt. Dann griff sie nach ihrem roten Kimono und zog den Gürtel straff, bis er ihre Hüften betonte.
    »Ich könnte dich in Namaqualand besuchen kommen. Dann kannst du einem Stadtjungen zeigen, was es an all diesen Blumen und Vögeln zu studieren gibt.«
    Die Vorstellung, dass er auf der Farm ihrer Schwester auftauchen könnte, überstrahlte wie ein greller Köder den Haken, der darunter verborgen lag.
    »Das wäre schön.« Die Aufrichtigkeit, mit der sie das sagte, überraschte sie beide.
    Riedwaan öffnete die Tür und ließ einen Schwall kalter Luft herein. Er tastete nach den richtigen Worten, um ihr zu erklären, dass die Dinge komplizierter lagen als diese morgendliche Routine. Dass Shazia zurückkommen wollte. Seine Frau. Stattdessen zog er Clare an seine Brust.
    »Nicht jetzt«, sagte sie. »Bei offener Tür ist es eisig hier drin, außerdem will ich frühstücken.« Sie küsste ihn auf den Mund und schlüpfte aus seiner Umarmung. »Ich ziehe mich schnell an.«

4
    An der gottverlassenen Küste Südwestafrikas bog Mara Thomson zwischen den Häusern in einen engen Hohlweg ein, um die Abkürzung zur Schule zu nehmen. Vor einem Jahr war sie mit großen Hoffnungen und zwei Koffern hier angekommen, um als unbezahlte Lehrerin zu arbeiten. Die Sommerhitze hatte ihre Knie einknicken lassen, als sie in der Hauptstadt Windhoek aus dem Flugzeug gestiegen war, aber während sie über den glühenden Asphalt marschiert war, war ihr das Herz aufgegangen, so als wäre sie endlich heimgekehrt. Sie hatte erwartet, dass sich Akazien gegen einen orangefarbenen Himmel abzeichnen würden. Stattdessen wurde sie nach Walvis Bay abkommandiert. Eine Woche lang hatte sie sich jeden Abend in den Schlaf geweint; dann hatte sie beschlossen, inmitten von Schmutz und Nebel ein Leben aufzubauen. Ein Leben, das sie jetzt, wo sie abreiste, vermissen würde.
    Mara sprang von ihrem Fahrrad, schob es aufwärts durch die schmale Gasse und fragte sich sofort, warum die Hunde anschlugen. Elias Karamata stand Wache an einer Lücke im Zaun, die mit Zickzack-Band abgesperrt war. Schwarz und gelb, die
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