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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2
Autoren: Bernd Frenz
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gefiederte Rumpf noch einige Flügelschläge lang weiterflog, während der abgetrennte Kopf bereits haltlos in die Tiefe stürzte. Erst danach sackte auch der flatternde Körper ab.
    Krächzend stoben die nachrückenden Raben auseinander, um nicht von dem durchtrennten Kadaver getroffen zu werden. Die Lust am weiteren Aufstieg war ihnen allen auf einen Schlag genommen. Laut protestierend begannen sie unterhalb der Festung zu kreisen, während die Taube ihren Weg fortsetzte, ohne auch nur einen Atemzug lang innezuhalten.
    Feene konnte mit ihren scharfen Augen genau erkennen, wie das Blut, mit dem das goldene Gefieder besudelt war, einfach von den Schwingen perlte. Fleckenlos schimmerten sie danach wieder in der Sonne. Gothars Boten mochten auf den ersten Blick harmlos wirken, doch ihnen wohnten unheimliche Kräfte inne.
    Wie allem, was dem Tyrannen diente. Ob nun Lichtbringer, Schädelreiter oder Gepanzerte – sie alle schienen von Natur aus dazu bestimmt, Angst und Schrecken zu verbreiten. Und wurden nicht selbst die Schattenelfen von den Menschen gefürchtet? Feene spürte, wie sich die stählerne Klammer, die um ihren Brustkorb lag, wieder löste. Ja, allein ihr Name verbreitete pures Entsetzen in der Bevölkerung, und das war gut so. In Zeiten wie diesen war es besser, gefürchtet zu werden, als sich selbst fürchten zu müssen, so viel war sicher. Leider stand Feene dabei nicht ganz so hoch in der Hierarchie, wie sie es sich gewünscht hätte.
    Während die Schwebende Festung über Rabensang hinwegglitt, erreichte die Taube ein schmales Turmfenster, durch das sie in einer eleganten Kehre eintauchte. Feene sah ihr neugierig nach. Was für Nachrichten der Bote wohl bringen mochte?
    Ohne lange zu zögern, machte sich die blonde Elfin an den eige nen Aufstieg. Die groteske Architektur der Festung hätte einen Kletterer verzweifeln lassen, doch niemanden, der über den Atem des Himmels verfügte. Feene brauchte keine breiten Fugen zwischen dicken Feldsteinen, um Halt zu finden. Ihr genügte der raue, von kleinen Muscheln und anderen Schalentieren durchsetzte Untergrund, der sich vor ihr steil in die Höhe wellte. Geschickt glitt sie an der Außenmauer empor, obwohl die Winde, die um die Festung pfiffen, immer wieder an ihrem Silberharnisch und dem Rock aus metallverstärkten Lederstreifen zerrten.
    Feene liebte den Schutz der Dunkelheit, deshalb mied sie den torlosen Eingang auf ihrem Weg, an dem die magischen Lichter lauerten, die jeden Besucher bis zum Thronsaal geleiteten. Stattdessen kletterte sie bis zu einem vorspringenden Erker, in dem drei Fenster, kaum breiter als eine Schießscharte, klafften. Als sie sich durch das mittlere von ihnen zwängte, kam es ihr vor, als würde sie in dem dunklen Schlund eines Leviathans verschwinden oder einer anderen monströsen Missgestalt, die sie verschlucken und verdauen wollte, zumal die eckenlosen Innenräume wie durch Gärung entstanden wirkten oder wie die Mägen eines Wiederkäuers und die eng gewundenen Gänge frappierend an die Verschlingungen eines Darms erinnerten.
    Es gehörte zu den natürlichen Vorsichtsmaßnahmen eines jeden aus der Legion der Toten, den Platz, an dem er sich befand, zu erkunden und zu erforschen. Feene war in den vergangenen Tagen, in denen sie immer wieder in die Schwebende Festung zitiert worden war, stets darauf bedacht gewesen, den magischen Lichtern zu entkommen und sich einen groben Überblick über die wichtigsten Wege und Räume zu verschaffen. So fiel es ihr auch nicht schwer, von dem Erker aus in den Thronsaal zu finden.
    Ab und an musste sie die Arme ausstrecken, um sich an den Wänden entlangzutasten. Dann schrak sie oft zusammen, weil sich der raue Putz unter ihren Fingern seltsam warm und nachgiebig anfühlte. Obwohl ihre feinen Sinne keine fremde Gegenwart ausmachen konnten, spürte sie doch ein warnendes Prickeln im Nacken, als würde man sie aus unsichtbaren Augen beobachten. Das leise Hallen ihrer Schritte begleitete ihre Gedanken in einem düsteren Rhythmus, deshalb war sie froh, als Gothars Stimme erstmals bis in ihren Gang drang.
    »Sie bitten um die Erlaubnis zum Angriff?« Das Echo, das sich über mehrere Biegungen hinweg fortpflanzte, ließ den Tyrannen krank und verzweifelt klingen. »Warum tun sie das? Sie wissen doch, dass sie die Ankunft meiner Festung abwarten müssen!«
    »Eure Feldherrn sind in Sorge!«, antwortete eine mit Zischlauten durchsetzte Stimme, die zweifellos dem Maar gehörte. »Die Truppen befinden
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