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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht
Autoren: Jonathan Kellerman
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Inglewood ausgestiegen war, nicht weit von der Stelle, wo Kevins Wagen gefunden wurde. Wir haben die Stelle gefunden und zwei Leichenhunde losgeschickt, und die haben verrückt gespielt. Vor zwei Stunden haben wir ein paar Knochen ausgegraben. Mitarbeiter des Gerichtsmediziners sind unterwegs nach Encino, um sich Zahnarztunterlagen von Kevin abzuholen.«
    »Traurig«, sagte ich.
    »Ja.« Er holte Luft. »Wir sind mit dem sprichwörtlichen kleinen Kamm durch Shulls Haus gegangen. Riesengroßes Haus für einen Mann. All die alten Möbel, die er von Mommy bekommen hat. Aber er hat wie ein Schwein gelebt, hat sich um nichts gekümmert. Er hat eine Fernbedienung an eine Kamera angeschlossen und hat Fotos von sich gemacht und sie im ganzen Haus aufgehängt. Da posiert er wie ein Schickeria-Typ von Ralph Lauren, aber auf dem Boden fanden sich verdorbenes Essen und Kakerlaken. All die guten Sachen waren in einem Lagerraum im Untergeschoss, der auch als Weinkeller fungierte. Shull hatte eine schöne Sammlung roter Jahrgangsweine. Nach den leeren Flaschen auf dem Boden zu urteilen, hat er häufig welche probiert. Zusammen mit reichlichen Mengen von Glückspulver.« Er tippte sich seitlich an die Nase. »Pillen ebenfalls. Arzneimittel, einige immer noch mit den Markierungen vom Krankenhaus. Du hattest also Recht damit. Er kannte das Gebiet, wo er Erna aufgegabelt hat, weil er sich medizinische Drogen besorgt hat.«
    »Was spielte Erna für eine Rolle?«, fragte ich.
    »Ich dachte, das würdest du mir sagen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob wir es je wissen werden. Am wahrscheinlichsten ist meiner Ansicht nach, dass er sie als seine verrückte Cousine betrachtete, für die er Verwendung hatte. Er hat ihre Labilität ausgenutzt, ihre Liebe zur Kunst. Wir wissen, dass er ihren Namen als Pseudonym für seine Kritiken einsetzte. Das erlaubte es ihm, seine Spuren für den Fall zu verwischen, dass die Artikel mit den Opfern in Verbindung gebracht wurden. Er nahm vermutlich an, Erna wäre zu verwirrt, um irgendwelchen Schaden anzurichten, falls je ein Zusammenhang zwischen ihr und dem Pseudonym hergestellt werden sollte. Und dann hat er seine Meinung doch geändert und sie umgebracht.«
    »Ich glaube, er hat sie auch als Ablenkungsmanöver benutzt«, sagte Milo. »Indem er sie zu der Galerie und vielleicht auch zu anderen potenziellen Tatorten schickte. In der Annahme, sie würde den Leuten auffallen, sie ablenken, so dass er sich dort rumdrücken und den Schauplatz ausforschen konnte. Was ja auch geschehen ist. Nur dass der Schuss nach hinten losgegangen ist, weil die Untersuchung von Ernas Tod schließlich das war, was uns auf seine Spur gebracht hat.« Er entfaltete die Serviette, glättete sie und legte sie beiseite. »Wahrscheinlich hast du Recht. Sein hauptsächliches Motiv bestand darin, mit Ernas Kopf rumzuspielen. Weil es ihm Spaß machte. Wie er es auch mit Kevin Drummond getan hat. Spielte die Rolle des Mentors für den Jungen und trug zur Finanzierung von GrooveRat bei, um ihn weiterhin in der Illusion zu wiegen, er hätte eine Chance als Verleger. Währenddessen hatte Shull ein Forum für seine beschissenen Artikel – und auch hier verwischte er seine Spuren. Ergibt das für dich einen Sinn?«
    »Vollkommen«, sagte ich. »Und auch hier war er zu gerissen. Indem er Kevin Petra wegen der Einzelheiten im Fall Baby Boy anrufen ließ. Er hat Kevin wahrscheinlich gesagt, das wäre großartiges Material für einen zweiten Artikel. Es sei denn, Kevin war über die Morde informiert und der Anruf diente auch seinem eigenen Vergnügen.«
    »Bislang haben wir nicht den geringsten Beweis dafür entdeckt, dass Kevin etwas anderes war als ein Betrogener. Bis dahin bleibt er ein Opfer – damit seine Eltern wenigstens einen kleinen Trost haben.«
    Er stand auf, ging in der Küche auf und ab. »Shull sah sich selbst als etwas Besseres, aber er ist nichts weiter als ein jämmerlicher Freak. Bevor er auf Robin losging, ist er stundenlang herumgefahren. Hat das Snake Pit wieder besucht, das Haus von Szabo und Loh, die Marina, wo er Mehrabian hat liegen lassen. Hat sich an Erinnerungen geweidet, sich in einen Erregungszustand versetzt. Eine Sache finde ich allerdings rätselhaft. Er hat seine Technik verändert. Bis zu Robin hat er es auf die sanfte Tour gemacht. Hat sich den Opfern freundlich genähert und das Messer hineingleiten lassen. Es in der Öffentlichkeit getan – ist Risiken eingegangen. Bei Robin hat es den Anschein, als wäre er
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