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Blutmond der Templer

Blutmond der Templer

Titel: Blutmond der Templer
Autoren: Jason Dark
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gestellt, seinem eigenen irdischen Dasein jedoch kaum Bedeutung beigemessen, denn bis heute fand sich auf der gesamten Insel keine Spur eines normalen Lebens, kein Rest einer Stadtmauer, eines Königspalastes oder einer Siedlung. Nicht einmal der Grundriß eines Wohnhauses war entdeckt worden. Allerdings war Malta in der Zeit des mi ttleren Neolithikums noch bewaldet. Erst die Phönizier und Punier hatten die Insel in kahle Steinwüsten verwandelt, da sie das Holz zum Bau ihrer Schiffe benötigten. So hätte es durchaus sein können, daß die Urbewohner in den Wäldern in Hütten aus Holz oder Zelten aus Häuten sowie in Höhlen gelebt haben konnten.
    Wann diese hohe Kultur entstand, ist ebensowenig gesichert wie die Frage, warum sie so plötzlich unterging. Jedenfalls umfaßte sie einen Zeitraum von 800 bis 1000 Jahren, wie Radiocarbontests bewiesen hatten.
    Die atlantische Katastrophe lag bei der Besiedlung der Insel rund 5000 Jahre zurück. Nicht alle Bewohner waren beim Untergang der Insel ums Leben gekommen. Viele hatten sich retten können und sich mit anderen Völkern vermischt. So konnte es durchaus sein, daß von der Insel stammende Menschen auf Malta eine neue Heimat gefunden hatten. Davon ging Abbé Bloch aus. Und er dachte noch einen Schritt weiter. Die Templer hatten im elften Jahrhundert die Insel ebenfalls besetzt und sehr genau kontrolliert und durchsucht. Möglicherweise hatten sie exakte Spuren des ausgestorbenen Volkes gefunden und durch eine gewisse Magie eine Verbindung geschaffen.
    Die Vorzeichen waren also interessant. Jetzt kam es allein auf die neue Entwicklung an.
    Ein erstes Zeichen war gegeben worden. Das Erscheinen des gewaltigen Blutmondes. Wie es weiterging, würden wir noch erfahren. Im Bauch des Schiffes herrschte eine stickige Luft. Es gab zwar eine Klimaanlage, die arbeitete jedoch nur mit halber Kraft. Wir gingen durch den niedrigen Gang. Ich zog den Kopf etwas ein, um nicht an der Decke entlangzustreifen. Irgendwo summten Aggregate. Das Geräusch hörte sich irgendwie beruhigend an.
    Suko und ich teilten uns eine Kabine. Die größte war fürden Abbé reserviert, durch dessen Initiative wir uns auf diesem Schiff befanden. Vor seiner Kabinentür blieben wir stehen.
    Ich klopfte zweimal und hörte das energisch klingende ›Herein‹. Der Abbé war allein. Er saß vor einem festgeschraubten Tisch und schien uns anzusehen. Doch er war blind, seit einem Unfall. Eine Silbermaske war geschmolzen und hatte ihm die Sehkraft genommen. Dennoch war der Abbé, der Führer der Templer, nicht außer Gefecht gesetzt. Sein ungeheurer Wille war angestachelt worden, und er hatte es geschafft, den Kampf gegen die Mächte der Finsternis und besonders gegen die abtrünnigen Templer, die Baphometh-Diener, aufzunehmen. Auch mit Hilfe des Würfels, den ich ihm übergeben hatte. Die Sinne des Blinden waren durch den Besitz des Würfels noch mehr gestärkt worden, so daß es ihm nun gelang, hinter die Kulissen zu schauen und das aufzunehmen, was dem normalen Menschen verborgen war. Suko, der hinter mir die Kabine betreten hatte, schloß die Tür. Ein Lächeln streifte das Gesicht des Abbés. Die dunklen Brillengläser verdeckten viel von seinem Gesicht, ließen aber genügend frei, um die etwas grau wirkende Haut erkennen zu können, mit den scharfen Falten, dem hohen Stirnansatz und dem weißen, schon leicht schütteren Haar, das er zurückgekämmt trug.
    »Nehmt bitte Platz, Freunde«, sagte er mit leiser Stimme und deutete dabei auf zwei Stühle. Er wußte genau, wo sie standen. Ihm gegenüber nämlich. Zwischen uns befand sich der rechteckige Tisch.
    »Ihr habt den Blutmond gesehen?« erkundigte er sich mit leiser Stimme.
    »Ja!« sagte ich, wobei ich nicht einmal überrascht war, daß der Abbé von der Existenz des veränderten Mondes wußte. Er brauchte dies nicht zu sehen, so etwas spürte er.
    »So ist denn das eingetroffen, was ich befürchtet habe.«
    »Noch ist alles normal und nichts passiert«, sagte Suko. »Uns stört allein die Farbe des Mondes.«
    »Sie ist rot wie Blut. Oder rot wie dieser Würfel, den du, John, mir geschenkt hast.«
    Er hob beide Hände an, die er übereinandergelegt hatte. Unter seinen Handflächen war der Würfel verborgen. Dann lag er frei vor ihm, wir konnten ihn sehen und waren, obwohl wir ihn gut kannten, fasziniert. Es existierten zwei Würfel. Der eine wurde der Würfel des Unheils genannt, der andere nannte sich Würfel des Heils. Den ersten, den negativen,
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