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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen
Autoren: T Weaver
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uns an den Spinden im Naturwissenschaftsgebäude treffen. Ich habe gewartet, aber sie ist nicht gekommen.«
    »Warum an den Spinden?«
    Sie runzelte die Stirn und sah Lindsey an. »Das haben wir immer so gemacht.«
    »Vor dem Biologiekurs?«
    »Ja. Außer wenn wir davor gleichzeitig eine Freistunde hatten. Dann sind Linds, Meg und ich meistens in die Bibliothek oder in das Gebäude für die sechste Jahrgangsstufe gegangen.«
    »War mit Megan an diesem Tag alles in Ordnung?«
    »Bestens.«
    »Sie war also nicht bedrückt oder wegen irgendetwas besorgt?«
    »Nein.«
    »Also so wie immer?«
    »Mehr oder weniger.«
    Ich merkte auf. »Mehr oder weniger?«
    Kaitlin zuckte die Schultern. »Wie ich schon der Polizei gesagt habe, hatte sie seit einigen Tagen Kopfschmerzen. Nichts Schlimmes. Nur so einen Brummschädel.«
    Ich notierte es. Dann sprachen wir über Megan im Allgemeinen. Was für ein Mensch sie gewesen war, dass sie in der Prüfung zur mittleren Reife nur Einsen geschrieben hatte. Lindsey übernahm das Reden. Es kam nicht viel dabei heraus. Das meiste deckte sich mit dem, was ich bereits von den Carvers wusste: Sie hatte die Schule und ihre berufliche Zukunft sehr ernst genommen und sich von nichts darin beirren lassen. Im Grunde genommen die merkwürdigste Ausreißerin, die man sich vorstellen konnte.
    »Hat sich Megan gut mit den Lehrern hier verstanden?«

    »Wer versteht sich denn mit Lehrern ?«, entsetzte sich Lindsey.
    »Sie hatte also zu keinem ein besonders enges Verhältnis?«
    Lindsey runzelte die Stirn.
    »Ich suche nach Gründen, warum sie verschwunden sein könnte.«
    Ihre Lippen formten ein O, als ob plötzlich der Groschen gefallen wäre, und sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. In den Naturwissenschaften haben wir sowieso hauptsächlich Lehrerinnen.«
    Ich nickte. »Ihr Dad hat erzählt, sie hätte in einer Videothek gejobbt …«
    »Ja«, antwortete Lindsay, »zwei Wochenenden im Monat. Aber ich glaube, der Laden hat vor etwa drei Monaten dichtgemacht.«
    »Okay. Und hat sie je jemanden erwähnt, der auch dort gearbeitet hat?«
    »Ich glaube nicht.« Sie hielt inne, sah Kaitlin an, erhielt aus dieser Richtung keine Hilfe und wandte sich wieder an mich. »Niemanden außer Charlie …«
    »Wer ist Charlie?«
    »Charlie Bryant.«
    » Charles Bryant?«
    Lindsay nickte wieder.
    »Der Junge, dessen Mum gestorben ist?«
    »Ja.«
    »Waren die beiden befreundet?«
    »Sie sind eine Weile miteinander gegangen.«
    »Wie lange?«
    »Ich weiß nicht … ein paar Monate.«
    »Wann war das?«
    »Nach dem Tod seiner Mum.«
    »Vor einem Jahr?«

    »Ja. Aber er war ziemlich anstrengend.« Sie verstummte, als sei ihr gerade erst der Grund dafür eingefallen. »Ich meine, schließlich hatte er gerade seine Mum verloren. Dafür muss man doch Verständnis haben.«
    »Haben sie sich deshalb getrennt?«
    »Megan meinte, er täte ihr zwar leid, aber sie würde eigentlich nicht richtig auf ihn stehen. Also hat sie nach ein paar Monaten Schluss gemacht.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er war sehr niedergeschlagen. Er hatte sie wirklich gern. Aber irgendwann war er dann darüber hinweggekommen.«
    »Hat er noch im Videoladen gearbeitet, als Megan verschwand?«
    »Ich glaube schon.«
    »Also haben sie weiterhin miteinander geredet?«
    »Ja.«
    »Und sich einigermaßen gut verstanden?«
    »Ja, würde ich so sagen …« Lindsey warf Kaitlin einen Blick zu. »Du auch, Kay?«
    Kaitlin sah mich an und nickte. Ich unterstrich den Namen Charles Bryant. »Haben Sie schon mal den Namen A. J. Grant gehört?« Ihre fragenden Mienen verrieten mir alles, was ich wissen wollte. Ich wechselte das Thema. »Haben Sie Lieblingspubs und Discos, wo Sie öfter hingingen?«
    »Tiko’s«, antwortete Lindsey wie aus der Pistole geschossen.
    »Ist das eine Disco?«
    »Ja, im West End.«
    Ich notierte es. »Noch andere?«
    Die beiden wechselten Blicke. »Eigentlich nicht«, erwiderte Lindsay. »Das heißt, wir gehen in viele Läden, aber im Tiko’s ist die Musik am besten.«
    Ich holte Megans Digitalkamera heraus und blätterte die
Fotos durch, bis ich auf das stieß, das sie vor dem Wohnblock zeigte. »Hat eine von Ihnen das aufgenommen?«
    Die beiden betrachteten das Bild. Lindsey hielt die Kamera.
    »Wo ist das?«
    Ich zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Erkennen Sie das Haus nicht?«
    »Nein«, antwortete Lindsey kopfschüttelnd.
    »Kaitlin?«
    »Nein«, sagte sie.
    Ich nickte. Als ich die Kamera wieder an mich nahm, sah ich
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