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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold
Autoren: Elizabeth Lowell
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noch sagen«, fuhr Risa fort. »Von den neun Objekten in diesem Kasten zeigt eines deutliche Reparaturspuren aus jüngerer Zeit – die Goldlegierung passt einfach nicht. Zwei andere Stücke weisen deutlich ältere Reparaturen auf, das ist aber nur ein vorläufiger Eindruck nach Augenschein. Einige der übrigen Stücke sind offenkundig reparaturbedürftig, doch das ist nicht verwunderlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind diese Stücke um zweitausend Jahre alt.«
    »Denkst du, sie sind echt?«, fragte Dana. »Ich wiederhole, dies ist eine nicht bindende, mündlich geäußerte Meinung, die ausschließlich auf einer begrenzten Augenscheinschätzung basiert.«
    Risa wartete, bis Dana den ganzen rechtlichen Klimbim aufgezeichnet hatte, bevor sie antwortete: »Ich habe nichts gesehen, was mich von meiner Meinung abbringen könnte. Noch nicht.«
    Sie hatte aber auch noch nie einen Kunstgegenstand inspiziert, dessen Anblick sie in völlige Begeisterung versetzt hätte. Einen »Showstopper«, wie ihr Chef sagen würde.
    Nach so etwas suchte Shane für die Eröffnung seiner neuen Ausstellung an Silvester. Es war genau das, was ihm noch fehlte als Höhepunkt seiner Druidenschau. Sie staunte immer wieder, wie viel Zeit er ihr dafür gab. Und wen er noch alles dafür einspannte.
    Shane hatte sein Glück zwar im Glücksspielgeschäft gemacht, aber er selbst überließ nie etwas dem Zufall.

2
Los Angeles
Freitag, den 31. Oktober
Morgens
    »Ist der Kunde einverstanden, wenn ich die Objekte manuell inspiziere?«, fragte Risa und runzelte die Stirn.
    Dana nickte. »Ja, aber wir haben sie schon fotografiert, Röntgenaufnahmen gemacht und sie verschiedentlich elektronisch untersucht, inklusive XRF und REM.«
    Ohne die Frage von Shane abzuwarten, erklärte Risa: »Röntgenfluoreszenz, um die Zusammensetzung der Metalllegierung zu bestimmen, und Rasterelektronenmikroskop für all die winzigen Details.«
    »Die Ergebnisse wurden digitalisiert«, fuhr Dana fort, »und können dreidimensional reproduziert werden. Wenn du also nicht das Risiko eingehen willst, die Objekte in die Hand …«
    Risa übertönte das Ende des Satzes mit einem lauten Lachen. »Alles, wofür ich lebe, ist der Umgang mit altem Schmuck, vor allem Goldschmuck. Qualitativ hochwertiges Gold reagiert nicht auf die Säure menschlicher Haut, was bedeutet, dass ich bei einer kurzen Prüfung eines Goldobjekts keine Chirurgenhandschuhe tragen muss.«
    »Was sollte dir das Anfassen von Gold denn mehr bringen als einfach nur den Spaß an der Freude?«, fragte Niall.
    »Kein Foto, keine 3-D-Reproduktion, kein Hologramm, kein elektronischer Scan, keine Zeichnung und kein Bericht können für mich das direkte Anfassen und In-die-Hand-Nehmen ersetzen. Beim Menschen ist nur noch die Zunge empfindsamer als die Fingerspitzen. Ich habe schon Objekte untersucht, die so fein gearbeitet waren, dass Auge und Fingerspitzen nicht ausreichten.«
    »Soll das heißen, du leckst daran?«, fragte Niall ungläubig.
    Ein amüsierter Seitenblick war ihre einzige Antwort.
    Shanes Augenlider senkten sich beinahe träge. Das war seine einzige sichtbare Reaktion auf die Vorstellung an eine Untersuchung von etwas, die Risa mit ihrer Zunge vornahm. Der Gedanke daran war zweifelsohne interessanter als all die Goldobjekte auf dem Tisch vor ihm. Die waren zwar historisch von einigem Wert, aber ihnen fehlte das Prickelnde.
    Doch das war genau das, was er suchte. Etwas, was spürbar Wirkung ausübte auf die Menschen. Goldobjekte, die geeignet waren, sogar die breite Masse und all die Ignoranten des 21. Jahrhunderts zu ergreifen und bis ins Mark zu erschüttern. Auch wenn diese Momente immer nur ein paar Sekunden dauerten, so würden die Betrachter doch unmittelbar erkennen, dass Menschen wie sie bereits vor Tausenden von Jahren gelebt hatten – wie sie selbst hatten sie Sehnsucht gehabt und gelacht, geliebt und geweint, waren gestorben und hatten sich immer wieder schöpferisch betätigt.
    Die Vorstellung, dass solch eine Ausstellung natürlich auch die Besucherströme durch die Casinos von Tannahill Inc . leiten würde, war natürlich reizvoll, doch das war nicht der Grund, warum Shane auf der Jagd nach hochwertigen Goldobjekten war. Sein Beweggrund war ganz einfach: Er verachtete die Räuber, Plünderer und Aasgeier von Kunstschätzen alter Kulturen. Von diesem leidenschaftlichen Antrieb wussten nur noch zwei andere Menschen: Dana und Niall. Shane tat alles, um es dabei zu belassen.
    Je geringer die Leute
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