Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
sehen.«
    »Genau das dachte ich auch«, sagte Beacom. Er rollte den Grundriss zusammen. »Ich sag’s ihrem Koordinator, und ich geb Ihnen Bescheid, falls es noch zu irgendwelchen Änderungen kommt. Wenn es nach mir ginge, sollten Sie beide Kopfhörer und drahtlose Mikros haben, aber Laroche wollte nicht. Hat gemeint, das würde den Vorteil, ein paar Cops unter die Gäste zu mischen, zunichte machen. Ist was dran.«
    Wenig später machte Beacom sie mit den Kollegen bekannt, die ebenfalls auf den Fundraiser angesetzt waren. Einer war ein pensionierter Feuerwehrmann, mit dem Cardinal schon oft zusammengearbeitet hatte; die anderen beiden waren junge Männer, die kaum die Highschool hinter sich hatten.
    Als sie im Wagen saßen und zum Präsidium zurückfuhren, brachte Delorme Cardinals Gefühle auf den Punkt.
    »Dieser Job«, sagte sie. »Manchmal wünschte ich mir, ich hätte mir was Befriedigenderes ausgesucht – Toilettenreinigung zum Beispiel.«

28
     
    D er berufliche Frust zusammen mit dem Verlust seines Vaters zeigten bei Cardinal allmählich erste Spuren. In den nächsten Tagen ging er nicht zur Arbeit, sondern kümmerte sich stattdessen um die traurigen Einzelheiten der Beerdigung. Es gab Besuchszeiten im Bestattungsinstitut, und dann ging es um die eigentliche Feier in der Kathedrale mit der anschließenden Einäscherung. Kelly hatte heimkommen wollen und auch Cardinals Bruder, aber der Eisregen hatte die Landebahnen schwer in Mitleidenschaft gezogen, und es gab keine einzige Flugverbindung mit Algonquin Bay, weder rein noch raus. Trotz der Beileidsbekundungen von Freunden und Kollegen und der liebevollen Anteilnahme seiner Frau merkte Cardinal, dass er immer niedergeschlagener wurde.
    Am Freitag ging er wieder zur Arbeit, und Delorme unterrichtete ihn über ihre Fortschritte bei dem Fall. Das nahm ungefähr dreißig Sekunden in Anspruch, da es keinen Fortschritt gab. Die Gerichtsmedizin hatte nichts Neues mitzuteilen, eine zweite Befragung von Dr. Cates’ Nachbarn hatte nichts Neues erbracht, und dasselbe galt für eine mikroskopische Untersuchung von Shackleys persönlichen Sachen.
    »Okay, hören Sie«, sagte Delorme. »Im Moment kriegen wir ihn nicht. Aber irgendetwas wird passieren – vielleicht in einem Monat, vielleicht in einem Jahr. Er wird einen Fehler machen, oder es meldet sich ein Zeuge, von dem wir bis jetzt nichts wissen, und dann kommt der Durchbruch. Aber im Augenblick ist er uns einfach nicht vergönnt.«
    Cardinal schloss seine Akte. Am liebsten hätte er ein Streichholz drangehalten.
    »Das Groteskeste an der Sache«, sagte er, »das, was mich wirklich wahnsinnig macht, ist, dass wir auch noch zu seinerverfluchten Fundraising-Veranstaltung müssen, verdammt noch mal.«
    »Ich weiß. Ich hab Chouinard gefragt, ob er uns da raushalten kann, aber er hat Nein gesagt.«
    »Chouinard! Ich weiß nicht, was mit den Leuten passiert, wenn sie Bosse werden, auf jeden Fall passiert es schnell.« Cardinal legte die Akte in seine Schreibtischschublade und krachte sie zu. »Wissen Sie was? Selbst wenn Laroche nicht unser Hauptverdächtiger wäre, würde ich nicht gerne seinem verflixten Kandidaten helfen. Dank Mantis und seinen Kürzungen hat mein Vater seinen Krankenhausaufenthalt im Korridor verbracht.«
    Delorme legte ihm eine warme Hand auf die Schulter.
     
    Als Cardinal und Delorme am selben Abend durch die schwarzen, leeren Straßen fuhren, sahen sie dreimal hintereinander einen Transformator in schönen, blauen Blitzen explodieren.
    Westlich der Summer Street waren die Lichter noch an. Doch die Straßenlaternen waren gefährlich heruntergedrückt. Einige waren durchgebrochen und lagen wie abgeschnittene Gliedmaßen auf dem Highway herum, ein paar davon leuchteten noch. Die Trupps der Elektrizitätswerke waren dabei, sie von der Fahrbahn zu räumen. Die Ladenpassagen und die Gewerbebetriebe, die den Highway säumten, waren wie ausgestorben und die Fahrspuren Richtung Norden leer. Doch eine lange Autokolonne kroch im Schneckentempo Richtung Marshall Road. Offenbar würde Laroches Fundraiser den Regen heil überstehen.
    »Fragt sich«, sagte Delorme, »wie viele Wähler für den Premier stimmen würden, wenn sie wüssten, dass sein hiesiger Wahlkampfleiter ein Mörder ist.«
    »Vielleicht mehr, als Sie denken. Irgendein amerikanischer Politiker hat mal gesagt: »Das Einzige, woran mein Wahlsieg noch scheitern könnte, wäre, wenn sie mich mit einem totenMädchen oder einem lebendigen Jungen im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher