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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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ja wieder den Rezeptionisten einladen“, sage ich.
    An der Rezeption macht ein alter Mann – ich schätze ihn auf Mitte siebzig – Nachtdienst.
    „Du bist gemein!“
    Orlando gibt vor, sich zu fürchten.
    Unsere Zimmer sind ebenerdig, gehen auf ein ödes, unwirtliches Gelände hinaus. Dahinter ist nichts außer Wald. Simon hat außerdem dafür gesorgt, dass unsere Zimmer nicht nebeneinanderliegen.
    „Sei nicht so kindisch. Was soll dir hier passieren?“ Ich bin müde, sehne mich nach einem Bett.
    „Jeder könnte in der Nacht hier einsteigen. In diesem Land laufen genügend Verrückte herum. Lauter Serienkiller …“, jammert Orlando.
    „Schlaf gut“, sage ich und verschwinde in meinem Zimmer.
    Simon stürzt sich, kaum hat er die Tür unseres Zimmers mit dem Fuß zugeschlagen, auf mich.
    „Lass mich bitte zuerst duschen. Ich stinke wie ein Skunk.“
    Er drängt sich mit mir in das winzige Badezimmer. Ich schubse ihn wieder hinaus. In diese Dusche passe ich kaum allein hinein.
    „Wärm einstweilen das Bett für mich vor!“, sage ich.
    Aus dem Nachbarzimmer dringt leise die klagende Melodie eines Willie-Nelson-Songs zu mir ins Bad. Ich frage mich, wer da drüben zu so später Stunde Countrymusik hört.
    Als ich frisch geduscht und eingecremt in unser Zimmer komme, schläft mein großer, starker Detective wie ein Baby, eingewickelt in die fleckige Kunststoffdecke.
    Schmunzelnd nehme ich mir ein Stück der ekeligen Decke. Vorsichtig, weil ich ihn nicht wecken will, kuschle ich mich an seinen Rücken und schlafe sofort ein.
    In der Früh habe ich jedoch Lust auf ihn.
    Simon ist halbtot. Sein bestes Stück rührt sich kaum. Ich streichle ihn zärtlich.
    Orlando trommelt an die Tür.
    Ich sage ihm auf Deutsch, dass er störe und allein frühstücken gehen soll. „Gegenüber ist ein McDonald’s. Warte dort auf uns.“
    „Warum braucht ihr Heteros immer so endlos lange? Das liegt nur an euch Frauen. Zwei Männer kommen viel schneller zur Sache.“
    „Wenn du nicht sofort verschwindest, setze ich dich morgen in Las Vegas in die nächste Maschine nach Europa.“
    „Verzeih“, sage ich zu Simon, der, obwohl er kein Deutsch spricht, anscheinend alles verstanden hat.
    In aller Ruhe mache ich dort weiter, wo ich vorhin aufgehört habe. Stöhnend lässt Simon meine Liebkosungen über sich ergehen. Doch plötzlich packt er mich an den Armen. „Beweg dich nicht. Bleib ganz still liegen. Bitte!“
    Ich frage mich zwar, was das soll, mache aber, was er sagt. Und ich bereue es nicht. Er verwöhnt mich mit seinen Händen, seinen Lippen, seiner Zunge.
    Wenn es nach mir ginge, könnte er ewig so weitermachen. Ich muss nicht unbedingt vögeln.
    „Seid ihr endlich fertig“, ertönt wieder Orlandos Stimme vom Gang.
    Sofort lässt Simon mich los und schaut mir tief in die Augen: „Ich will dich. Für immer. Nicht nur für ein paar schöne Stunden.“
    Sein Gesichtsausdruck macht mir fast Angst.
    Ich bedecke meine Blöße mit der Kunststoffdecke und erwidere seinen Blick.
    „Macht endlich weiter!“
    „Verflucht seist du, Orlando!“ Genervt schwinge ich meine Beine aus dem Bett. „Geh schon mal mit dieser Nervensäge frühstücken, damit er endlich Ruhe gibt“, sage ich verlegen zu Simon, bevor ich das Bad aufsuche.
    Als ich mich dem MacDonald’s-Laden auf der anderen Straßenseite nähere, sehe ich Simon davor stehen und telefonieren.
    Er deutet mir, hineinzugehen.
    Ich setze mich zu Orlando. Zum Glück hält er den Mund. Ich bin nicht gerade gut auf ihn zu sprechen.
    Nachdem Simon aufgelegt hat, kommt er ins Lokal gestürzt und berichtet uns, dass Jamie gestern in einem Diner an der Route 66, in der Nähe von Winslow, festgenommen worden ist.
    „Meine Kollegen fahnden noch nach Tom. Leider haben sie ihn nicht auf seiner Tankstelle im Death Valley angetroffen. Aber keine Sorge, diesen Highway-Piraten werden wir das Handwerk legen.“
    „Hoffentlich!“
    „Jamie war auf dem Heimweg von Albuquerque. Sie haben ihn in der Nähe von Flagstaff erwischt. Claire war bei ihm. Meine Kollegen haben sie auch festgenommen.“
    „Warum? Sie ist ein Opfer dieser beiden Kerle. Habe ich dir nicht gesagt, dass sie unschuldig ist? Die Typen haben sie gezwungen, mitzumachen.“
    „Beruhige dich. Genau das habe ich gerade meinem Kollegen erklärt. Sie wird höchstwahrscheinlich heute wieder freigelassen.“
    „Ich glaube dir kein Wort! Wenn ich das gewusst hätte … Du bist und bleibst eben auch ein verdammter FBI -Mann!“

Mord
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