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Blutige Verfuehrung 6

Blutige Verfuehrung 6

Titel: Blutige Verfuehrung 6
Autoren: Ina Cult
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nahm die Schätze an mich und ging damit in meinen Salon.
    Am Nachmittag kam dann ein Friseur aus Pesaro, der mir eine entsprechende Frisur zauberte. Ich sah danach aus wie eine Diva. Auch eine Kosmetikerin gab sich alle Mühe, meine Augen ausdrucksstark zu schminken, so wie ich es von ihr forderte. Ich war schließlich keine normale Braut und mein schwarzes Kleid verlangte nach starken Kontrasten. All diese Dinge lenkten mich von der Tatsache ab, dass ich noch an diesem Abend die Frau eines Mannes werden würde, den ich kaum kannte und den ich nicht liebte. Die Hoffnung, Nicholas vor diesem entscheidenden Moment wiederzusehen, hatte ich aufgegeben. Man hatte ihn gefangen und vor mir versteckt, um zu verhindern, dass er einschreiten konnte.
    Ich fühlte eine unbeschreibliche Unruhe in mir, gepaart mit der ängstlichen Erwartung, was dieser Abend für mich bereithalten würde. Würde ich die ganze Prozedur überstehen, ohne dass man mir ansah, wie unglücklich ich war? Ich sollte eine strahlende Braut abgeben, das erwartete man von mir. Doch mir war zum Heulen zumute. Der Zeiger der Uhr raste dahin.
    Ich war jetzt frisiert, geschminkt, es fehlten nur noch mein Kleid und der Brautstrauß. Ich saß zitternd vor meinem Spiegel, in dem ich mich kaum wiedererkannte. Die Kosmetikerin hatte einen Vamp aus mir gemacht. Ich sah aus, als wollte ich auf einen Kostümball gehen und nicht zu meiner eigenen Hochzeit. Meine Augen waren breit mit einem schwarzen Kajal umrundet und auf den Lidern lag ein schimmernder grauer Lidschatten, der die Farbe meiner Augen noch mehr aufleuchten ließ. Die falschen Wimpern waren so lang, dass sie mein halbes Gesicht verschatteten. Den Mund hatte sie mit einem dunklen Konturenstift umrandet und mit heller knallroter Farbe ausgemalt. Masken, wie es sie in Venedig zu kaufen gab, sahen manchmal so aus, ging es mir durch den Kopf. Bei meinen Haaren hatte ich darauf bestanden, sie nicht hochgesteckt, sondern offen zu tragen. Der Friseur war darüber nicht sehr glücklich gewesen. Doch dann hatte er mit großen Haarwicklern und einem leistungsstarken Fön genau die Frisur gemacht, die ich wollte. Meine dunklen Locken fielen völlig natürlich über meinen nackten Rücken.
    Ich ging ruhelos in meinem Salon auf und ab. Alfonso hatte mir einen Brautstrauß mit dunkelroten Rosen geschickt, der auf der Vitrine lag. Ich ging immer wieder daran vorbei und schnupperte an den Blüten. Meine Unruhe war kaum mehr zu steigern, als es an der Türe klopfte. Mein Vater streckte seinen Kopf herein.
    "Bist du noch nicht fertig?", fragte er irritiert.
    "Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen. Beeil dich!"
    Ich rannte in mein Schlafzimmer und zog mein Kleid über. Dann drapierte ich den schwarzen Schleier um meinen Kopf und zog ihn probeweise vors Gesicht. Doch das war zuviel. Schließlich warf ich ihn mir über die Schultern. Das Diadem in meinem Haar glitzerte beim Kerzenschein und ich sah wirklich aus wie eine dunkle Prinzessin. Ich überlegte noch einmal kurz, wie die Zeremonie ablaufen sollte und hoffte, dabei keinen Fehler zu machen, dann begab ich mich in den Salon meines Vaters. Er wartete schon ungeduldig auf mich.
    Er sah mich von Kopf bis Fuß an, und sagte dann:
    "Wenn du nicht meine Tochter wärst, würde ich jetzt um deine Hand anhalten." Ich versuchte ein Lächeln, das mir aber misslang. Meine Anspannung war noch immer so stark, dass meine Hände zitterten, als ich meinem Vater in sein schwarzes Jackett half. Er bemerkte es und zog mich in seine Arme.
    "Keine Angst, liebe Lucia, es wird schon gut gehen!", sagte er in besänftigendem Ton. Ich hatte das Gefühl, dass ihm selbst nicht ganz wohl war, denn das was uns jetzt bevorstand, würde ihn endgültig seines Amtes entheben. Der Visconti war dann der amtierende Fürst an meiner Seite und mein Vater musste abdanken. Vielleicht war er sich dieser Tatsache noch nicht wirklich bewusst gewesen. Mein Vater rief Silvio an, um zu erfahren, ob bereits alle Gäste im Saal versammelt waren, denn Silvio war für heute Abend der Zeremonienmeister.
    Als er aufgelegt hatte, sagte er zu mir:
    "Es ist soweit, wir werden uns jetzt auf den Weg machen."
    Der Balkon war von Zuschauern gesäumt, deren Gemurmel verstummte, als wir an ihnen vorbeigingen. Ich fühlte wie mir alle Augen folgten und musste mich auf jeden meiner Schritte konzentrieren. Noch nie war ich so aufgeregt und gleichzeitig traurig gewesen, wie in dem Moment, als sich die Türe zum Saal öffnete. Viele
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